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Echt jetzt, ein Plastikbaum?

Damit ein künstlicher Weihnachtsbaum nachhaltiger ist als sein natürliches Pedant, muss er lange benutzt werden.

Damit ein künstlicher Weihnachtsbaum nachhaltiger ist als sein natürliches Pedant, muss er lange benutzt werden.

Liebe Leserinnen und Leser,

haben Sie schon einen Weihnachtsbaum? Ich noch nicht! Denn alle Jahre wieder mündet die Anbahnung des Tannenbaumkaufs bei uns bereits in eine Grundsatzdebatte. Im Prinzip gibt es zwei Parteien, die sich hartnäckig für ihre Belange einsetzen: einmal das Team Nordmanntanne und das Team Plastikbaum. Bislang, zum Glück, hat sich das Team Tanne durchgesetzt.

Ich weiß nicht wie es Ihnen geht, aber für mich ist der Duft eines (am besten nachhaltig angebauten) Tannenbaums im Wohnzimmer seit Kindheitstagen so sehr mit Weihnachten verbunden wie sonst kaum etwas.

Und trotzdem plagen mich jedes Jahr Gedanken wie diese: Ist der Baum tatsächlich nachhaltig angebaut? Wäre ein Baum im Topf auf der Terrasse, der im Anschluss unseren kleinen Garten schmückt, nicht eine gute Alternative? Und was stört mich denn nun wirklich an der Plastiktanne? Immerhin, das muss ich zugeben, ist es schon beeindruckend, wenn meine Schwester Jahr für Jahr tiefenentspannt ihr Plastikprachtexemplar aus dem Keller holt und dann nur noch die bereits mit Lichterkette versehenen Zweige ausklappt. Kein Schleppen, kein Nadeln, keine Pestizide, keine Allergien – einmal gekauft, stets einsatzbereit. Und jedes Jahr macht sie ihre Rechnung auf, wie kostengünstig sie damit unterwegs sei, während ich immer tiefer für ein Bäumchen in die Tasche greife. Immerhin, in diesem Jahr sollen die Preise zumindest halbwegs stabil bleiben, wie Saskia Blümel, stellvertretende Vorsitzende des Verbandes natürlicher Weihnachtsbaum, meiner Kollegin Heidi Becker versichert. Lediglich bei der Nordmanntanne sei eine geringe Preissteigerung zu erwarten.

Tannenbäume im Topf können eine gute, nachhaltige Alternative zur herkömmlichen Tanne sein.

Tannenbäume im Topf können eine gute, nachhaltige Alternative zur herkömmlichen Tanne sein.

Meiner Kollegin Talisa Moser geht es wie mir, auch für sie ist ein Weihnachtsfest ohne Baum unvorstellbar. Aber auch sie schreibt: „Das wachsende Umweltbewusstsein, Berichte über den Schaden von Pestiziden und die langen und intransparenten Transportketten lassen den Wunsch nach nachhaltigeren Alternativen zum konventionellen Baum wachsen.“ Immerhin kämen beim Anbau von Weihnachtsbäumen in Plantagen oftmals in großem Umfang Herbizide, Insektizide und Fungizide zum Einsatz. Die Gifte gelangen in Böden und Gewässer, sie töten und schädigen Bienen und andere Insekten und zerstören Lebensräume von Nützlingen. „Diese Pestizide gehören verboten und nicht in die Weihnachtsbäume in unseren Wohnzimmern“, fordert entsprechend Corinna Hölzel vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) im Gespräch mit Moser.

Der Baum als Einwegware

Also vielleicht dann doch ein Baum im Topf, statt gleich auf Plastik umzusteigen? Denn, das kommt ja auch noch hinzu: Der klassische Weihnachtsbaum, egal, ob Nordmanntanne oder Blaufichte, ist Einwegware, schreibt unsere Autorin Maren Schulze. Spätestens nach den Heiligen Drei Königen am 6. Januar landen Tannen und Fichten meist auf der Straße, die letzten Dekofetzen noch in den Zweigen. Nachhaltig ist das nicht, und eine langfristige Investition ebenso nicht.

Schulze hat zusammengefasst, was beim Kauf eines Baums im Topf zu beachten ist. Wichtig an dieser Stelle: Der Baum sollte im Topf gezogen sein und nicht, wie so oft, in diesen hineingepresst worden sein, denn dabei werden die Wurzeln beschädigt. Doch wie finde ich das heraus? Der entscheidende Tipp kommt von Landwirt und Gärtner Dietmar Pick: „In den Topf gedrückte Bäume lassen sich leicht herausziehen, bei topfgewachsenen ist das schwierig.“ Weitere Tipps rund um die Pflege eines Baums und zu Gütesiegeln finden Sie hier.

Und was ist mit dem Plastikbaum? Nun ja, ganz so toll fällt seine Ökobilanz dann auch nicht aus: Künstliche Weihnachtsbäume bestehen aus Verbundstoffen, die sich wirtschaftlich kaum trennen lassen, warnt etwa der Verband natürlicher Weihnachtsbaum (VNWB). Entsprechend stelle die geringe Recyclingquote von Plastik ein zusätzliches Problem dar. Studien der österreichischen Umweltschutzorganisation Global 2000 fanden 2019 zudem in mehr als der Hälfte der in Deutschland und Österreich getesteten künstlichen Weihnachtsbäume „bedenkliche Stoffe“, die krebserregend, fortpflanzungsgefährdend oder hormonell wirksam sein können. Hinzu kommen oftmals lange Transportwege, denn ein nicht unbeträchtlicher Teil der Kunststofftannen wird in China hergestellt.

Kurzum: Ich bin nicht überzeugt, wieder einmal, und werde in diesem Jahr auf die Tanne im Topf setzen. Oder was meinen Sie dazu?

Sie haben Anmerkungen und Fragen? Schreiben Sie uns gern an unbezahlbar@rnd.de!

Ihre

Carolin Burchardt

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Tipp der Woche

Mit Holz zu heizen ist in Deutschland nach wie vor sehr beliebt. In den Wohngebäuden, die im vergangenen Jahr neu gebaut wurden, kommen laut dem Statistischen Bundesamt bei rund 11 Prozent Holz als sekundäre Energiequelle zum Einsatz. Kaminöfen erzeugen in kurzer Zeit viel Wärme – allerdings auch viele Schadstoffe, die schlecht für das Klima und die Gesundheit sind.

Es ist jedoch möglich, die Klimabilanz der Kaminöfen zu verbessern – und sie gleichzeitig energieeffizienter zu machen. Dafür müssen Besitzerinnen und Besitzer an vier verschiedenen Stellschrauben drehen, wie meine Kollegin Laura Beigel ausgemacht hat. Ein Überblick:

  • Holz: Im Kaminofen verbrannt werden sollte nur unbehandeltes, trockenes Holz. Damit das Holz gut austrocknet, sollte es an einem sonnigen, luftigen Ort gelagert werden – geschützt vor Regen und Schnee. Zudem sollte es keinen Kontakt zum Boden haben, aus dem es sonst Feuchtigkeit ziehen könnte.
  • Bedienung: Bevor der Kaminofen angezündet wird, muss erst einmal das Holz darin platziert werden. Dabei kommt es auf die Menge und die Schichtung an. Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie die Scheite übereinandergelegt werden, damit sie möglichst energieeffizient und umweltfreundlich abbrennen, gibt es auf der Internetseite des Bundesverbands des Schornsteinfegerhandwerks. Um weniger Verbrennungsrückstände und eine bessere Feuerraumtemperatur zu haben, sollte das Holz „von oben“ angezündet werden.
Bevor es verheizt wird, sollte das Holz gut durchgetrocknet sein.

Bevor es verheizt wird, sollte das Holz gut durchgetrocknet sein.

  • Wartung und Reinigung: Wie für alle größeren Geräte, die dauerhaft in Betrieb sind, ist auch bei Kaminöfen eine Wartung und Reinigung sinnvoll. Bedeutet: regelmäßig den Feuerraum reinigen. Die Reinigung ist das A und O. Gesetzlich vorgeschrieben ist zudem eine Feuerstättenschau: Schornsteinfeger und Schornsteinfegerinnen kontrollieren dabei die Betriebssicherheit des Kamins. Diese Inspektion muss innerhalb eines Zeitraums von sieben Jahren zweimal stattfinden – und wenn ein Kamin neu errichtet wird.
  • Kauf: Schon beim Kauf kann Einfluss auf die Energieeffizienz und Klimabilanz der Öfen genommen werden. Zum einen, indem man darauf achtet, dass die Größe und Leistung des Kamins zu den räumlichen Gegebenheiten und zum Heizbedarf passen. Zum anderen empfiehlt das Umweltbundesamt, Kaminöfen mit einer hohen Energieeffizienzklasse zu wählen. Seit 2018 gibt es das EU-Energielabel für Kaminöfen, das bei der Auswahl helfen kann: Die sparsamsten Öfen erreichen die Energieeffizienzklasse A+.

Weitere Infos finden Sie hier.

 

Zahlen, bitte!

Europa ist auf den Handel mit China deutlich stärker angewiesen als umgekehrt. Im Jahr 2022 wurden zwischen der Europäischen Union und der Volksrepublik Waren im Wert von insgesamt 858 Milliarden Euro ausgetauscht (Importe plus Exporte). Hinter diesem gewaltigen Handelsvolumen verbergen sich allerdings höchst unterschiedliche Warenströme.

Während die EU-Exporte nach China in den vergangenen Jahren mehr oder weniger unverändert geblieben sind, stiegen die Einfuhren aus dem Reich der Mitte nach dem Ende der Corona-Krise rasant an. 2022 standen Exporten im Wert von 231 Milliarden Euro Importe im Wert von 627 Milliarden Euro gegenüber. China war damit im vergangenen Jahr der größte Importeur in die EU vor den USA und Großbritannien. Das Handelsbilanzdefizit hat sich gegenüber 2020 mehr als verdoppelt. Bis auf Irland verzeichneten alle EU-Mitgliedsstaaten ein Defizit gegenüber der Volksrepublik.

Nach der Corona-Krise stiegen die Importe aus dem Reich der Mitte in die EU rasant an.

Nach der Corona-Krise stiegen die Importe aus dem Reich der Mitte in die EU rasant an.

Die Ursachen der Handelsungleichgewichte reichen laut EU-Vertretern von fehlendem Zugang zum chinesischen Markt und der Vorzugsbehandlung chinesischer Unternehmen bis hin zu Überkapazitäten in der chinesischen Produktion. Wie sich das Handelsbilanzdefizit konkret entwickelt hat – und welche Produkte aus Fernost besonders gefragt sind, hat mein Kollege Johannes Christ in mehreren Grafiken veranschaulicht.

 

Gut zu wissen

 

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Die gute Nachricht

Wenn Fleischfans, Flexitarier, Vegetarier und Veganer eine Verabredung zum Essen haben, kann es schon mal kompliziert werden. Unterschiedliche Ernährungsgewohnheiten auch innerhalb einer Familie lassen vor allem an Weihnachten schnell heikle Genussfragen ins Zentrum rücken. In der privaten Küche kann man meist nur schwer alle Ernährungsvorlieben berücksichtigen. Allein der traditionelle Gänsebraten mit Knödeln, Rotkohl, Bratapfel und Soße verbraucht oft alle zeitlichen und kochtechnischen Kapazitäten bei der Zubereitung. Die gute Nachricht: Trotzdem ist es möglich, alle Familienmitglieder auch kulinarisch an Weihnachten glücklich zu machen. Wie das (stressfrei) gelingt, hat unser Gastrokritiker Hannes Finkbeiner für Sie zusammengetragen. Allerlei inspirierende Rezepte gibt es obendrein, und zwar hier.

Die Tafel ist festlich gedeckt – doch was kommt auf die Teller?

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