Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat seine Pläne für einen neuen Wehrdienst vorgestellt. Demnach sollen alle Männer, die 18 Jahre alt werden, einen Fragebogen verpflichtend ausfüllen und an die Bundeswehr zurücksenden. Pistorius geht davon aus, dass von den rund 400.000 möglichen Rekruten eines Jahrgangs 40.000 bis 50.000 junge Männer angeben werden, Interesse am Dienst in der Bundeswehr zu haben. Sie würden zur Musterung eingeladen werden. „Diese Musterung ist verpflichtend“, sagte Pistorius am Mittwoch auf einer Pressekonferenz.
Im Kern erhalten die Pläne von Pistorius keine Wehrpflicht, der Verteidigungsminister sprach von einem „Auswahl-Wehrdienst“. „Es sollen diejenigen für den Wehrdienst ausgewählt werden, die am fittesten, am geeignetsten und am motiviertesten sind.“
Verpflichtend ist für alle wehrfähigen Männer das Ausfüllen des Fragebogens. Dabei würde neben Qualifikation, Interessen, Neigungen und sportlichen Aktivitäten insbesondere abgefragt, ob Interesse am freiwilligen Dienst bei der Bundeswehr bestehe. Auch Frauen, die 18 Jahre alt werden, sollen angeschrieben werden. Das Ausfüllen des Fragebogens wird für sie aber freiwillig bleiben.
Mit dem neuen Wehrdienst sollen der Bundeswehr jährlich 5000 zusätzliche Rekruten zur Verfügung stehen. Ziel sei es, diese Zahl jedes Jahr noch zu steigern. Die Auserwählten sollen einen Grundwehrdienst von sechs Monaten leisten oder sich für bis zu 23 Monate verpflichten können.
Seit 13 Jahren ist die verpflichtende Ableistung des Grundwehrdiensts bei der Bundeswehr allerdings ausgesetzt. Aufgrund des russischen Angriffskrieges in der Ukraine und der geänderten Sicherheitslage in Europa sieht Pistorius die Notwendigkeit, das Personal der Bundeswehr aufzustocken.
Mit der Reform soll vor allem die Zahl der Reservisten erhöht werden, die über eine Grundausbildung bei der Truppe verfügen und im Bedarfsfall eingezogen werden könnten. Rund 200.000 neue Reservisten will der Minister durch die Reform „generieren“. Die Zahl der aktiven Soldaten soll auf rund 200.000 steigen, im Moment sind es etwa 181.000. Langfristig soll die Bundeswehr dann etwa 460.000 Soldaten umfassen – in dieser Zahl werden Reserve und Aktive zusammengezählt.