„Das sind starke Neuigkeiten“

Selenskyj dankt Deutschland für weiteres Flugabwehrsystem – fordert aber mehr

Ein Flugabwehrsystem vom Typ Patriot wird bei einer Veranstaltung der Bundeswehr ausgestellt.

Ein Flugabwehrsystem vom Typ Patriot wird bei einer Veranstaltung der Bundeswehr ausgestellt.

Kiew/Berlin. Die Lieferung des dritten Flugabwehrsystems vom Typ Patriot aus Deutschland hat beim ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj weitere Zuversicht im Abwehrkampf gegen Russland ausgelöst. „Das sind starke Neuigkeiten“, sagte er in Kiew. Selenskyj danke auch den USA für weitere Schritte, um die ukrainische Luftverteidigung zu stärken. Details hierzu nannte er nicht – erklärte aber, dass die Partner des Landes die getroffenen Vereinbarungen erfüllten. „Die Ukraine hat schon bewiesen, dass es keine russischen Raketen gibt, die wir nicht abschießen können“, meinte Selenskyj. Man tue alles dafür, damit der russische Terror ende.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Er habe sich außerdem mit Raketenherstellern getroffen, die dafür arbeiteten, der russischen Aggression etwas Ebenbürtiges entgegenzusetzen. „Das ist eine Angelegenheit globaler Stabilität und Sicherheit, damit jeder im Kreml weiß, dass sie nicht ungestraft davon kommen“, sagte der ukrainische Präsident.

Zur Verteidigung gegen russische Angriffe hatte die Ukraine im April 2023 das erste moderne Flugabwehrsystem US-amerikanischer Produktion vom Typ Patriot erhalten. Die ukrainische Flugabwehr will damit nach eigener Darstellung bereits russische Hyperschall- sowie ballistische Raketen abgefangen haben. Insgesamt soll Kiew derzeit über vier solche Systeme verfügen. Weitere wurden unter anderem von Rumänien in Aussicht gestellt.

Wolodymyr Selenskyj und Olaf Scholz bei der Wiederaufbaukonferenz für die Ukraine im Juni in Berlin

Wolodymyr Selenskyj und Olaf Scholz bei der Wiederaufbaukonferenz für die Ukraine im Juni in Berlin

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Selenskyj: Die Ukraine braucht noch zusätzliche Abwehrsysteme

Der Präsident hatte ursprünglich mindestens sieben derartiger Systeme für einen zuverlässigen Schutz regelmäßig mit Raketen angegriffener Großstädte wie Charkiw, Dnipro, Saporischschja und Odessa genannt. Er drängt die Verbündeten der Ukraine regelmäßig zu weiterer Unterstützung bei der Flugabwehr.

Russland überzieht das Nachbarland in seinem seit inzwischen mehr als zwei Jahren andauernden Angriffskrieg immer wieder mit Luftschlägen. Durch die Raketen- und Drohnenattacken gibt es schwere Zerstörungen etwa an der Energieinfrastruktur sowie immer wieder auch Tote und Verletzte. Auch in der Nacht zum Samstag herrschte wieder vielerorts Luftalarm.

Russische Streitkräfte griffen ukrainischen Behördenangaben zufolge die Stadt Selydowe im Osten der Ukraine unter anderem mit zwei Lenkbomben an. Dabei wurden mindestens fünf Menschen getötet. Zudem gebe es mindestens elf Verletzte, teilten der Militärgouverneur des umkämpften Gebiets Donezk, Wadym Filaschkin, und die Staatsanwaltschaft gestern Abend in sozialen Medien mit. Die beiden Bomben hätten auf das Gelände eines Unternehmens gezielt, hieß es. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen.

Krisen-Radar

RND-Auslandsreporter Can Merey und sein Team analysieren die Entwicklung globaler Krisen im wöchentlichen Newsletter zur Sicherheitslage – immer mittwochs.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Energiekrise könnte sich verschärfen

In seiner Videobotschaft kündigte Selenskyj ein komplexes Paket von Maßnahmen an, um die Energiekrise im Land zu lösen. Einzelheiten nannte er nicht, sagte aber, dass die Beamten demnächst Schritte dazu vorstellen würden, wie Bürger und Unternehmen in Zeiten des Mangels an Elektrizität unterstützt werden könnten. Als Beispiel nannte er neue zinsfreie Kreditprogramme. „Alles sollte so schnell wie möglich funktionieren“, sagte Selenskyj.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Zudem liefen derzeit Verhandlungen mit europäischen Partnern mit dem Ziel, die aus dem Ausland importierten Strommengen zu erhöhen. Parallel dazu gebe es Reparaturarbeiten an Anlagen. Viele Kraftwerke und andere Energieinfrastruktureinrichtungen in der Ukraine sind durch die russischen Angriffe zerstört oder beschädigt. Wegen des Energiedefizits kommt es immer wieder zu Stromabschaltungen.

50 Milliarden Euro Unterstützung: Ungarn gibt Blockade der Ukraine-Hilfen auf

Der Weg für weitere milliardenschwere EU-Finanzhilfen für die Ukraine ist frei. Beim EU-Sondergipfel in Brüssel gibt Viktor Orban seinen Widerstand auf.

USA: Orbans Reise nach Moskau ist „kontraproduktiv“

In seiner Videoansprache ging Selenskyj nicht auf den Besuch des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban am Freitag in Moskau bei Kremlchef Wladimir Putin ein. Wie zuvor die Europäische Union und die Bundesregierung kritisierten auch die USA die Reise, die Orban als Friedensmission darstellte. Das Weiße Haus zeigte sich „besorgt“. Das Verhalten des Nato-Partners sei mit Blick auf die Unterstützung der Souveränität der Ukraine „kontraproduktiv“ und trage nicht zum Frieden bei, sagte die Sprecherin von US-Präsident Joe Biden, Karine Jean-Pierre.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

„Russland könnte diesen Krieg noch heute beenden, indem es seinen Angriff gegen die Ukraine, gegen ihre Souveränität und gegen ihre Demokratie aufgibt“, betonte sie in Washington. Das ukrainische Außenministerium hatte die Gespräche Orbans mit Putin scharf kritisiert und erinnerte daran, dass es keine Entscheidung zur Ukraine ohne die Ukraine geben könne. Selenskyj hatte zuvor noch am Dienstag Orban in Kiew zu seinem ersten Besuch dort seit Kriegsbeginn empfangen. Orban war dann überraschend – und begleitet von heftiger Kritik von EU-Vertretern, westlichen Politikern und der Ukraine – zu den Gesprächen mit Putin gereist.

RND/janp/dpa/AP

Mehr aus Politik

 
 
 
 
Anzeige

Spiele

Das tägliche Kreuzworträtsel

Testen Sie ihr Allgemeinwissen und finden Sie das Lösungswort des Tages.

Anzeige

Spiele entdecken