Zuwachs für die „Hall of Fame“ des deutschen Fußballs. Die Ruhmeshalle der Legenden wird um sechs hochkarätige Namen erweitert: Torhüter Bert Trautmann, Abwehrspieler Guido Buchwald, Mittelfeld-Stratege Bastian Schweinsteiger, Stürmer Horst Hrubesch, Trainer Otto Rehhagel, sowie um den ehemaligen Stürmer und Trainer Jupp Heynckes.
Das Deutsche Fußballmuseum vereint seit April 2019 in einer Ruhmeshalle die Größten der Großen der kickenden Zunft. Zur Gründungself gehörten Sepp Maier, Paul Breitner, Franz Beckenbauer, Andreas Brehme, Fritz Walter, Lothar Matthäus, Günter Netzer, Matthias Sammer, Helmut Rahn, Gerd Müller und Uwe Seeler. Dazu kam Sepp Herberger, der Weltmeister-Trainer von 1954. Alle acht zu dem Zeitpunkt noch Lebenden waren zur feierlichen Einweihung der „Hall of Fame“ in Dortmund erschienen und wurden von 400 geladenen Gästen gefeiert.
„Das macht mich sehr glücklich“
Otto Rehhagel wurde fünfmal zum „Trainer des Jahres“ ausgezeichnet. Er gewann mit Werder Bremen und Kaiserslautern insgesamt dreimal die Deutsche Meisterschaft, holte mit Bremen zudem 1992 den Europapokal und wurde 2004 mit Griechenland sensationell Europameister. Der 85-Jährige sagt: „Ich war 16 Jahre alt, als Deutschland 1954 Weltmeister wurde. Dieses Spiel gegen Ungarn, dieses 3:2, hat mich stark beeindruckt. Fritz Walter, Helmut Rahn, Sepp Herberger – das waren meine Helden damals. Mit ihnen heute gemeinsam in der Hall of Fame des deutschen Fußballs zu stehen, macht mich sehr glücklich. Und auch stolz.“
Die „Hall of Fame“ soll dazu beitragen, herausragende Spieler- und Trainerpersönlichkeiten des deutschen Männer- und Frauenfußballs zu würdigen und im historischen Bewusstsein des Fußballs in Deutschland zu verankern. Die Kandidaten werden durch eine Jury, die sich aus führenden deutschen Journalisten zusammensetzt, berufen. Den Juryvorsitz hat Museumsdirektor Manuel Neukirchner.
Grundsätzlich genannt werden können deutsche Persönlichkeiten aus dem Männer- und Frauenfußball von 1900 bis heute, die ihre Karriere mindestens fünf Jahre beendet haben. Zu berücksichtigen sind insbesondere herausragende Leistungen in der Nationalmannschaft vor und nach dem Krieg, in der ehemaligen „DDR“-Auswahl sowie im nationalen und internationalen Vereinsfußball.
Horst Hrubesch sagte: „Ich hatte in meinem Leben immer wieder Aufgaben vor mir, für die ich viel investieren musste. Wenn man dafür jetzt in die Hall of Fame aufgenommen wird, ist das eine tolle Bestätigung. Solche Dinge braucht man ab und zu für sich selbst – und sie sind Ausdruck einer gewissen Wertschätzung.“
Vor allem die Nominierung Bert Trautmanns lag der Jury sehr am Herzen. Der Bremer galt als bester deutscher Torhüter seiner Zeit. Seine Karriere wurde durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen und in eine völlig andere Bahn gelenkt. Trautmann war Fallschirmjäger bei der Luftwaffe und wurde von den Briten in Gefangenschaft genommen. Er blieb nach seiner Freilassung in Großbritannien und wurde 1949 Torwart bei Manchester City.
20.000 skandierten: Off the German!
Die City-Fans empfingen ihn mit offener Feindseligkeit. 20.000 gingen auf die Straße, um gegen den Transfer von „Traut, the Kraut“ zu protestieren, manche trugen Plakate mit Aufschriften wie „Off the German!“ (Raus mit dem Deutschen!). Einige Fans gaben aus Protest gar ihre Dauerkarten zurück, diverse Fangruppen verfassten Protestbriefe. Mannschaftskapitän Eric Westwood aber begrüßte Trautmann mit den Worten: „Es gibt keinen Krieg in dieser Kabine.“ Und Trautmann überzeugte Trainer, Mitspieler und Fans mit großartigen Leistungen.
So blieben angedrohte Boykotts nicht nur aus, Trautmann avancierte zum Publikumsliebling und absolvierte für Manchester sagenhafte 545 Spiele. Da zu der Zeit nur Nationalspieler sein durfte, wer auch in der heimischen Liga spielte, wurde Trautmann nicht für die WM 1954 nominiert und deshalb nie Weltmeister. Dafür wurde er 1956 zu Englands „Fußballer des Jahres“ gewählt, und 2004 zeichnete ihn Queen Elisabeth II. mit dem „Order of the British Empire“ für seine Verdienste um die deutsch-britische Verständigung aus.
Trautmann starb 2013 im Alter von 89 Jahren an einem Herzinfarkt. Er wäre im vergangenen Oktober 100 Jahre alt geworden. Die Jury fand mit großer Mehrheit, dass seine Nominierung im Jahr der Heim-EM mit dem Motto „Vereint im Herzen Europas“ passender nicht sein kann.
Die Ehrung für die neuen Mitglieder der „Hall of Fame“ findet im Frühjahr 2025 im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund statt.