Schwere Kämpfe im Osten

Russland greift Ukraine in mehreren Wellen mit Kamikaze-Drohnen an

Eine russische Shahed-Drohne, auch Kamikaze-Drohne genannt, fliegt am Himmel über der Ukraine (Archivbild).

Eine russische Shahed-Drohne, auch Kamikaze-Drohne genannt, fliegt am Himmel über der Ukraine (Archivbild).

Kiew. Die schweren Kämpfe im Osten der Ukraine halten nach Angaben der Militärführung in Kiew weiter an. „Am heißesten war die Lage heute im Raum Pokrowsk, daneben war der Feind auch in Richtung Lyman und Kurachowe aktiv“, teilte der ukrainische Generalstab in seinem abendlichen Lagebericht mit. Alle drei genannten Städte liegen im ostukrainischen Gebiet Donezk. Am Samstag sei es im Tagesverlauf zu 123 Gefechten gekommen.

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Allein 41 davon wurden demnach aus dem Raum Pokrowsk gemeldet. Bei Lyman und Kurachowe waren es 19 und 17 Attacken. Während nach Angaben des Generalstabs 29 Angriffe bei Pokrowsk inzwischen abgewehrt werden konnten, hielten zwölf Kämpfe weiter an. Die Verteidiger unternähmen alles, um die Lage zu stabilisieren und ein Vordringen des Feindes tief in ukrainisches Gebiet zu verhindern, hieß es. Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als zwei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg.

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Russische Truppen rücken im Raum Pokrowsk vor

Das russische Verteidigungsministerium hatte zuvor am Tag in diesem Raum die Eroberung des Dorfes Sokil gemeldet. Der Heeresgruppe Zentrum sei durch aktives Handeln gelungen, die Ortschaft einzunehmen und ihre taktische Lage zu verbessern, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Die ukrainische Seite kommentierte dies zunächst nicht. Unabhängig lassen sich die Berichte der Kriegsparteien oft nicht nachprüfen.

Allerdings hat das dem ukrainischen Verteidigungsministerium nahestehende Portal „Deepstate“ bereits Ende Juni den kleinen Flecken unmittelbar neben der wesentlich größeren und lange umkämpften Ortschaft Otscheretyne als unter russischer Kontrolle markiert. Sokil, das bei einer Volkszählung vor 20 Jahren wenige Dutzend Einwohner hatte, liegt im Landkreis Pokrowsk. Pokrowsk gilt als eins der möglichen Ziele des russischen Vormarsches in dem Raum.

Ukraine / Donbass /// An einem Stabilisierungspunkt im Donbass, 15 Kilometer von der Front entfernt, wird ein verletzter Soldaten von Ievgeniia (33), einer freiwillige Sanitäterin, medizinisch versorgt. /// Hier werden von der Front geborgene verletzte Soldaten stabilisiert, um sie dann ins nächste Krankenhaus zu transportieren oder sie, nach der Bahandlung von leichteren Verletzungen, zurück an die Front zu senden. /// Sebastian Backhaus für RND Reportage über die Verwundeten Frontsoldaten in der Ukraine

Verwundete Soldaten in der Ukraine: „Jeder ist bereit zu sterben“

Russlands Überfall auf die Ukraine hat verheerende Folgen: Zehntausende ukrainische Soldaten wurden getötet, noch viel mehr wurden verwundet. Sie sind oft gezeichnet fürs Leben – und wollen doch wieder zurück an die Front.

Sokil taucht auch im Lagebericht des Generalstabs nicht mehr auf, dafür die westlich davon gelegene Ortschaft Prohres. Nach Angaben des ukrainischen Militärs sind im Raum Pokrowsk mehr als 180 russische Soldaten gefallen. Daneben seien mehrere russische Militärfahrzeuge vernichtet worden. Unabhängig lassen sich auch diese Angaben nicht überprüfen.

Der Frontabschnitt bei Pokrowsk gilt als vergleichsweise gefährdet. Nachdem die russischen Truppen zu Jahresbeginn die Festung Awdijiwka einnehmen konnten, rücken sie seit Monaten langsam weiter vor. Der Ukraine ist es bislang nicht gelungen, den Vormarsch endgültig zu stoppen und die Verteidigungslinien zu stabilisieren.

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Auch bei Tschassiw Jar, westlich von Bachmut, tobten weiterhin schwere Kämpfe. Dort hatten russische Truppen vor wenigen Tagen knapp ein Viertel der Stadt unter ihre Kontrolle gebracht. Nach Darstellung des ukrainischen Militärs zahlte die russische Armee dafür jedoch mit knapp 5000 Toten einen hohen Preis. „Russische Mütter und Ehefrauen sollen wissen, dass 5000 Männer nicht heimkehren, weil sie einen Ortsteil erobern mussten“, sagte ein ukrainischer Militärsprecher im Fernsehen. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

Erneut Angriffe von Kamikaze-Drohnen

Die russischen Streitkräfte haben den Osten der Ukraine in der Nacht erneut mit sogenannten Kamikaze-Drohnen angegriffen. Die Flugabwehr in Charkiw und Sumy berichtete von Einflügen der Shahed-Drohnen in mehreren Wellen. Über die Auswirkungen der Angriffe machten die ukrainischen Militärs zunächst keine Angaben.

24.06.2024, Ukraine, Gebiet Donezk: Ukrainische Soldaten der 43. Artilleriebrigade feuern mit ihrer Panzerhaubitze 2S7 auf russische Stellungen an der Frontlinie in der Region Donezk. Foto: Evgeniy Maloletka/AP +++ dpa-Bildfunk +++

„Die Ukraine ist in der Defensive“: Wolfgang Richter zu Waffenknappheit und geopolitischen Folgen

Wolfgang Richter war bei den Vereinten Nationen für globale Rüstungskontrolle zuständig. Im RND-Interview analysiert der frühere Oberst die Situation an der Front, die Gefahren von westlichen Langstreckenwaffen in den Händen der Ukraine – und warum es ohne territoriale Zugeständnisse an Russland keinen Frieden geben wird.

Selenskyj kündigt neue Strategie auf See an

Die Ukraine will den russischen Einfluss im westlichen Teil des Schwarzen Meeres zurückdrängen. Sein Land werde dazu eine neue nationale Seestrategie erarbeiten, kündigte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache an. „Wir verstehen klar, dass der Krieg das Kräfteverhältnis in unserer Schwarzmeerregion verändert hat und die russische Flotte in diesem Gewässer niemals mehr dominieren wird“, gab sich Selenskyj optimistisch. Die Ukraine werde ihre eigenen nationalen Interessen auf See und die ihrer Partner verfolgen und Verkehrsrouten schützen, sagte er.

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Russland hatte bereits bei der Annexion der Krim 2014 einen Großteil der ukrainischen Flotte in Besitz genommen. Weitere Schiffe gingen für Kiew kurz nach Beginn der großangelegten russischen Invasion 2022 mit der Eroberung der Hafenstadt Berdjansk im südukrainischen Gebiet Saporischschja verloren. In Mykolajiw ging das Flaggschiff der ukrainischen Marine, die Hetman Sahaidatschnyj unter.

Auch wenn die ukrainische Marine derzeit nicht über größere Kriegsschiffe verfügt, ist es Kiew gelungen, die russische Schwarzmeerflotte aus dem westlichen Teil des Schwarzen Meeres zu vertreiben. Damit konnte auch der Seehandel über Odessa zumindest teilweise wiederbelebt werden. Die ukrainische Marine soll in der nächsten Zeit auch durch Lieferungen westlicher Partner aufgerüstet werden.

Ukraine gibt Teil von strategisch wichtiger Stadt in Region Donezk auf

Die ukrainische Armee hat sich nach eigenen Angaben in der östlichen Region Donezk aus einem Teil der strategisch wichtigen Stadt Tschassiw Jar zurückgezogen.

Chinesische Soldaten zu Militärmanöver in Belarus gelandet

Chinesische Soldaten sind derweil nach offiziellen Angaben zu einer gemeinsamen Anti-Terror-Übung in Belarus eingetroffen. Das Manöver werde vom 8. bis 19. Juli abgehalten, teilte das Verteidigungsministerium in Minsk auf seinem Telegramkanal mit.

Zunächst gab es keine Details zu den geplanten Übungen. Auch die genaue Anzahl der beteiligten chinesischen Soldaten ist unbekannt. Auf den vom Verteidigungsministerium in Minsk veröffentlichten Fotos ist ein chinesisches Transportflugzeug zu sehen, das eine dreistellige Zahl Soldaten transportieren kann.

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Die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen Belarus und dem Westen, speziell aber zur Ukraine, hatten sich zuletzt noch einmal verschlechtert. Mehrfach stellte Machthaber Alexander Lukaschenko den Westen als Bedrohung für sein Land dar. Der engste Bündnispartner von Kremlchef Wladimir Putin hat diesem erlaubt, taktische Atomwaffen in seinem Land zu stationieren.

Zuletzt hat Belarus zudem seine Truppen an der Grenze zur Ukraine verstärkt und dies mit angeblichen Provokationen des Nachbarlandes begründet. Kiew wiederum fühlt sich von Minsk bedroht. Russische Truppen waren bei ihrem Angriff auf die Ukraine vor mehr als zwei Jahren auch von belarussischem Territorium aus ins Land eingedrungen.

RND/dpa

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