WELTGo!
Ihr KI-Assistent für alle Fragen
Ihr KI-Assistent für alle Fragen und Lebenslagen
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. kmpkt
  3. EM 2024 in Deutschland: So ist Public Viewing mit einem Baby

Meinung Public Viewing mit Baby

Eine Halbzeit dauert eine Brust lang – Was ich beim „Public Breastfeeding“ erlebte

Elvie_Berlin_190624_byMarieStaggat-03 Elvie_Berlin_190624_byMarieStaggat-03
Stillen in der Öffentlichkeit – Fußballerin und Mutter Tabea Sellner kam mit unserer Autorin ins Gespräch
Quelle: Elvie/Marie Staggat
Kann ein Besuch beim EM-Public-Viewing mit Baby funktionieren? Unsere Autorin hat es bei einer Veranstaltung für junge Mütter ausprobiert. Und sich in Situationen ertappt, die sie sich vorher nicht in ihren kühnsten Träumen vorgestellt hätte.

Wie sagte der ehemalige Bundestrainer Sepp Herberger so schön: „Der Ball ist rund und ein Spiel dauert 90 Minuten.“ In meinem Fall heißt es wohl eher: „Der Ball ist rund und ein Spiel dauert zwei Brüste.“ Ich stille nämlich gerade meine zehn Wochen alte Tochter. Und ich bin Fußball-Fan. Beides bei der Europameisterschaft 2024 in Deutschland zu vereinen, ist, sagen wir es mal so, eine kleine Herausforderung.

Ein Neugeborenes zu versorgen ist anstrengend. Schlaflose Nächte, totale Fremdsteuerung und tausend kleine Glücksmomente. Wenngleich das Muttersein für mich zur wohl schönsten neuen Aufgabe der Welt geworden ist, sehne ich mich nach ein wenig altem Leben. Nostalgisch erinnere ich mich ans Sommermärchen 2006 zurück: Wie ich als 16-jährige Teenagerin beim Public Viewing mit der deutschen Nationalmannschaft gefiebert habe und ein einzigartiges Wir-Gefühl erleben konnte.

An dieser Stelle finden Sie Inhalte von Drittanbietern
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.

Das muss doch auch mit Baby möglich sein? Umso mehr habe ich mich daher über die Einladung des britischen Start-ups „Elvie“ zum „Public Viewing mit Public Breastfeeding“ gefreut. Natürlich nicht uneigennützig – das Unternehmen stellt leise, tragbare Milchpumpen her, die das Leben einer jeden stillenden Frau erleichtern sollen. Doch ist ein Fußballspiel mit Baby im Biergarten schauen so easy, wie ich es mir vorstelle? Das habe ich beim Vorrunden-Spiel der deutschen Mannschaft gegen Ungarn ausprobiert.

Stillen in der Öffentlichkeit: Als Mutter ist man nie allein, auch nicht beim EM-Spiel schauen

Frischgebackene Eltern müssen sich vor allem im Kompromisse machen üben. Natürlich kommt nicht das gesamte Sozialleben zum Erliegen, selbstverständlich bleibt man nicht nur in der Wohnung – und doch ist vieles anders. Auch das Public-Viewing im BRLO Biergarten in Berlin. Es ist nicht mein erstes Mal, dass ich in der Öffentlichkeit stille und bei diesem Event bin ich nicht die einzige Mutter, die ihrem Säugling die Brust gibt. Nur eine Reihe vor mir stillt Fußballnationalspielerin Tabea Sellner ihren Sohn, der nur wenige Wochen älter ist als meine Tochter.

Lesen Sie auch

Denn was mir vorher nie so aufgefallen ist: Immer gibt es bei einer Veranstaltung irgendwo eine stillende Mutter, die eine ruhige Ecke für sich und ihren Säugling sucht. Das schafft zumindest ein Wir-Gefühl, das viele stillende Mütter im Alltag häufig vermissen. Laut einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag von „Elvie“ gaben 61 Prozent an, schon einmal missbilligende Blicke geerntet zu haben oder sich unwohl gefühlt zu haben, sobald sie in der Öffentlichkeit gestillt haben. 18 Prozent haben sogar unfreundliche Kommentare erlebt und elf Prozent wurden aufgefordert, das Lokal zu verlassen, weil sie gestillt haben.

EM und Public Viewing mit Baby: Ein Trikot eignet sich so semi gut zum Stillen

Seitdem ich stille mache ich mir ständig Gedanken, welches still-kompatible Kleidungsstück ich anziehe, das sowohl praktisch ist, als auch nicht zu viel von meiner Brust preisgibt – weil auch ich keine Lust auf unangenehme Blicke anderer habe. Spoiler: Ein Trikot ist nicht so ein Kleidungsstück. Egal, wie ich es hochziehe, auch meine andere Brust im Still-BH ist immer zu sehen.

Ein anderer Blickwinkel ....

Zum Glück habe ich meinen Schal dabei – und obwohl ich nicht die Einzige bin, die beim Spiel gegen Ungarn in der Ecke des Biergartens stillt, wo natürlich auch ganz normale Gäste Fußball schauen, sind wir Mütter und Babys ein Kuriosum. Fast jeder, der das erste Mal zu unserem Bereich herüberschaut, sieht ein wenig verwundert aus.

Bis zum ersten Tor geht es noch ohne Ohrenschützer

An dieser Stelle finden Sie Inhalte aus Instagram
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.

Bevor man solch ein Event besucht, macht man sich natürlich tausend Gedanken – vor allem ich als Neu-Mama mit erstem Kind. Nicht nur, dass man an etwa hundert Dinge denken muss, die in den Wickelrucksack gehören (ich trage seit Neustem mein halbes Leben in dieser Tasche), sondern auch, wie die Bedingungen vor Ort sind.

So erwische ich mich dabei, wie ich mir, vollkommen untypisch für mich, tausend Sorgen mache: Wird es nicht zu laut für das Baby werden? Sind das zu viele neue Eindrücke und zu viele fremde Menschen für einen zwei Monate alten Säugling? Ist es überhaupt legitim, in einem Biergarten Fußball zu schauen, wo ich das Spiel Deutschland gegen Ungarn auch gemütlich auf dem heimischen Sofa schauen könnte?

Anzeige

Viele meiner Ängste sind zum Glück vollkommen unberechtigt: Meine Tochter schlägt sich erstaunlich gut in dem EM-Trubel. Könnte vielleicht auch daran liegen, dass sie schon als sie noch in meinem Bauch war, Stadion-Atmosphäre erleben durfte. In ihrem süßen Fußball-Body (ja, ich musste ihr unbedingt ein EM-Outfit besorgen) greift sie sich schnurstracks eine Mini-Deutschland-Flagge und wirkt ziemlich glücklich.

Stadionluft fürs ungeborene Baby gab's z.B. hier:

Bis in der 22. Minute das erste Tor für Deutschland fällt. Die vielen Jubelschreie um sie herum, erschrecken meinen kleinen Fußball-Fan in spe so sehr, dass sie weinend von der Brust ablässt. Was ich schon geahnt hatte, wird nun zur Gewissheit: Die Lärmschutz-Kopfhörer müssen her! Danach ist der Fußball-Nachmittag, beziehungsweise -Abend für meine Kleine gut erträglich. Was wohl auch an einer anderen Tatsache liegen könnte …

Auch bei der EM gilt: Brust ist besser als jeder Schnuller

Ich bin ehrlich und viele Mütter beziehungsweise Eltern werden nicht gut finden, was ich jetzt verkünde: Es gibt Dinge, die will ich einigermaßen in Ruhe genießen. Das, so weiß ich, seitdem ich Mutter bin, ist mir einiges wert. Ein Fußballspiel gehört dazu. Deswegen ist meine Taktik seit dem ersten EM-Spiel: Wenn die Kleine nicht gerade schläft, in der Federwiege chillt oder vergnügt auf ihrer Krabbelmatte liegt, ziehe ich jeden Stillvorgang in die Länge.

Einfach, weil ich weiß, dass meine Tochter dann entspannt ist. Das funktioniert auch beim Public Viewing inmitten dutzend Fremder ganz gut. So kommt es, dass das Stillen an einer Brustseite mit Trinkpausen exakt 45 Minuten lang dauert. Das geht in fast jeder Sitzposition – auch auf einer Bierbank.

Baby beim Public Viewing
Direkt Fan: die Tochter unserer Autorin beim Public Viewing
Quelle: privat/sw

Alkoholfreie Biere werden immer besser

Es gibt Momente, die erscheinen so skurril, dass man sie sich nicht einmal in seinen kühnsten Träumen ausmalt. Dass ich mir etwa, mit meinem Kind an der Brust, ein alkoholfreies Bier während der zweiten Halbzeit hole. Aber wenn man stillt, hat man auf einmal vor ziemlich wenig Scham. Auch das ist etwas Neues an mir: Was andere denken ist ziemlich nebensächlich. Hauptsache, mir und meinem Kind geht es gut.

Schließlich gilt: glückliche Mama gleich glückliches Baby! Dabei hilft auch die Tatsache, dass die alkoholfreien Biere, die es aktuell auf dem Markt gibt, immer besser, sprich leckerer werden. Findet sogar mein Mann, der mich begleitet. Gehört zum Public Viewing halt irgendwie dazu.

Und am Ende ist Public Viewing mit Baby ganz normal

Public Viewing mit Baby
Ganz selbstverständlich: Public Viewing mit einem Baby
Quelle: privat / sw

Zumindest groove ich mir immer mehr ein – am Ende finde ich es fast schade, dass das Spiel abgepfiffen wird. Nach meiner ziemlich isolierten Wochenbett-Zeit kommt es mir so vor, dass babyfreundliche Veranstaltung in der breiten Öffentlichkeit jenseits von Krabbelgruppen und Baby-Klassikkonzerten ziemlich selten sind. Doch so ein Stück Normalität ist auch schön. Dass ich ausgerechnet sowas vermissen würde, war mir vorher nicht klar.

Anzeige

Ich ahne jetzt schon, dass unter diesem Text einige Kommentare landen werden, deren Verfasser es unverantwortlich finden, dass ich mit meinem zwei Monate alten Baby ein EM-Public-Viewing in einem Berliner Biergarten besuche. Aber wieso eigentlich? Schließlich gehören Säuglinge zu unserm Leben und mit der richtigen Vorbereitung sowie Accessoires (Lärmschutz, etc.) ist es kein Problem.

Auch die VfL-Wolfsburg-Spielerin Tabea Sellner wünscht sich manchmal ein wenig mehr Verständnis, wie sie beim Spiel verrät: „Auch im Profi-Fußball gibt es teilweise immer noch Vorbehalte gegen Frauen, denen es gilt, entgegenzuwirken. Gleichzeitig möchte ich auch im Privatleben und in meiner neuen Rolle als Mutter nicht für eine Selbstverständlichkeit, wie das Stillen in der Öffentlichkeit, komisch angeschaut oder gar angefeindet werden.“

Ich zumindest würde noch mal ein Public Viewing besuchen – und bin erstaunt über meine im Laufe des Nachmittags neu gewonnene Selbstverständlichkeit. Als Fußball-Fan mit Baby im Biergarten zu stillen und dabei Deutschland gegen Ungarn zu verfolgen, dazwischen in der Halbzeitpause die Windel zu wechseln, kommt mir nach über 90 Minuten so normal vor, als hätte ich nie was anderes gemacht.

Also ja: Public Viewing bei der EM geht auch ganz hervorragend mit Baby.

An dieser Stelle finden Sie Inhalte von Drittanbietern
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema