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  5. EM 2024: Nationalmannschaft – Diskussion um nicht gegebenen Handelfmeter spaltet Experten

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Die Diskussion um den nicht gegebenen Handelfmeter spaltet die Experten

Sportredakteur
Kein Elfmeter? Hier spielt Spaniens Cucurella den Ball mit der Hand

Der spanische Verteidiger Marc Cucurella spielt in der Verlängerung den Ball im Strafraum klar mit der Hand. Der Schiedsrichter gibt jedoch keinen Elfmeter, auch der Videoschiedsrichter greift nicht ein.

Quelle: MagentaTV

Autoplay
Es war die Aufreger-Szene im EM-Drama gegen Spanien. Handelfmeter für Deutschland? Der Bundestrainer hat eine klare Meinung. Im Lager der Experten ist man sich uneins. Eine der Thesen: Der Schiedsrichter wollte wiedergutmachen, was er dem spanischen Team zuvor nicht zugestanden hatte.

Julian Nagelsmann wollte die umstrittene Entscheidung nach dem Handspiel von Spaniens Marc Cucurella nicht als Grund für das EM-Aus der Nationalmannschaft anführen. Die Szene aus der 106. Minute im Viertelfinale ließ den Bundestrainer aber dennoch nicht los.

„Wenn der Schuss von Jamal Musiala aufs Tor geht, gibt es Elfmeter, wenn er auf die Tribüne geht und das sieht man, dann gibt es keinen Elfmeter, das ist relativ simpel. Er geht aufs Tor, wahrscheinlich sogar ins Tor und es gibt keinen Elfmeter, das kann ich nicht nachvollziehen“, monierte Nagelsmann die Regelauslegung von Schiedsrichter Anthony Taylor aus England nach dem 1:2, das kurz vor Spielende in der Verlängerung durch einen Kopfballtreffer des Ex-Dortmunders Mikel Merino entschieden wurde.

Nagelsmann plädierte für eine Regelanpassung, die die Flugbahn des Balles berücksichtigt. „Wenn Jamal den Ball in die Stuttgarter Innenstadt schießt und Cucurella den Ball mit der Hand berührt, will ich dafür keinen Elfmeter haben, wenn der Ball aber aufs Tor kommt und der Spieler stoppt ihn mit der Hand, dann muss es eine andere Bewertungsgrundlage sein“, sagte der 36-Jährige. Musialas Schuss wäre wahrscheinlich sogar ins Tor gegangen, meinte Nagelsmann, also: Elfmeter.

Er wolle „nicht rumjammern“. Aber: „Unabhängig von uns, für alle anderen Turniere und Spiele wäre es schön, wenn man auch bewerten würde, was mit dem Ball auch passiert“, sagte Nagelsmann. Der Bundestrainer sprach sich auch für den Einsatz neuer Technik aus. „Es gibt 50 Roboter, die uns Kaffee bringen, dann gibt es auch KI, die berechnet, wo die Flanke runterkommt“, sagte Nagelsmann.

Viertelfinal-Aus – Deutschlands Drama gegen Spanien

Der Traum vom vierten EM-Triumph nach 1972, 1980 und 1996 hat sich für die Deutschen nicht erfüllt. Das Team verlor im Viertelfinale der Europameisterschaft gegen Spanien mit 1:2 nach Verlängerung und schied aus. Sehen Sie hier die Highlights im Video.

Quelle: MagentaTV

Die Debatte darüber, ob der englische Unparteiische richtig, fahrlässig oder gar falsch gehandelt hat, als er das Spiel einfach weiterlaufen ließ und sich nicht mal am Bildschirm vergewisserte, ob die strittige Szene eventuell doch anders ausgelegt gehört hatte, war da schon voll entbrannt.

Schlagabtausch zwischen Ballack, Kerner und Schiedsrichter Ittrich

In der ARD sagte die frühere deutsche Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus-Webb: „Der Schuss kommt aus einer kurzen Distanz, ist wahnsinnig scharf geschossen. Ist es eine unnatürliche Vergrößerung der Körperfläche – ja oder nein? Der Schiedsrichter hat sich dafür entschieden, dass es eine relativ natürliche Bewegung ist.“ Der Videoassistent könne nicht unterstützen, „weil es keine glasklare Fehlentscheidung ist“.

Sie könne es „nachvollziehen, glaube aber, dass eine andere Entscheidung auch möglich gewesen wäre“, sagte Steinhaus-Webb. Dazu muss man aber wissen, dass die 45-Jährige auch Angestellte der englischen Schiedsrichtervereinigung PGMOL ist.

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Nach Spielende lieferten sich dann die Ex-Nationalspieler Michael Ballack, Shkodran Mustafi und Moderator Johannes B. Kerner beim Streamingdienst MagentaTV wegen der strittigen Szene über mehrere Minuten ein Wortgefecht mit dem vom Sender als Experten bestellten Schiedsrichter Patrick Ittrich.

„Ein klareres Handspiel gibt es nicht im Fußball“, sagte der verärgerte Ballack. „Das ist eine klare Fehlentscheidung.“ Er wisse nicht, ob Taylor und sein Team sich „aus Angst oder Respekt“ gegen einen Elfmeter entschieden hätten. Offen blieb, ob Niclas Füllkrug bei der vorausgegangenen Vorlage für Musiala nicht ohnehin im Abseits gewesen wäre.

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„Die Sachlage ist in der Tat so, dass der Schiedsrichter sachlich und unemotional entscheiden muss“, sagte Bundesliga-Schiedsrichter Ittrich. Er sei dafür hier im Studio „um die Sache sachlich und unemotional zu erklären“. Er sei Deutscher und hätte sich sehr darüber gefreut, „wenn die Deutschen weitergekommen wären und es Strafstoß gegeben hätte. Aber man muss es regeltechnisch analysieren: Was macht der Spieler aus der Sicht des Schiedsrichters? Der Spieler zieht während des Schusses die Hand aus der Schussbahn zurück.“ Auch deshalb habe der Videoschiedsrichter (VAR) nicht entscheidend eingegriffen. Der Experte sprach von einem „Handspiel-Dilemma“. Es gebe „einen Ermessensspielraum im Fußball“.

Das wollten Ballack und Mustafi nicht akzeptieren. „Es ist ja egal, ob er versucht, die Hand wegzuziehen, er steht im Weg“, sagte Mustafi. Ballack meinte: „Es ist ein Torschuss, er blockt ihn mit abgespreizter Hand. Für was willst du sonst noch Elfmeter geben?“ Auch Kerner schaltete sich immer wieder in die Diskussion ein. „Das kann ich nicht hören, das kann ich nicht hören“, echauffierte er sich. Es ging an die Adresse von Ittrich.

Der aber blieb bei seiner Auslegung. „Wenn man ihn pfeift, kann man sagen, das ist richtig, den kann man geben. Das ist das Ermessensdilemma bei der Handspielregel“, sagte Ittrich. „Ich bin ja gar nicht weit weg von euch, ich habe nur gesagt, dass der Videoassistent da nicht reingehen kann.“ Dieser müsse nämlich „Bilder liefern“, die den Schiedsrichter „von dem überzeugen, was er gesehen hat, oder eben nicht“.

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Quelle: WELT / Paul Klinzing, Alina Quast

Derweil entspann sich durch die Analyse des ehemaligen Top-Schiedsrichters Manuel Gräfe ein anderer Erzählstrang über das Drama. Im ZDF legte der 50-Jährige dar, warum aus seiner Sicht Musialas geblockter Schuss einen Strafstoß nach sich hätte ziehen müssen. Als Musiala zum Schuss ausholte, sagte Gräfe, „sieht man, dass der Spanier beide Hände draußen hat. Bei Handspiel muss man immer beide Arme zur Bewertung heranziehen. Und man sieht, dass er den rechten Arm sehr wohl heranziehen kann. Den linken lässt er da, guckt in die Flugbahn, guckt zum Ball, blockt damit den Ball und wehrt damit den Ball ab. Für mich ist das strafbar.“

Wollte Taylor seine Fehlentscheidungen ausgleichen?

Es sei zu erkennen, sagte Gräfe, dass es Cucurella möglich gewesen war, den Arm heranzuziehen: „Und weil man als Schiedsrichter nicht in den Kopf des Spielers schauen kann, müssen andere Hilfskriterien herangezogen. Und das ist die Position beider Arme.“

Er verglich die Hand-Szene auch mit einem Vorfall aus dem deutschen Achtelfinal-Spiel gegen Dänemark, als der DFB-Elf nach einer minimalen Berührung ein Elfer zugesprochen worden war: „Dann dieser klare Block, bei dem man die Berührung sieht, wird nicht gepfiffen. Das ist halt bitter. Sehr, sehr bitter für Deutschland. Für mich wäre das ein Strafstoß gewesen.“

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Quelle: MagentaTV

Auf X legte Gräfe dann noch nach. Er attestierte Schiedsrichter Taylor ein letztlich „schwaches Spiel. Und ich habe es nicht verstanden, auch schon in anderen Situationen, warum man sich das in so wichtigen Spielen nicht selbst anschaut.“ Auch der Sachverhalt „klare Fehlentscheidung“, der für eine Intervention des VAR nötig ist, so Gräfe, „ist gegeben“.

Seine These zu dem nicht gegebenen Handelfmeter: Taylor wollte wiedergutmachen, was er dem spanischen Team zuvor nicht zugestanden hatte. Zwei gelbwürdige Fouls des deutschen Mittelfeldstrategen Toni Kroos hatte Taylor in der Anfangsphase der Partie nicht geahndet. „Verpasste Gelbe gegen Kroos und er meinte dann, alles kompensieren zu müssen. Überzogene andere Gelbe sowie diese Handspiel-Entscheidung. Passt nicht zur Uefa-Linie“, schrieb Gräfe bei X.

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