Fahrradmesse Eurobike: Keine großen Neuerungen, aber viele smarte
Ein BMX-Profi zeigt auf dem Frankfurter Messegelände sein Können.
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Frankfurt a.M. Fachmesse, Teststrecke, Familientreffen, Spielwiese, Leistungsschau und Kuriositätenkabinett: Die Eurobike ist von allem etwas und in der Summe ein einzigartiges Event. „Sie ist die weltweit wichtigste Messe für das Fahrrad und neue, urbane Mobilität. Am Festivalwochenende findet hier auch ein großes Community-Treffen statt, ein großes Event für die Familie, für jeden, der am Thema Rad interessiert ist“, sagt Stefan Reisinger, Geschäftsführer des Veranstalters Fairnamic.
Mehr als 1800 Ausstellerinnen und Aussteller aus über 60 Nationen sind auf der diesjährigen Eurobike vertreten. In den Hallen finden sich so gut wie alle namhaften Hersteller sowie Zulieferer und mittelständische Unternehmen für spezielle Komponenten, die den meisten Radfahrerinnen und Radfahrern eher unbekannt sein dürften.
Neuigkeiten von der Fahrradmesse Eurobike
Auf der Messe Eurobike zeigt die Branche, wie das Fahrrad Verkehr und Alltag ändern kann. Große Würfe werden nicht präsentiert, dafür viele smarte Neuigkeiten.
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Auch die vielen asiatischen Firmen, die auf der Messe mit eigenen Modellen in allen Segmenten am Start sind, führen in Deutschland eher ein Schattendasein oder sind hierzulande gar nicht präsent. Zu bestaunen sind darüber hinaus Kuriosa wie Retro-Hochräder, Fahrradhalter für Schnapsflaschen oder Vollkörper-Airbags.
Schützt nicht nur den Kopf: der Ganzkörper-Airbag.
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Lastenrad gewinnt Gold Awarad
Besonderes im Fokus stehen jedoch die Produktneuheiten, die mit dem Eurobike Award ausgezeichnet wurden. Eingereicht wurden rund 300 Bewerbungen aus 35 Ländern, 43 Produkte wurden von der Jury ausgewählt und in neun Kategorien prämiert.
Den besonders begehrten Gold Award erhielten elf Produkte, darunter das Lastenrad Tern Orox, das „in sich die Robustheit eines Mountainbikes, die Vielseitigkeit eines Trekkingrades und den praktischen Nutzen eines Lastenrades vereint“, wie es in der Jurybegründung heißt. Den Green Award erhielt der Helm Verde Kineticore, der zu 70 Prozent aus recyceltem Material besteht. Unter anderem werden CDs verarbeitet.
Smarte Fahrradschlösser
„Insgesamt geht der Trend hin zur Digitalisierung und zur Integration von Systemen ins Fahrzeug“, erklärt Reisinger: So gebe es Sicherheitsfeatures, die auf einem Display am Lenker anzeigen, wenn sich von hinten ein Fahrzeug nähert. Smarte Technologie steckt auch im Abus-Schloss Yardo Fingerprint 7807F, das ohne Schlüssel oder Zahlenkombination auskommt und sich bis zu 20 Fingerabdrücke merken kann.
Das Fahrradschloss Urban 7 des Münchner Start-ups Hepha ist in der Vordernabe versteckt und über Bluetooth mit einer App der Nutzenden verbunden. Bei einem Diebstahl wird das Vorderrad blockiert und der Ausbau der Achse verhindert. Außerdem ertönt eine laute Frauenstimme, die um Hilfe ruft.
Blinklichter fürs Fahrrad
Viele Neuerungen bringen Licht ins Dunkel: Ein spannendes Gadget ist zum Beispiel der Helm HYP-E von Abus mit integriertem Front-, Rück- und Bremslicht sowie Blinklichtern, die am Lenker angesteuert werden.
Fest verbaute Blinker, die seit Neuestem für Fahrräder zugelassen sind, gibt es vom Hersteller Busch und Müller. Die Turntech-Lichtanlage ist komplett mit besonders starkem Scheinwerfer für 450 Euro zu haben.
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Nachdem die rechtlichen Voraussetzungen dafür geschaffen wurden, dürfen nun auch Blinklichter am Fahrrad montiert werden. Als erster Anbieter hat der Lichtspezialist Busch & Müller das System Turntec auf den Markt gebracht. Von demselben Hersteller stammt das Briq-XL, ein kräftiges und smartes Vorderlicht, das sich automatisch der Fahrsituation anpasst, sodass auch Kurven gleichmäßig und gut ausgeleuchtet werden. Über einen Taster kann Fernlicht eingeschaltet werden.
Ein Fahrradventil mit Klicksystem von Schwalbe erleichtert das Aufpumpen und kann an verschiedenen Ventilen und Pumpen nachgerüstet werden. Neu ist auch der Ansteckmotor von Skarper, der an der Nabe des Hinterrades angebracht wird. Und ein Anhänger von Out4 lässt sich zu einem langen Tisch für Picknicks, Partys oder Messestände ausklappen.
Out4 ist ein Spezialist für Fahrradanhänger, die zum Beispiel auch zum Picknicken genutzt werden können.
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Eine Messe mit Eventcharakter
Auf der Eurobike wird das große Freigelände zum Catwalk für verschiedene Fahrradmodelle – das Spektrum reicht vom SUV-E-Bike über Sport- und Lifestyle-Räder bis hin zu Cargo-Transportern, die an Mini-Lkw erinnern. Sie alle dürfen auf einem Parcours in der Demo Area ausprobiert werden.
Besonders beliebt ist der Abschnitt, der über eine gewundene Straße ins Parkhaus und nach einer Fahrt entlang von Parkflächen wieder hinabführt. Hier können Motoren, Schaltungen, Lenkverhalten und Bremsen besonders gut getestet werden.
Fahrradfahren ist nicht nur Alltagsmobilität und Mittel zum Zweck, um von A nach B zu kommen. Dementsprechend viel Wert legt die Eurobike auf den Eventcharakter und darauf, Modelle und Produkte sinnlich und körperlich erfahrbar zu machen. „Viele Besucherinnen und Besucher kommen wegen des Erlebnisses und des Rahmenprogramms“, weiß Reisinger.
Geboten werden deshalb unter anderem eine Kids Area, eine Action Area und eine Gravel Lounge, in denen Radprofis atemberaubende Kunststücke vorführen, der Nachwuchs ihnen nacheifert und Freizeitradler ihre Geschicklichkeit auf Rampen, Schotterstrecken und anderen Hindernissen trainieren können. Radrennen, Workshops, Social Rides durch Frankfurt sowie Partys und Livemusik runden das Begleitprogramm ab.
Keine großen technischen Neuerungen
Die großen Würfe auf dem Fahrradmarkt blieben zwar aus, technische Neuerungen, hochwertige Accessoires sowie eine noch breitere und ausdifferenziertere Produktpalette werden aber trotzdem genügend Kaufanreize schaffen, hofft die Fahrradbranche.
Reisinger zumindest blickt optimistisch in die Zukunft: „In den vergangenen Jahren wurden stabil immer mehr als vier Millionen Fahrräder verkauft. Der deutsche Markt ist in Europa der mit den höchsten verkauften Stückzahlen und sicherlich auch der mit den hochwertigsten Fahrrädern.“ Dass die Räder immer teurer werden, liegt zum einen an dem zunehmenden Verkauf von E-Bikes. Zum anderen erfreut sich das Leasen von teuren Diensträdern immer größerer Beliebtheit.