Huch, wie lustig! Und das bei Rolex? Man muss sich nämlich die Neuheitenpräsentation der Schweizer auf ihrem Messestand eher als eine ernste Angelegenheit vorstellen. Da wird recht zackig und hochkompetent ein ganzes Arsenal an Uhren vorgestellt, die von den ebenfalls kompetenten Journalisten mittels Lupe detailliert betrachtet, kommentiert und analysiert werden. Allein dorthin überhaupt Zugang zu bekommen ist eine ernste Angelegenheit.
Wobei – seitdem sich die Messe in Basel in Unwohlgefallen aufgelöst hat und die Megaplayer wie Patek Philippe und Rolex und einige andere Marken mit den Kollegen von der Richemont-SIHH-Messe in Genf zur „Watches and Wonders“ (was schon vom Namen her dem ganzen Zauber viel mehr gerecht wird) zusammengeschlossen haben, also seither entsteht der Eindruck, dass die legendäre rolexsche Verschlossenheit einer gewissen Freundlichkeit weicht.
Schon der Stand, immer noch ein gigantisches Powerhouse mit 2000 Quadratmetern, wirkt viel einladender als in Basel. Und da ist es eben nur konsequent, dass zwischen all den soliden Neuheiten auch diese Oyster Perpetual Day-Date 36 zur Kenntnisnahme in den vorschriftsmäßigen Handschuh gereicht wird. Ein Spielzeug. Natürlich hat Rolex schon immer auf Spezialwunsch crazy Objekte hergestellt, aber dieses lustige Modell soll in Serie gehen – wobei für Deutschland nur einige wenige Exemplare vorgesehen sind, was einem natürlich zu denken geben kann.
Wer glaubte, mit den (sehr erfolgreichen) Pastellfarben vorheriger Oyster-Modelle wäre das Spaßthema abgehakt, findet nun im Gegenteil eine weitere (in der Szene viel diskutierte) Spielerei in der Bonbonniere. Die Day-Date 36 kommt mit „Gefühl für jede Zeit“, wie es so schön im Pressetext heißt. So tauchen in dem Wochentagfenster auf der Zwölf Begriffe wie „Love“, „Peace“ oder „Hope“ auf, statt Datum zeigt das Fensterchen auf der Drei 31 eigens für die Uhr entworfene Emojis an. Herzchen, Regenbogen, Spielkarten, Sonnenbrille, Billardkugeln – Tage wie diese statt nüchterner Zahlen. Auf das in Grubenschmelztechnik emaillierte Zifferblatt sind Puzzleteile gepurzelt, Symbole für das Leben, das sich im Laufe der Zeit zusammenfügt.
Schön, wenn es so bunt ist. Liebe, Friede, Hoffnung. Natürlich ist das im großen Kontext gemeint. Wobei Hoffnung auch ganz banal daherkommt, wenn es um die Uhren aus Genf geht: Kaufen wollen und das nötige Kleingeld dafür zu haben, das bedeutet nicht automatisch, es auch tun zu können. Weil schlicht keine Ware verfügbar ist. Da hätten sich die konsumverachtenden Vandalen kürzlich in Berlin ihre Farbe an den Boutiquefenstern am Kurfürstendamm sparen können. Rolex-Kunden haben längst gelernt, dass selbst Luxuskonsum eine gewisse Demut verlangt.