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Bierreport Bierbranche

Die Brauwirtschaft im Dauer-Lockdown

Wirtschaftskorrespondent
Brauerei BRLO in Berlin - die neuen Biere - Abfüllung Ausschank Brauen - Braumeister Michael Lembke - Braumeisterin Veronica aus Brasilien - Standorte Berlin und Landsberg in Sachsen-Anhalt Brauerei BRLO in Berlin - die neuen Biere - Abfüllung Ausschank Brauen - Braumeister Michael Lembke - Braumeisterin Veronica aus Brasilien - Standorte Berlin und Landsberg in Sachsen-Anhalt
Viele Brauereien hoffen mit Kurzarbeit die Krise zu überwinden
Quelle: Martin U. K. Lengemann
Geschlossene Gastronomie, ausgefallene Festivals: Der Bierabsatz ist auf historischem Tiefstand. 85 Prozent der Betriebe nutzt Kurzarbeit. Jeder vierte Hersteller ist in seiner Existenz gefährdet.

Die Lage ist dramatisch. „Einbrüche dieser Dimension hat es seit Ende des Zweiten Weltkriegs in der deutschen Brauwirtschaft nicht gegeben“, meldet Holger Eichele, der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes (DBB). Lagen die Verkaufszahlen im Corona-Jahr 2020 mit rund 87 Millionen Hektolitern schon satte 5,5 Prozent hinter denen des Vorjahres und damit auf einem historisch niedrigen Wert, hat sich der Absturz 2021 sogar nochmals beschleunigt, sehr deutlich sogar.

Im Januar zum Beispiel gab es laut dem Statistischen Bundesamt ein Absatzminus von 27 Prozent, im Februar wiederum waren es fast 20 Prozent.

Längst sendet die Branche heftige Alarmsignale. Laut einer DBB-Umfrage aus dem Frühjahr nutzen 85 Prozent der Betriebe Kurzarbeit, gleichzeitig hat schon jede dritte Brauerei Personal entlassen, dazu mussten fast 80 Prozent der Unternehmen geplante Investitionen verschieben oder sogar ganz streichen.

Vor dem Aus

Ungeachtet solcher Notmaßnahmen sieht sich bereits jeder vierte Bierhersteller in seiner Existenz gefährdet, heißt es in der Umfrage, die laut Verband zwar nicht repräsentativ ist, die Bandbreite der Branche mit ihren zuletzt rund 1500 Anbietern aber dennoch gut darstellt. „Die Situation der Betriebe wird immer verzweifelter“, berichtet Eichele. „Viele Brauer wissen einfach nicht mehr weiter. Es gibt Familienunternehmen, die werden in der sechsten oder siebten Generation geführt, haben Weltkriege und Wirtschaftskrisen überlebt – und stehen durch Corona jetzt am Abgrund.“

Grund für die heftige Krise ist der Stillstand im Gastgewerbe sowie flächendeckend ausgefallene Feste, Feiern, Konzerte und Events. „Nach etlichen Monaten Dauerlockdown sind das Gastronomiegeschäft und Teile des Exports vollends zusammengebrochen“, berichtet Eichele. Und eine Erholung des Marktes sei nicht in Sicht.

Im Gegenteil: Es fehle weiterhin jede Perspektive. „Die Umsatzverluste der Branche summieren sich mittlerweile auf historische Größenordnungen.“ Der Brauer-Bund jedenfalls berichtet von im Schnitt rund einem Drittel weniger Einnahmen im ersten Quartal 2021. Bei einigen besonders gastronomieabhängigen Betrieben betrage der Einbruch sogar bis zu 85 Prozent.

Markenbiere profitieren

Zwar gibt es Steigerungen bei den Bierverkäufen in Supermärkten und Discountern. Davon profitieren aber vor allem die großen Markenbiere, die bundesweit bei praktisch jedem Supermarkt gelistet sind. Doch auch für Krombacher, Veltins, Bitburger, Warsteiner, Beck’s und Co. ist das Plus im vergleichsweise margenschwachen Flaschenbier-Geschäft allenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein.

Die Verluste im Fassbier-Segment jedenfalls können die Zuwächse im Lebensmittelhandel nicht ausgleichen – nicht beim Absatz und erst recht nicht beim Umsatz. Zumal im Handel nun ein heftiger Preiswettkampf ausgebrochen ist: Markenbier gibt es in der klassischen Kiste mit 20 Halbliterflaschen oftmals schon für weniger als zehn Euro.

Denn die Verbraucher wollen beim Einkaufen in möglichst wenige Geschäfte gehen, Experten sprechen vom sogenannten One-Stop-Shopping. Und da gilt Bier im Kampf um den Kunden als wichtiges Lockmittel, um die Konsumenten in die Läden zu locken.

Rückgang seit Jahren

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Wann und wie sich der Markt vom freien Fall wieder erholt, bleibt unklar. „Schon der übliche Absatzverlust trifft die Branche hart“, sagt Guido Mockel, Sprecher der Geschäftsführung der Radeberger Gruppe. Seit etlichen Jahren schon geht der Bierabsatz zurück aufgrund des demografischen Wandels und veränderter Konsumgewohnheiten.

„Das Jahr 2020 war nun aber eine Zeitmaschine, die den bestehenden Druck noch einmal drastisch erhöht“, beschreibt Mockel. Es werde einen langen Atem, viel Geduld und ordentlich Kraft benötigen, bis sich die Branche von diesem Einbruch erholt haben wird, prognostiziert der Manager. „Wenn dies denn überhaupt vollumfänglich gelingen kann.“

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