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Äthiopien Bäume für Bildung

Während Dorfbewohnerinnen und -bewohner den Regenwald aufforsten, verbessern wir die Schulen. Es sind die ärmsten, die wir je gesehen haben. Kein Wunder, dass mehr als die Hälfte der Kinder die Grundschule abbrechen
Ines Possemeyer
Admasu Ambo forstet auf, sein Sohn Andualem besucht die 8. Klasse. Mehr als jedes zweite Kind bricht die Schule vorzeitig ab
Admasu Ambo forstet auf, sein Sohn Andualem besucht die 8. Klasse. Mehr als jedes zweite Kind bricht die Schule vorzeitig ab
© Ines Possemeyer

Hintergrund des Projektes

In unserem langjährigen Projektgebiet im Südwesten Äthiopiens forsten Einheimische den Regenwald auf. Aus eigener Kraft, unbezahlt. Im Gegenzug investieren wir in die Dorfschulen.

Äthiopien: Bäume für Bildung
© Maheder Haileselassie
Bäume und Bildung: Beides ist eine zentrale Grundlage für die Zukunft der Menschen
Bäume und Bildung: Beides ist eine zentrale Grundlage für die Zukunft der Menschen
© Maheder Haileselassie

Die Projektregion „Kaffa“ birgt einen einzigartigen natürlichen Schatz: In seinen Regenwäldern liegt der Ursprung des Arabica-Kaffees (Coffea arabica). Seit 2001 setzt sich „GEO schützt den Regenwald“ für den Erhalt dieser Wälder ein. Zunächst haben wir die Vermarktung des Wildkaffees initiiert. Damit haben die Menschen vor Ort auch ein wirtschaftliches Interesse, den Wald zu erhalten. Seit 2005 verhilft der Verein den Waldanwohnern zu langjährigen Nutzungsrechten für den Wald. Damit dürfen sie Wildkaffee, Honig und andere Waldprodukte ernten – kontrolliert und nachhaltig.  „Partizipative Waldbewirtschaftung“ (PFM) heißt dieses Konzept.

40.000 neue Bäume, ohne Lohn

Mehr als 18.000 Menschen haben inzwischen Nutzungsrechte für 35.578 Hektar Regenwald erhalten. Degradierte Flächen werden von ihnen renaturiert. Im Sommer 2021 wurden 40.600 Bäume in fünf Gebieten gepflanzt, 2022 waren es 37.600, 2023 mehr als 39.000. Dazu wurden Samen und Setzlinge im Wald gesammelt und in eigens errichteten Baumschulen gezogen.
Lohn erhalten die Menschen dafür nicht, denn es ist „ihr“ Wald. Und gemeinsam anzupacken, ist Teil der äthiopischen Kultur. Auch ihre Schulen bauen die Gemeindemitglieder selbst, aus Holz und einer Mischung aus Lehm und Kuhdung. Doch diese Gebäude halten der Witterung nicht lange stand. „Die Schülerinnen und Schüler müssen den Boden jede Woche mit Dung ausbessern“, berichtet etwa Schuldirektor Kifle Assefa aus Shomba Sheka.


Zement können sich die Eltern nicht leisten. Genauso fehlt das Geld für Brunnen, für ordentliche Toiletten. Der Staat zahlt nur das Lehrpersonal. Die größte Sorge vieler PFM-Mitglieder ist daher der Zustand der Schulen. Manchen droht die Schließung, weil sie so baufällig sind. Mehr als die Hälfte der Kinder bricht die Grundschule vorzeitig ab.
Wir in Deutschland sorgen uns vor allem um Artenvielfalt und Klima. So entstand die Idee zu der neuen Initiative „Bäume für Bildung“: Während die Äthiopierinnen und Äthiopier in ihren PFM-Gebieten Bäume pflanzen, verbessert „GEO schützt den Regenwald“ im Gegenzug ihre Schulen. Schließlich ist Bildung – insbesondere von Mädchen – der Schlüssel zu Entwicklung und sinkenden Geburtenraten. Und beides vermindert auch den Druck auf den Wald.

Das Projektgebiet 

Kaffa ist Teil der „Southern Nations, Nationalities and People’s Region“, eine der neun ethnischen Regionen Äthiopiens. Das Wirtschaftszentrum von Kaffa ist die sich rasant entwickelnde Stadt Bonga
Kaffa ist Teil der „Southern Nations, Nationalities and People’s Region“, eine der neun ethnischen Regionen Äthiopiens. Das Wirtschaftszentrum von Kaffa ist die sich rasant entwickelnde Stadt Bonga
© Ben Tepfer

Ziel des Projektes

  • Instandsetzung von Schulgebäuden
  • Bau von Brunnen und sanitären Anlagen
  • Verbesserung der Ausstattung

Unsere Partner

Die „Kafa Forest Coffee Farmers Cooperatives’ Union" (FU) unser Partner vor Ort: Sie vertritt 26 Kooperativen mit rund 4.200 Kleinbauern. Die PFM-Projektaktivitäten realisiert ein dreiköpfiges Team von Spezialisten, die langjährige Erfahrung in der Umsetzung von partizipativer Waldbewirtschaftung haben. Auch mit der Betreuung von Bauprojekten sind sie vertraut: Der Verein hat bereits in der Vergangenheit mit Mitteln der Schöck-Stiftung eine Schule saniert und Lehrerunterkünfte gebaut.

Aktivitäten

 2021/22: Sanierung der Grundschule von Shomba Sheka, die von 180 Kindern besucht wird. Der größte Wunsch der Gemeinde: ein Betonfundament. Der Lehmboden war Brutstätte für Ungeziefer und die Kinder mussten ihn jede Woche selbst mit mitgebrachtem Wasser ausbessern. Dank Spenden bekamen die drei Schulgebäude nun einen Betonboden von insgesamt 380 qm Fläche. Mehr als 100 Gemeindemitglieder besserten im Anschluss in Eigenleistung die Wände aus.

Geschäftsführerin Ines Possemeyer hat diese Schule und fünf weitere im September 2022 besucht. Sie berichtet:

Für die Bewohner von Shomba Sheika war für mein Besuch ein Anlass zum Feiern - mir aber wurde das Herz schwer. Denn noch immer teilen sich sieben Kinder ein zerfleddertes Buch. Viele müssen auf dem Boden sitzen, weil Bänke fehlen. Toiletten? Ein paar gefährlich-morsche Balken über einer Grube. Kein Wunder, dass im letzten Jahr jedes fünfte Kind nicht mehr zum Unterricht erschienen ist.

Die Dorfschulen in unseren anderen Projektgebieten sind in einem ähnlich jämmerlichem Zustand. Nur eine von sechs verfügt über Wasser. Strom? Unerreichbarer Luxus. Nie zuvor habe ich ärmere Schulen gesehen. 

Der Staat zahlt nur die Lehrergehälter und die - zu wenigen! - Bücher. Alles andere ist Aufgabe der Eltern, sie sind meist bettelarme Selbstversorger. Hinzu kommen explodierende Preise: Ein Schreibheft kostet umgerechnet 1,20 Euro, ein Stück Seife 1,50 Euro - ein Tagelöhner verdient etwa 3,00 Euro am Tag. 

2023: Wir haben sechs Schulen mit 135 Schulbänken, 125 kleine Plastikstühlchen für die Vorschulklassen, 2.924 Bücher und vier Wassertanks (5.000l) zum Auffangen von Regenwasser unterstützt. Zwei Schulen haben Wellblech zum Eindecken von vier neuen Klassenzimmern erhalten. Derzeit planen wir die Einfassung einer Quelle und eine Zisterne, um eine erste Schule dauerhaft mit Wasser zu versorgen. Auch Toiletten sollen hinzu kommen.

Stets setzen wir dabei auf die aktive Beteiligung der Gemeinden. Den Wunsch nach Betonfundamenten werden wir wohl nicht mehr erfüllen können: Der Zementpreis steigt und steigt. Er liegt aktuell 260% höher als in Deutschland.

"DANKE FÜR IHRE UNTERSTÜTZUNG!"

Das nächste Ziel: mehr Schulbänke und Bücher
Das nächste Ziel: mehr Schulbänke und Bücher
© Tamiru Haile

Stand: November 2023

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