Vor neun Jahren habe ich eine Essstörung entwickelt: die Sucht, mich gesund zu ernähren. Das klingt vielleicht nicht sehr dramatisch. Tatsächlich ist es fatal. Man nennt diese Essstörung auch „Orthorexie“. Das Leben eines Betroffenen ist irgendwann nur noch von Essen bestimmt. Unausgesetzt kreisen seine Gedanken darum, während er sich immer weniger an Nahrung zugesteht.
Zuletzt bin ich etwa 20 Ernährungslehren gleichzeitig gefolgt. Ich kannte die Nährwertangaben all meiner Nahrungsmittel auswendig. Sie mussten „bio“ sein und eine leistungssteigernde Eigenschaft aufweisen. Meine Ernährungsbiografie in Kurzform: Low Carb. Paleo. Glutenfrei. Laktosefrei. Clean Eating. Vegan. Jedes dieser Muster war von Intervallfasten begleitet. Und von Schuldgefühlen, wenn ich meine Tabus brach.