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Warum Depeche Mode eine Uhr mit Totenkopf bauen lässt

Textchef ICON / Welt am Sonntag
Nach dem Tod von Andrew Fletcher machen Dave Gahan und Martin Gore als Duo weiter Nach dem Tod von Andrew Fletcher machen Dave Gahan und Martin Gore als Duo weiter
Alive and kickin‘: Dave Gahan und Martin Gore von Depeche Mode
Quelle: Hublot
Mit ihrem Album „Memento Mori“ ist die Band bei letzten Dingen angekommen. Bei Konzerten präsentieren sie sich quicklebendig. Vor der ausverkauften Show in Berlin präsentierte das Duo ihre neue Kollaboration mit Hublot.
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Der Beruf des Popstars hat in den vergangenen Jahrzehnten entschieden an Attraktivität verloren. Wer als Bewerber nicht aufpasste, fand sich in einer wahllos zusammengecasteten Truppe wieder, die weder Glamour ausstrahlte noch Ruhm einbrachte, noch gut bezahlt wurde. Die Möglichkeit totalen Scheiterns, eine eingeschränkte Privatsphäre und Nachtarbeit gehören seit jeher zu den Minuspunkten im Entertainment-Geschäft – und so fällt die Bilanz nüchtern betrachtet eher dürftig aus. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass sich Plattenbosse und Veranstalter heute besonders gern auf Bewährtes verlassen, auf Künstler, deren Ruf seit Jahrzehnten so stabil geblieben ist, wie es eben möglich war, und von denen man weiß, dass sie auf der Bühne hart arbeiten.

In dieses Profil fallen unter anderem die Gentlemen von Depeche Mode, die mit ihrem stampfenden Maschinen-Sound gerade in der Bundesrepublik, dem Land des Maschinenbaus, volle Arenen garantieren. Da macht es auch nichts, dass von der Originalbesetzung nur noch Martin Lee Gore und Dave Gahan übrig sind. Im Rampenlicht werden den beiden magische Kräfte nachgesagt, und das wiederum zieht Leute an, die gern mit ihnen zusammenarbeiten, wie beispielsweise die Uhrenbauer von Hublot. Der Legende nach rannten Gore und der damalige Markenchef Jean-Claude Biver 2009 in Prag ineinander und wollten rasch miteinander kooperieren. Es spricht nicht gegen die Beteiligten, dass sie sich nun schon knapp 15 Jahre lang die Treue halten.

Zur Präsentation des neuesten Entwurfs haben die Partner in ein herausgeputztes Fabrikloft in Berlin-Schöneberg eingeladen. Das passt, die ersten Alben der Band entstanden in den 80er-Jahren in den Hansa-Studios, umgeben von Heroin in Massen, einer Mauer und den Trümmern einer linken Ideologie, deren Vertreter es oft genug zu ihrem Hauptanliegen gemacht hatten, sich mit Polizisten zu prügeln. Wenn man nicht aufnahm, ging man gern ins Schöneberger „Café M“ – dort saßen auch Gestalten wie David Bowie (schwer drauf), Iggy Pop (schwer zu vermitteln) und Blixa Bargeld (schwer poetisch).

Doch über all das will Martin Lee Gore diesmal nicht lang sprechen. Er sitzt auf seinem Stuhl neben Dave Gahan, trinkt Wasser und lässt viel Platz für den Hublot-Chef Ricardo Guadalupe und vor allem für Ben Goldsmith vom Conservation Collective; diese Organisation hat sich dem Klimaschutz verschrieben, und die Band promotet sie, wann immer sie kann. Goldsmith, ein Mann im blauen Flanellsakko, hat zwei Botschaften mitgebracht: Erstens, dass nur drei Prozent des Geldes, das jährlich für wohltätige Zwecke gespendet wird, dem Schutz des Klimas dient, zweitens, dass schon kleine Beträge einen großen Unterschied machen können. Um das zu untermauern, erzählt Goldsmith die Geschichte der Blauwale. In den 70er-Jahren seien sie so gut wie ausgerottet gewesen, bis jemand auf heutige Kurse umgerechnet den Betrag von 50.000 Euro in die Hand genommen habe – nun hätten sich die Bestände erholt. Obwohl die internationale Presse und die Kunden im Publikum natürlich rasch den neuen Zeitmesser sehen wollen, folgen die Anwesenden dem Umweltschützer.

Zifferblatt mit Totenkopf: Hublot „Spirit of Big Bang Depeche Mode“
Zifferblatt mit Totenkopf: Hublot „Spirit of Big Bang Depeche Mode“
Quelle: Hublot

Bis der Moment kommt: Die Uhr entpuppt sich als rechteckiges Konstrukt mit einem Totenkopf auf dem Zifferblatt und beweglichen Kügelchen, die das Verrinnen der Zeit darstellen. „Memento Mori“ heißt das jüngste Album von Depeche Mode, das Erste, das die Band nach dem unerwarteten Tod ihres Gründungsmitglieds Andrew Fletcher im Jahr 2022 veröffentlicht hat. Die Songs beschäftigen sich mit Obsessionen genauso wie mit Katharsis – die Gruppe stand schon immer für großes Gefühl, und sei es noch so beklemmend, sonst wäre sie ja gar nicht mehr dabei.

Vor den Kunden übernimmt Gore das Reden, Gahan sitzt mit einer Sonnenbrille daneben und lässt ihn walten. Er weiß, dass er zum Kreis jener Männer gehört, deren Schweigen cool wirkt. Für die beiden Bandmitglieder ist nach der Interview-Session Schluss, sie haben am nächsten Tag ein Konzert in der Mercedes-Benz Arena, und da brauchen sie in ihrem Alter – beide zählen mehr als 60 Jahre – ein bisschen Ruhe.

Am Tag des Konzerts will sich der Kopf schon Stunden vor dem Auftritt mit nichts anderem mehr beschäftigen. Die 80er-Jahre sind vielleicht eine Weile her, aber für die Generation 50+ sind die Songs wie „People Are People“ oder „Enjoy The Silence“ musikalische Muttermilch, oft genug waren sie die erste Berührung mit dem Phänomen Pop überhaupt. Das Beste daran: Um „Dieh Ämm“ cool zu finden, musste man nicht einmal Englisch sprechen. Also zur Vorbereitung auf den Abend schnell noch einmal die größten Hits auf YouTube hören; selbstredend hat die Combo inzwischen nicht mehr den Vorzug des Überraschenden, und die Setlist variiert nach Angaben von Hardcore-Fans kaum mehr. Aber das macht es nur noch besser: Man ist an einen Ort, an dem aller Erfahrung nach ganz bestimmt gute Dinge passieren werden.

Look at that: Dave Gahan und Martin Lee Gore von Depeche Mode
In Würde altern: Dave Gahan und Martin Lee Gore von Depeche Mode
Quelle: Hublot

Dazu kommen weitere Erinnerungsfetzen: Als die Gruppe im Oktober 1981 mit „Just Can’t Get Enough“ an den Start ging, sorgten schon Dave Gahans Lederdress und Igelschnitt im Videoclip für die Erkenntnis, dass es das jetzt war mit dem Späthippie-Kram der Siebziger, mit langen Haaren, Bärten und Utopien. Vier Jungs aus dem englischen Basildon – damals eine Stadt voller Sozialbauten, gegen die die westdeutsche Neue Heimat wie eine Ansammlung von Grandhotels wirkte – hatten all das einfach so beiseite gewischt. Depeche Mode ließ Songs mit harten Beats und Klangflächen aus Synthesizern folgen, dazu servierte die Band Schwarz-Weiß-Videos und Anspielungen auf SM-Erotik.

Das zog gewaltig: Wo immer man zum Ende der 80er-Jahre auftauchte, wartete ein Stadion voll kreischender Teens. Doch als das Jahrzehnt sich verzog, war nichts mehr von dem angesagt, was die Gruppe im Angebot hatte. West-Berlin war ebenfalls verschwunden, und Dave Gahan ging ins Dunkel, in die Abgründe einer Junkie-Existenz, die er nur knapp überlebte. Aber pünktlich, als er aussah wie ein weiterer Mann, den sein Ruhm umbringen würde, schenkte der Frontman sich und den Fans das Wunder einer Wiedergeburt, auch darin ganz ein Popstar der alten Schule, einer, der seine Leiden stellvertretend für die Fans durchmachte, die nun eine bürgerliche Existenz aufbauten.

Erste Platte als Duo
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Und um es gleich vorwegzusagen: Was an diesem Abend in Berlin dann auf der Bühne passierte, sprengte alles, was man dieser Band zugetraut hätte, wobei die Erwartungen hoch waren. Die Halle ist mit 17.000 Zuschauern ausverkauft, die meisten Besucher sind im Alter zwischen 40 und 60 Jahren. Der Auftakt ist verhalten, „My Cosmos Is Mine“ vom aktuellen Album, irgendetwas Aktuelles müssen sie ja bringen. Doch spätestens bei der dritten Nummer, bei „Walking In My Shoes“ ist das Publikum von Martin Lee Gores Anblick im Glitzerkostüm hinter seinem Turm aus Synthesizern gebannt, verfolgt jede Bewegung Dave Gahans, als hinge davon tatsächlich etwas ab, es schwitzt und jubelt.

Martin Lee Gore nicht im Glitzerkostüm, sondern schlichten Pullover
Martin Lee Gore nicht wie auf der Bühne im Glitzerkostüm, sondern in schlichtem Pullover
Quelle: Hublot

Der Band ist bekannt, dass selbst Texte sitzen, die mehr als 40 Jahre alt sind, und sie spielt mit diesem Wissen. Wieder und wieder hält Gahan der Menge das Mikro hin, wieder und wieder singt sie den Song weiter, ohne dass der Shouter sie durch plumpe Vertraulichkeiten dazu animieren müsste, wie es manche Kollegen nötig haben. Der Drummer Christian Eigner entpuppt sich als das, was Musiker mit höchstem Respekt „ein Tier“ nennen – und der Keyboarder Peter Gordeno wird an diesem Abend 60 Jahre alt: 15.000 Menschen singen „Happy Birthday“, ohne dass sich das sentimental-schunkelig anfühlt, die Minuten rennen, kurz vor dem Ende mit „Personal Jesus“ explodiert zum Druck von „Never Let Me Down Again“ das Brustbein, die reine Befreiung, ein Gefühl, das sich lange nicht mehr eingestellt hatte. Dann ist es vorbei. Irgendwie haben es Depeche Mode in zweieinhalb Stunden geschafft, den Laden zu zerlegen – sachgerecht, unwiederbringlich, die Erinnerung daran wird bleiben. Womöglich war man gar nicht auf einem Konzert, sondern auf einer Messe mit all ihrer wunderbaren Liturgie und dem Versprechen von Erlösung. Was für ein Abend. Was für Männer.

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