Besonders schnell geht es fast nie, bis ein neuer technischer Standard eingeführt wird. Bei DVB-T2, der neuen digitalen TV-Technik für den Antennenempfang wird es noch einige Jahre dauern – und solange sollten Fernsehzuschauer auch die Füße stillhalten.
Richtig ist, dass der bisher eingesetzte DVB-T-Empfänger unbrauchbar ist, wenn DVB-T2 kommt. Die derzeit genutzten Frequenzen werden versteigert und sind nicht mehr für das digitale Antennenfernsehen nutzbar.
Als Ersatz steht ab 2017 flächendeckend DVB-T2 zur Verfügung. Mit diesem Standard aber kommen die zur Zeit eingesetzten DVB-T-Empfänger nicht zurecht. Mittelfristig muss also ein neues Gerät her.
Richtig ist auch, dass in den derzeit im Handel verfügbaren Fernsehern und Empfänger DVB-T2 drin ist, wenn es draufsteht. Falsch aber ist, dass man damit für die Zukunft des digitalen Antennenfernsehens – zumindest in Deutschland – gerüstet ist und bei vermeintlichen Schnäppchen schon zuschlagen sollte.
In den meisten Nachbarländern ist DVB-T2 an den alten Kompressionsstandard Mpeg-4 gekoppelt. Da Deutschland aber erst später nachzieht, wird hierzulande der neuere Standard HEVC (High Efficiency Video Coding) verwendet.
DVB-T2 alleine reicht nicht aus
Nur Fernseher und Empfänger also, die sowohl DVB-T2 als auch HEVC bieten, sind zukunftssicher. Auf diesen Zusatz sollten Kunden achten. Diese Geräte aber sind noch nicht verfügbar. Bei den Herstellern sind erst jetzt die notwendigen technischen Spezifikationen angekommen.
Es ist also dringend davon abzuraten, sich bereits jetzt einen Fernseher mit eingebautem DVB-T2-Empfänger oder einen entsprechenden Decoder nur zu kaufen, um sich schon mal auf die Umstellung auf die neue Antennentechnik vorzubereiten. Das gilt für Geräte, die in den Regalen der Elektronikmärkte liegen, ebenso wie für solche, die man online bestellen kann. Diese sind in der Regel für den Einsatz in anderen europäischen Märkten konzipiert worden.
Nicht nur DVB-T2 soll das Fernsehen über Antenne verbessern und die Programmvielfalt erhöhen, auch der Kompressionsstandard HEVC hilft dabei. Er liefert eine höhere Bildqualität bei gleicher Datenrate. Die kann sich dabei um die Hälfte reduzieren.
Frühestens zur Fußball-EM lohnt sich ein Kauf
Über eine Software-Aktualisierung wird sich HEVC nicht nachrüsten und damit auf die in Deutschland unbrauchbaren DVB-T2-Empfänger spielen lassen. Es wird aber Boxen mit HEVC-Technik geben, die an den alten Fernseher angeschlossen werden können.
In Hektik braucht niemand zu verfallen. In diesem Jahr wird es zwar die ersten Übertragungen geben, das aber sind Tests von Technikern, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Die ersten Pilotversuche starten 2016, einige wohl zur Fußball-Europameisterschaft im Juni und Juli kommenden Jahres. In welchen Regionen dann das hoch auflösende DVB-T2-Signal in Deutschland zu sehen sein wird, ist aber noch nicht klar.
Wen die EM nicht interessiert, der hat Zeit bis mindestens 2017. Dann rollt die flächendeckende Einführung an, zuerst in einigen Großstädten und Ballungsräumen. Erst 2019 soll DVB-T2 – zusammen mit dem daran gekoppelten HEVC – bundesweit verfügbar sein.