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Meinung Zeitenwende

Schickt die Bundeswehr in die Schulen!

Ein Jugendoffizier in einer Schulklasse in Bamberg Ein Jugendoffizier in einer Schulklasse in Bamberg
Ein Jugendoffizier in einer Schulklasse in Bamberg
Quelle: picture alliance/dpa
Durch das neue Konzept von Boris Pistorius für den Wehrdienst müssen sich junge Menschen mit der Bundeswehr auseinandersetzen. Deshalb ist es wichtig, dass Jugendoffiziere die Schüler informieren. Schulen sollten offen dafür sein, sagen unsere Gastautoren, zwei Bundestagsabgeordnete der CDU.
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Wissen Sie eigentlich, was ein Jugendoffizier macht? Oft stellt man sich unter diesem Begriff Soldatinnen und Soldaten vor, die in Schulen gehen und versuchen, Minderjährige für die Bundeswehr zu werben. In Wahrheit geht es um pädagogisch ausgebildete Männer und Frauen, die Schülerinnen und Schüler objektiv sicherheitspolitisch bilden.

Sie verfolgen dabei den Dreiklang aus Informieren, Erklären und Einordnen. Auf Grundlage des Beutelsbacher Konsenses, der in Deutschland für politische Bildung gilt, vertreten Jugendoffiziere nicht offensiv eine bestimmte Meinung oder Einstellung, sie diskutieren kontrovers und befähigen Schülerinnen und Schüler dazu, auf solider Informationsbasis eigene Meinungen zu entwickeln. Wie alle Soldatinnen und Soldaten unserer Bundeswehr sind sie dabei Staatsbürger in Uniform – fest auf dem Boden des Grundgesetzes stehend und aktiv für den Schutz der freiheitlich-demokratischen Grundordnung.

Staatsbürger in Uniform – das ist auch der Anspruch, den wir als Gesellschaft an die Frauen und Männer der Bundeswehr haben. Sie sollen Deutschland und seine Bevölkerung nicht nur verteidigen, sondern die Gesellschaft repräsentieren und in ihr verankert sein. Diese Verankerung ist seit dem Aussetzen der Wehrpflicht vor 13 Jahren leider schwächer geworden. Es findet weniger Austausch zwischen Soldaten und dem Rest der Bevölkerung statt, weil faktisch nicht mehr jeder mindestens ein Familienmitglied hat, das in den Streitkräften gedient hat.

Das Konzept von Boris Pistorius, nun an jeden volljährig Werdenden einen Fragebogen zu verschicken, wird ab 2025 zumindest zu einer einmaligen, oberflächlichen Beschäftigung mit der Bundeswehr führen. Dennoch kommen Schülerinnen und Schüler seit 2011 automatisch weniger in Kontakt mit der Bundeswehr und damit leider auch weniger mit sicherheitspolitischen Themen. Sicherheits- und Verteidigungspolitik sind jedoch aktueller denn je. In Europa herrscht Krieg, mit allen dramatischen Folgen in erster Linie für die Ukraine, aber auch mit Auswirkungen auf uns in Deutschland und der Europäischen Union.

Die Kompetenz, geopolitisch komplexe Sachverhalte, beispielsweise den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, einordnen zu können, muss Schülerinnen und Schülern unbedingt vermittelt werden. Hierzu sind nicht nur Politiklehrkräfte, sondern auch Jugendoffiziere ausgebildet und geeignet. Die Zeitenwende muss gesamtgesellschaftlich verinnerlicht werden. Ohne Sicherheit ist alles nichts, dazu müssen wir mehr Geld, Zeit und Mühe investieren – und zwar jeder Einzelne. Gesamtstaatliche und gesamtgesellschaftliche Resilienz gibt es nicht zum Nulltarif. Sie gibt es erst recht nicht in einer Gesellschaft, die ein grundsätzliches Misstrauen den Männern und Frauen der Bundeswehr entgegenbringt, die bereit sind, ihr Leben für sie zu geben.

Diskussion über Krieg und Frieden

Die Notwendigkeit, in Schulen über die Bundeswehr und Sicherheitspolitik zu informieren und zu diskutieren, hat ebenfalls die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl (SPD), schon lang erkannt. Auch in ihrem jüngsten Bericht sieht sie die Rolle von Jugendoffizieren als zentral an für eine breite, öffentliche Debatte um Krieg und Frieden, um die Rolle und Aufgaben der Bundeswehr. Selbst die Ampel-Regierung hat in Person der Bundesbildungsministerin geäußert, dass die Schulbesuche und Diskussionen von Jugendoffizieren wichtig sind. Auf unsere Nachfragen, was genau die Bundesregierung unternimmt, um die Jugendoffiziere zu unterstützen und mehr Besuche in Schulen zu ermöglichen, steht die Bundesregierung leider blank da.

Erst vor wenigen Wochen hatten wir einige Jugendoffiziere zu Gast im Bundestag. Sie haben begeistert von ihrer Arbeit mit jungen Menschen berichtet. Die sicherheitspolitischen Diskussionen würden von den Schülerinnen und Schülern gut angenommen – durch alle Bundesländer und Schulformen hinweg. Dennoch erleben Jugendoffiziere auch Vorbehalte, und es gäbe durchaus Unterschiede, wohin sie eingeladen werden. Sobald sie einmal in einer Schule zu Gast waren, würden sie in den meisten Fällen regelmäßig eingeladen, weil auch Schulleiter, Lehrkräfte und Eltern sich vom Nutzen der sicherheitspolitischen Bildung überzeugen konnten.

Die Arbeit der Jugendoffiziere braucht mehr Sichtbarkeit und entschlossene, politische Rückendeckung. Zusammen mit den Ländern müssen wir Wege finden, Kooperationsprojekte zwischen Schulen und Jugendoffizieren flächendeckend auszurollen. Es gehört zur demokratischen Willensbildung, objektiv und gut informiert zu sein. Gerade im Bereich der zentralsten Aufgabe eines Staates: die Sicherheit der eigenen Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten.

Dafür sollten Lehrkräfte bereits während ihres Studiums über die tatsächlichen Angebote der Jugendoffiziere informiert werden. So kann Vorbehalten und Zweifeln bereits früh begegnet werden. Auch auf Elternabenden kann die Arbeit der Jugendoffiziere thematisiert, können Einwände aus der Elternschaft kritisch diskutiert werden. Ziel sollte es sein, dass jede Schülerin und jeder Schüler ab der 9. Klasse einmal pro Schuljahr die Gelegenheit zum sicherheitspolitischen Austausch mit einem Jugendoffizier erhält.

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Dies wird sicherlich eine Ausweitung der personellen Kapazitäten der Jugendoffiziere mit sich bringen müssen. Auch für die informierte Entscheidung, ob man Wehrdienst leisten möchte oder nicht, die nach dem Konzept des Verteidigungsministers wieder relevanter werden wird, ist es unerlässlich, sicherheitspolitisch gebildet zu sein.

Deutschlands Bildungssystem braucht eine offene Haltung für die Angebote der Jugendoffiziere. So stellen wir zum einen sicher, dass Schülerinnen und Schüler schon früh sicherheits- und geopolitische Zusammenhänge kritisch diskutieren und einordnen lernen. Und wir ermöglichen zum anderen, dass die Arbeit der Bundeswehr wieder dort verankert ist, wo sie es sein sollte: in der Mitte unserer Gesellschaft.

Serap Güler und Thomas Jarzombek sind Abgeordnete der CDU im Deutschen Bundestag.

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