Junge Menschen in Deutschland stehen der Europäischen Union einer Umfrage zufolge grundsätzlich positiv gegenüber. Demnach wollen 78 Prozent der 16- bis 25-jährigen Befragten, dass Deutschland Mitglied in der Europäischen Union bleibt, nur acht Prozent wollen aus der Staatengemeinschaft austreten. Bei den älteren Befragten sind hingegen nur 65 Prozent für einen EU-Verbleib. Außerdem scheinen jüngere Befragte zufriedener mit der Art und Weise zu sein, wie die Demokratie in der Europäischen Union funktioniert (69 zu 55 Prozent).

EU-weit ist die Stimmung bei jungen Menschen insgesamt vergleichbar mit der in Deutschland: Auch hier sind 78 Prozent der befragten 16- bis 25-Jährigen proeuropäisch eingestellt. 59 Prozent gaben an, bei der Europawahl ihre Stimme abgeben zu wollen. Für die Umfrage im Auftrag der Bertelsmann Stiftung waren Mitte März 13.241 Personen zwischen 16 und 69 Jahren in allen EU-Staaten befragt worden.

In Deutschland dürfen bei der Europawahl am Sonntag erstmals auch Menschen ab 16 Jahren ihre Stimme abgeben – das sind rund 1,4 Millionen Menschen. In der Umfrage gaben in der Gruppe der 16- bis 25-Jährigen indes nur 57 Prozent der Befragten an, dass sie auch tatsächlich wählen gehen. 27 Prozent antworteten mit "vielleicht", 16 Prozent sind entschlossen, nicht zu wählen. Von den Befragten zwischen 26 und 69 Jahren wollen sich dagegen 62 Prozent an der Wahl beteiligen. EU-weit sind die Werte leicht höher. Bei der Wahl 2019 lag die Beteiligung bei 61,4 Prozent, 2014 bei nur 48,1 Prozent.

Je nach Alter 23 bis 30 Prozent Protestwähler

Von den wahlwilligen Jungwählern gaben 23 Prozent an, ihre Stimme wegen "Missbilligung der aktuellen Politik" abgeben zu wollen. Sie sind also Protestwähler, die vielfach etwa von der AfD angezogen werden. Bei den älteren Wählerinnen und Wählern liegt dieser Wert bei 30 Prozent. Eine politische Orientierung der Jungwähler wurde in der Umfrage nicht ermittelt. Allerdings verweist die Bertelsmann Stiftung darauf, dass sich 69 Prozent der Befragten "zufrieden mit der Demokratie" zeigten. 

Als wichtigste Aufgabe der EU nannten 59 Prozent der 16- bis 25-Jährigen "Frieden sichern". "Migration steuern" gaben nur 26 Prozent an – in der Gruppe der 26- bis 69-Jährigen nannten 47 Prozent diesen Komplex als wichtigste Aufgabe der EU. Aber auch bei den Älteren ist der Aspekt "Frieden sichern" mehrheitlich der wichtigste, nämlich für insgesamt 61 Prozent.

Rund 373 Millionen Bürgerinnen und Bürger in der EU sind von Donnerstag bis Sonntag aufgerufen, die 720 Abgeordneten des Europäischen Parlaments für die kommenden fünf Jahre zu bestimmen. 20 der 27 Staaten wählen wie Deutschland am Sonntag, den Auftakt machen schon am morgigen Donnerstag die Niederlande. Hierzulande sind knapp 61 Millionen Menschen wahlberechtigt.