Ein Leben ohne Streamingdienste ist für viele mittlerweile unvorstellbar. Sie bringen dir komfortabel die Filme und Serien ins eigene Wohnzimmer, die du auch gerade wirklich sehen willst – egal wann und wo. Mittlerweile ist das Angebot riesig: Netflix, Amazon Prime Video, Paramount Plus, Disney Plus, Sky Wow, RTL Plus und viele mehr werben um die Gunst der Abonnenten – und lassen sich dabei immer wieder etwas Neues einfallen.
Laut einer Statista-Umfrage hat bei den deutschen Zuschauern bislang der Streamingdienst aus dem Haus Amazon die Nase vorn, gefolgt von Netflix. Auf Platz Drei findet sich Disney Plus wieder – und der Anbieter ist gerade auf dem besten Wege, zu den beiden Konkurrenten aufzuschließen, mehr noch, sie vielleicht sogar zu übertrumpfen.
Doch zunächst eine Frage an dich:
Disney Plus holt auf: Das sind die Gründe
Seit gut drei Jahren kann man auch in Deutschland ein Abo für Disney Plus abschließen. Dank des großen Titelangebotes aus dem „Star Wars“- sowie „Marvel“-Universum und dem ebenso großen Katalog an Disney-Klassikern konnte der Streamingdienst bereits im ersten Jahr weltweit über 60 Millionen zahlende Abonnenten für sich gewinnen. Doch das ist nichts im Vergleich zu Netflix damals – mit mehr als 200 Millionen Kunden.
Mittlerweile hat Disney jedoch den Anschluss geschafft: Im dritten Quartal 2023 kann die Streamingplattform laut Geschäftsbericht weltweit mehr als 146 Millionen Abonnements verzeichnen, bei Netflix sind es rund 247 Millionen, bei Amazon Prime 175 Millionen. Hierzulande hat jedoch der Service von Amazon die Nase vorn. Das Nutzerwachstum von Disney Plus stieg im deutschen Raum allerdings stärker an, als das der Mitbewerber: Gaben 2022 noch 33 Prozent an, in den vergangenen zwölf Monaten den Service genutzt zu haben, waren es im Folgejahr 44 Prozent. Dieser Anstieg ist höher als bei Netflix und Amazon Prime.
Ein Grund könnte der immer größer werdende Disney-Kosmos sein. Wer ein Abo für Disney Plus abschließt, bekommt nicht nur „Star Wars“, Marvel, Disney und Pixar auf den Bildschirm. Auch die renommierten Dokumentationen von National Geographic, Serien der Studios FX, 20th Century, Searchlight, der Sportkanal ESPN und ABC-Network gehören zum Angebot. In Deutschland werden außerdem die meisten Serien des US-amerikanischen Streamingdienstes Hulu über Disney Plus exklusiv gestreamt – eine Partnerschaft, die nun noch weiter ausgebaut wird und ein Schlüssel zum Aufstieg von Disney Plus an die Spitze der Streamingbranche sein könnte.
Ab Dezember gehört Hulu nämlich komplett zu Disney
Der Micky-Maus-Konzern übernimmt dann die restlichen 33 Prozent der Anteile an Hulu, die bislang beim Kabelnetzbetreiber Comcast lagen – zum Preis von knapp 8,6 Milliarden US-Dollar (umgerechnet etwa acht Milliarden Euro). Das berichtet das Branchenmagazin „Variety“. Ein lukrativer Deal, denn in den USA verbringen die User wesentlich mehr Zeit mit den Serien und Filmen auf Hulu als mit denen auf Disney Plus. Laut „Variety“ hatte ersterer im August 2023 einen Anteil von 9,4 Prozent, Disney Plus gerade mal 5,2 Prozent. Hulu hat bislang rund 48 Millionen zahlende User – und mit der Integration in die Walt-Disney-Company könnten diese rein theoretisch mit Disney Plus verschmelzen.
So hätte der Streamingdienst mit einem Schlag knapp 200 Millionen zahlende Abonnenten weltweit und wäre damit die Nummer zwei – und gar nicht mehr so weit entfernt von Netflix. Bereits im Mai dieses Jahres verkündete Disney zumindest Pläne, dass man vorhabe, den gesamten Inhalt von Disney Plus, Hulu sowie ESPN Plus in einer App zu bündeln, wie diverse Medien berichteten. Unter welchem Namen das Angebot dann zu finden sein wird, ist offen – wahrscheinlich wird es aber Disney Plus heißen.
Netflix und Co. wird Druck gemacht: mit neuen Abo-Modellen
In jüngster Vergangenheit machte vor allem Branchenprimus Netflix mit der Umgestaltung seiner Abo-Strukturen Schlagzeilen. Erst im Mai schränkten die Kalifornier das kostenlose Teilen eines Nutzerkontos in Deutschland ein. Im Oktober verkündete das Unternehmen zudem in einem Brief an die Aktionäre, das bislang preisgünstige Basic-Abo ohne Werbung in einigen europäischen Ländern, darunter auch Deutschland, abzuschaffen.
Nun ist die günstigste Möglichkeit, die Inhalte auf Netflix zu genießen, das Abo-Modell mit Werbeinhalten – das jedoch nicht alle Filme und Serien beinhaltet. Der Unmut bei potenziellen Neuabonnenten oder solche, die Netflix nur gelegentlich nutzen, ist groß. Allerdings sind Anpassungen im Abo-Modell für die Gewinnung von Neukunden nicht ungewöhnlich und sogar notwendig. Auch Disney Plus geht diesen Schritt aktuell – gestaltet seine neuen Abo-Modelle jedoch um einiges attraktiver.
So kündigte die Plattform Anfang November an, ebenfalls ein werbefinanziertes Abo für 5,99 Euro einzuführen. Im Gegensatz zu Netflix haben auch diese Nutzer vollen Zugang zum üblichen Disney-Plus-Angebot. Zusätzlich werden im Junior-Modus für Kinder bis zwölf Jahre auch im Werbe-Abo keine Werbeinhalte angezeigt. Anders als bei Netflix wird innerhalb von Filmen auch keine Werbung eingespielt, sie wird nur vor und nach den Filmen gezeigt, ähnlich wie im Kino. Neben dem Account mit Werbung führt Disney Plus nun auch einen Premium-Account ein, der Inhalte in 4K streamt, zum Preis von 11,99 Euro pro Monat. Das Standard-Abo mit HD-Streaming liegt bei monatlich 8,99 Euro.
Für Bestandskunden gibt es im Zuge dieser Umstellung bei Disney Plus sogar ein Upgrade: Sie können weiterhin zum alten Abopreis von 8,99 Euro im Monat beziehungsweise 89 Euro im Jahr Inhalte in 4K streamen. So öffnet sich das Angebot gleichzeitig für Neue und vergrault die alten Kunden nicht.
Es könnte sein, dass diese Strategie für Disney Plus schon bald Früchte trägt – und Netflix dadurch noch mehr in Bedrängnis gerät. Vielleicht der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt – denn mit einigen Dingen sind Netflix-User schon länger unzufrieden: