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Deutschland Fußball-EM

Wie die AfD über die deutsche Fußball-Nationalmannschaft streitet

Politikredakteur
AfD-Chefin Alice Weidel, Thüringer Landesvorsitzender Björn Höcke AfD-Chefin Alice Weidel, Thüringer Landesvorsitzender Björn Höcke
AfD-Chefin Alice Weidel, Thüringer Landesvorsitzender Björn Höcke
Quelle: picture alliance(3)/Frederic Kern; Christoph Hardt; Markus Gilliar; Montage: Infografik WELT
Thüringens AfD-Chef Höcke kann sich „nicht mehr mit unserer Nationalmannschaft identifizieren“. Europa-Spitzenkandidat Krah bezeichnet die DFB-Elf als „Söldnertruppe“ und „Fremdenlegion“. Parteichefin Weidel sieht das anders. Und auch ein Gericht kommt zu einer eindeutigen Bewertung.
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Am vergangenen Samstagabend stellt ein Delegierter des AfD-Bundesparteitags in der Essener Grugahalle einen Geschäftsordnungsantrag. Man habe an dem Tag viel geschafft, sagt er an einem der Saal-Mikrofone, er beantrage die Unterbrechung der Versammlung bis zum nächsten Morgen. „Und wir können gleich alle Fußball gucken“, sagt der Mann noch mit Bezug auf das anstehende Deutschland-Spiel bei der Europameisterschaft zur Begründung. Viele Delegierte applaudieren, die Versammlung folgt dem Vorschlag mehrheitlich.

Blickt man nur auf diese Szene, würde man nicht vermuten, dass Teile der AfD ein Problem mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft haben. Doch das Verhältnis der Partei mit der DFB-Elf ist schon seit vielen Jahren angespannt. Vor acht Jahren hatte der heutige Ehrenvorsitzende Alexander Gauland im ganzen Land für Empörung gesorgt, als er behauptete, dass der in Berlin geborene Spieler Jérôme Boateng, der einen ghanaischen Vater und eine deutsche Mutter hat, als Nachbar nicht gewollt sei – und zwar lange bevor Boateng häusliche Gewalt vorgeworfen wurde. Gauland erklärte damals, missverstanden worden zu sein.

Nun äußern sich erneut prominente AfD-Politiker negativ über die Nationalelf. Der Spitzenkandidat für die Europawahl im Juni, Maximilian Krah, nannte die Mannschaft in der vergangenen Woche bei einer Veranstaltung in Sachsen „Fremdenlegion“. Mit dem Begriff werden militärische Verbände mit ausländischen Freiwilligen bezeichnet.

Dem Deutschen Fußball-Bund stehen für die Auswahl der Nationalmannschaft lediglich Spieler mit deutscher Staatsangehörigkeit zur Verfügung. Aus dem Zitat kann geschlossen werden, dass Krah Spieler mit Migrationshintergrund nicht als vollwertige Deutsche anerkennt.

Tweet zur National-Elf

Gleiches gilt für seine Bezeichnung der DFB-Elf als „Söldnertruppe“. „Sei stolz auf das, was du bist, und nicht auf irgendeine zusammengewürfelte Fußballmannschaft“, sagte Krah zum Start der EM in einem TikTok-Video. Das Team sei eine „Regenbogenmannschaft“. „Wer interessiert sich schon für diese politisch korrekte Söldnertruppe?“, fragte Krah seine jungen Zuschauer weiter.

Alice Weidel gratuliert der Nationalelf

AfD-Parteichefin Alice Weidel kann mit solchen Bezeichnungen nichts anfangen. Auf die Frage, ob die deutsche Nationalmannschaft eine Fremdenlegion sei, sagte Weidel am Sonntag in der ARD-Sendung „Bericht vom Parteitag“: „Nein. Sie ist eine Nationalmannschaft, die Fußball spielt.“ Sie selbst gratuliere dem Team zu ihrem 2:0 gegen Dänemark. Auf die Frage, ob „alle deutschen Nationalspieler auch deutsch sind“, sagte Weidel: „Ja, natürlich.“ Dass Krah dies anders sehe, sei ihr egal.

In einem Interview mit der „Weltwoche“ hatte Weidel bereits zuvor betont, dass es „scheißegal“ sei, welche Hautfarbe die Nationalspieler haben. Ihr Lieblingsspieler sei Jamal Musiala, der einen nigerianischen Vater hat.

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In der Schweizer Wochenzeitung hatte sich Ende Juni auch der Thüringer AfD-Landesvorsitzende Björn Höcke geäußert. „Heute kann ich mich nicht mehr mit unserer Nationalmannschaft identifizieren“, schreibt Höcke in einem zweiseitigen Gastbeitrag. Seit 2014 habe er kein Spiel mehr gesehen. Dem Fußball quelle „aus jeder Pore die Regenbogenideologie“, es heiße „Vielfalt statt Vaterland“. Im deutschen Profi-Männerfußball gibt es keinen einzigen aktiven Spieler, der offen schwul oder bisexuell lebt.

„Lasst uns einfach in Ruhe mit unserer Hautfarbe“, sagt Jimmy Hartwig

Ex-Nationalspieler Jimmy Hartwig kommentiert bei WELT TV den Tweet von Bundestags-Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt. Sie hatte sich darin zur Hautfarbe der Nationalspieler geäußert – und das Ganze kurz darauf wieder gelöscht.

Quelle: WELT TV / Tatjana Ohm

Auf die Hautfarbe oder den Migrationshintergrund einiger deutscher Spieler spielt Höcke in dem Text nicht an – im Gegensatz zu anderen AfD-Politikern, vor allem aus seiner völkisch-nationalistischen Parteiströmung. Mehrere der Äußerungen nennt das nordrhein-westfälische Oberverwaltungsgericht in den am Dienstag veröffentlichten Urteilsgründen zu seiner Entscheidung, die Einstufung der AfD als Verdachtsfall im Bereich Rechtsextremismus durch den Verfassungsschutz als rechtmäßig zu erklären.

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In dem Urteil heißt es: „Dass Deutsche mit Migrationshintergrund nach Ansicht der Klägerin keine vollwertigen Deutschen sind, wird auch deutlich, wenn Alexander Gauland sagt, ‚eine deutsche oder eine englische Nationalmannschaft sind eben schon lange nicht mehr deutsch oder englisch im klassischen Sinne‘; Hans-Thomas Tillschneider, Landtagsabgeordneter und stellvertretender Landesvorsitzender in Sachsen-Anhalt, erklärt, bei der Fußball-Nationalmannschaft handele es sich nicht um eine ‚echte Nationalmannschaft‘, sondern um eine ‚bunt zusammengewürfelte Söldnertruppe der Deutschland-AG‘ und dabei insbesondere Nationalspieler mit türkischen Wurzeln angreift und als ‚Türken mit deutschem Pass‘ bezeichnet oder Christina Baum von einer ‚passdeutschen Fußball-Nationalmannschaft‘ spricht“.

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Baum scheiterte am vergangenen Wochenende beim Bundesparteitag knapp mit einer Wiederbewerbung für den Bundesvorstand. Ihre Bezeichnung sei angesichts eines dazu geposteten Bilds „plausibel nur so zu erklären, dass für sie schon ein anteiliger Migrationshintergrund und eine dunklere Hautfarbe ausreichen, um jemanden als ‚passdeutsch‘ zu bezeichnen“, führen die Richter weiter aus. Das Gericht sieht durch die Bezeichnung einen „eindeutigen Anhaltspunkt dafür, dass deutschen Staatsangehörigen mit Migrationshintergrund nur ein abgewerteter Status zugesprochen wird“.

Über ein Bundesvorstandsmitglied der Jungen Alternative, der ein Bild von vier Nationalspielern mit dunklerer Hautfarbe postete und dazu schrieb, dass es sich nicht um eine „echte deutsche (!) Nationalmannschaft (!)“ handle, urteilen die Oberverwaltungsrichter: „Dass sämtliche abgebildeten Nationalspieler in Deutschland aufgewachsen sind und großteils lediglich ein Elternteil einen Migrationshintergrund hat, lässt dabei erkennen, dass für ihn nicht die deutsche Abstammung und kulturelle Identität, sondern tatsächlich die Hautfarbe das maßgebliche Unterscheidungsmerkmal darstellt und er die Zugehörigkeit zum deutschen Volk in rassistischer Weise auch von erblichen äußerlichen Merkmalen abhängig macht.“

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