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Ecuador Bäume für Brillenbären

In den immergrünen, nebelverhangenen Wäldern an den Andenhängen leben bedrohte Brillenbären – die einzige Bärenart in Südamerika 
In den immergrünen, nebelverhangenen Wäldern an den Andenhängen leben bedrohte Brillenbären – die einzige Bärenart in Südamerika 
© Lucas Bustamante
Wir schließen Lücken im Bergregenwald – und bieten bedrohten Brillenbären Futter. Denn der Lebensraum dieser letzten noch lebenden Bärenart Südamerikas schrumpft, und immer häufiger kommt es zu Konflikten mit Bauern
Ines Possemeyer

Hintergrund des Projekts

In den immergrünen, nebelverhangenen Wäldern an den westlichen Andenhängen Ecuadors treffen zwei Hotspots der Biodiversität zusammen: die Küstenregion Tumbes-Chocó-Magdalena und die tropischen Anden Sie enthalten mehr endemische, also nur hier vorkommende, Arten als die Regenwälder des Amazonas, darunter zahlreiche Orchideen, Farne und Amphibien. Hier leben bedrohte Brillenbären und Braunkopf-Klammeraffen, den Menschen in den Tälern liefern die Wälder kristallklares Trinkwasser. All das ist bedroht: durch Bergbau, Abholzung und wachsende Ackerflächen.

Seit 2004 Jahren hilft „GEO schützt den Regenwald“, kostbare Nebelwaldflächen in der Region Intag im Norden Ecuadors unter Schutz zu stellen: In Kooperation mit der lokalen Organisation DECOIN und dem Ökoenergieanbieter LichtBlick wurden mehr als 8.100 Hektar Wald aufgekauft und den Gemeinden als Schutzgebiete unterstellt (zum Projekt). Dort gilt nun: Straßenbau, Abholzung, Jagd und Fischerei verboten! Allerdings haben die Gemeindeschutzwälder noch Lücken, meist durch ehemalige Viehweiden. Auf ihnen wuchert oft die heimische, aber sehr invasive Bambusart Chusquea scandens, „suro“ genannt, oder Guatemala-Gras, das bis zu vier Meter hoch wird und dichte Wurzelmatten bildet. Natürliche Regeneration, die auf Saatgut im Boden oder den Eintrag durch Wind und Tiere beruht, hat hier kaum eine Chance.

Brillenbären sind Allesfresser, ernähren sich jedoch vorwiegend von Pflanzenmaterial, vor allem von Trieben und Früchten. Für diese Kost ist ihnen kein Baum zu hoch
Brillenbären sind Allesfresser, ernähren sich jedoch vorwiegend von Pflanzenmaterial, vor allem von Trieben und Früchten. Für diese Kost ist ihnen kein Baum zu hoch
© Ned Cresswell

Deshalb helfen wir nach, indem wir die degradierten Flächen aufforsten. Bereits früher haben wir rund 130.000 Bäume gepflanzt. Im aktuellen laufenden Projekt "Bäume für Brillenbären" sind es 28.000, verteilt auf drei Waldgebiete. Die Setzlinge von mehr als dreißig heimischen, teils seltenen Arten werden im Gelände in einfachen Baumschulen produziert, darunter rund ein Drittel „Futterbäume“, deren Früchte unter Brillenbären begehrt sind, der einzigen noch lebenden südamerikanischen Bärenart. Deren Population wächst, dank Jagdverbot. Doch zugleich schrumpfen ihre Lebensräume. Am Rand des Gemeindewaldes von Cuellaje kommt es deshalb zu Konflikten mit Bauern: Auf ihrer Futtersuche plündern die Bären Maisfelder und töten sogar Kälber. Entschädigungen erhalten die Bauern nicht.

Neben der Aufforstung unterstützen wir lokale Bauern mit 2.000 Frucht- und Schattenbäumen für den Bio-Anbau von Coffea arabica: Der Hochlandkaffee gedeiht nur im Schatten. So können wir nicht nur Lücken im Wald schließen, sondern auch das Einkommen der Bauern erhöhen – ganz ohne neue Ackerflächen. Ab Ende 2023 setzen wir außerdem in Zusammenarbeit mit der Bezirksverwaltung von Cuellaje einen Waldhüter ein, der sich um das langfristige Monitoring der Schutzgebiete kümmert und dabei auch die lokale Bevölkerung mit einbezieht. Mehr dazu in Kürze.

Ecuador: Viehweide trifft auf Regenwald: Im Projekt werden auch kleine Lücken im Wald, meist ehemalige Viehweiden, geschlossen
Viehweide trifft auf Regenwald: Im Projekt werden auch kleine Lücken im Wald, meist ehemalige Viehweiden, geschlossen
© Eva Danulat

Das Projektgebiet

Ecuador: Bäume für Brillenbären
© GEO-Grafik

Die Projektregion Intag liegt 150 Kilometer nördlich von Ecuadors Hauptstadt Quito.
Im Bezirk Cuellaje forsten wir Flächen in den Gemeindeschutzwäldern von San Joaquín, San Alberto und Santa Magdalena auf.

Ziele des Projekts

  • Erhalt des Nebelwaldes und seiner Ökosystem-Leistungen durch die Aufforstung mit heimischen Baumarten
  • langfristige Verbesserung des Nahrungsangebotes für Brillenbären
  • Entschärfung von Tier-Mensch-Konflikten
  • Unterstützung des Anbaus von Bio-Kaffee durch Frucht- und Schattenbäume

Unsere Partner

Unser Projektpartner ist die lokale Bauernvereinigung “Cuellajeños por la vida”. Ehrenamtlich geleitet wird das Projekt von Ned Cresswell, Mitglied der Vereinigung und seit dem Frühjahr 2023 Vorsitzender der Gemeinde Cuellaje. Baumschulen und Anpflanzungen verantwortet Edgar Rodriguez, ein lokaler Bauer mit ausgezeichneten Baumkenntnissen und viel Aufforstungserfahrung.

Ecuador: Der Projektleiter Ned Cresswell und sein Sohn
Der Projektleiter Ned Cresswell und sein Sohn
© Ned Cresswell
Edgar Rodriguez ist ein lokaler Experte für Aufforstungen
Edgar Rodriguez ist ein lokaler Experte für Aufforstungen
© Lucas Bustamante

Aktivitäten

  • Das Sammeln von Sämlingen in nahen Waldgebieten, das Aufziehen von 28.000 Setzlingen in lokalen Baumschulen, darunter mindestens ein Drittel Futterbäume für Brillenbären
  • Transport, Pflanzung und Nachsorge
  • Ziehen von 2.000 Guava-, Cherimoya-, Avocado- und Zitrusbäumen durch lokale Experten; kostenlose Vergabe als Schattenbäume an Bauern, die aktuell Kaffeebäume pflanzen. Bio-Kaffee soll für sie zu einer Einkommensquelle werden
  • Umweltbildung: Kenntnisse und Aufzucht heimischer Arten

Stand des Projektes (Nov. 2023)

Die Pflanzungen von insgesamt 8.000 Bausetzlingen in San Alberto und Magdalena sind abgeschlossen. Im größten Gebiet San Joaquim wurden bisher 16.000 Pflanzen gesetzt, die noch fehlenden 4.000 folgen bis zum Jahresende. Einige Pflanzungen haben bereits eine Höhe von mehr als vier Metern erreicht. Zweimal jährlich wird gejätet, damit das kräftige Weidegras die jungen Pflanzen nicht überwuchert.

Ab Dezember 2020 haben lokale Kräfte nahe der drei Pflanzgebiete jeweils eigene kleine Baumschulen errichtet. Das verkürzt die Transportwege und sorgt dafür, dass die Setzlinge bereits gut an die Standorte gut angepasst sind. Samen und Sämlinge wurden in nahen Waldgebieten gesammelt. Im Gebiet St. Joaquim wurden außerdem drei Flächen von jeweils einem Hektar Größe der natürlichen Regeneration überlassen. Wir wollen hier systematisch beobachten, wo welche Baumarten aus eigener Kraft zurückkehren - und wie schnell. Im September 2023 haben wir auf einer Versuchsfläche direkt Samen von Nebelwaldarten ausgebracht. Wir werden prüfen, wie gut sie keimen und ob die direkte Aussaat eine kostengünstige Alternative zu Setzligen ist. 

Im Gebiet St. Magdalena, wo besonders viel und hohes Guatemala-Gras wächst, haben wir mit einem Bio-Herbizid aus Kakao-Schalen experimentiert. Ein erster Zwischenstand: Die Überlebensrate der Setzlinge scheint sich dadurch zu verbessern. 

Der Samen für die heimischen Baumarten wird in nahen Waldgebieten gesammelt
Der Samen für die heimischen Baumarten wird in nahen Waldgebieten gesammelt
© Ned Cresswell

Die Arbeit auf bis zu 3.250 Metern Höhe ist die schwierigste von all unseren Aufforstungsgebieten. Durch starke Regenfälle kam es immer wieder zu Verzögerungen. Das Projekt wurde daher - kostenneutral - bis Ende 2023 verlängert. Dank der sehr kostenbewussten Arbeitsweise unserer lokalen Partner wird es danach immer noch Restmittel geben. Diese möchten wir in 2024 zur Nachsorge der Flächen einsetzen. Zukünftig möchten wir mithilfe eines von uns finanzierten Waldhüters, der Anfang 2024 seine Arbeit aufnimmt, die lokale Bevölkerung stärker mit Eigenleistungen in Aufforstungen mit einbeziehen.

Standortübergreifend schätzen wir den Anteil von Pflanzen, die absterben oder sich stark verzögert entwickeln, auf rund 20 Prozent. An manchen Standorten ist allerdings auch Naturverjüngung (natürlicher Nachwuchs von Bäumen) zu beobachten, die wir in unsere Pflegemaßnahmen einbeziehen. 

Für die nächste Pflanzaktion werden schon einmal Löcher ausgehoben
Für die nächste Pflanzaktion werden schon einmal Löcher ausgehoben
© Lucas Bustamente

An 54 Kaffeebauern wurden 1.000 Guaba-Setzlinge, 250 Cherimoya (Annona sherimola), 250 Mandarinen- (Citrus reticulata) und 250 Orangenbäume (Citrus sinensis) als Schattenbäume verteilt. Außerdem haben die Familien Avocado-Samen (Persea americana) erhalten, die sie in oder neben ihrer Kaffeepflanzungen eingepflanzt haben. Sobald die Pflanzen einen Stammdurchmesser von 1,5cm erreicht haben, wird sie der lokale Avocado-Experte Melchor Rodriguez mit ertragreichen heimischen Varietäten vor Ort pfropfen. Das gewährleistet eine höhere Überlebensrate als die Aufzucht in Baumschulen.

Guaba-Pflanzen, gezogen von Sadie Jativa 
Guaba-Pflanzen, gezogen von Sadie Jativa 
© Ned Cresswell

Danke!

Wir danken für die überwältigende Unterstützung, die wir bereits für dieses Projekt erhalten haben: Seit Projektbeginn im Oktober 2020 wurden 25.183 Bäume allein über die Plattform der „Trillion Tree Campaign“ gespendet.

Außerdem hat der Arzt, Wissenschaftsjournalist und Gründer der Stiftung „Gesunde Erde – Gesunde Menschen“ Eckart von Hirschhausen zusammen mit den Zauberkünstlern Ehrlich Brothers 10.000 Euro für dieses Projekt gespendet. Ein Interview dazu finden Sie hier.

Stand: November 2023

Ecuador: Bäume für Brillenbären

Brillenbären zu Besuch

01:11 min

Spenden Sie jetzt für dieses und weitere Projekte von GEO schützt den Regenwald

Alle Spenden mit dem Verwendungszweck "Brillenbären" kommen der Wiederaufforstung und dem Walderhalt in Cuellaje zugute. Wir freuen uns über Ihre Unterstützung.

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