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Städtereisen An der Ostsee

Ein Kurztrip nach Danzig, Polens Tor zur Welt

Handel brachte der Ostseemetropole Danzig einst Wohlstand, der sich in einer einmaligen architektonischen Pracht niederschlug. Die Sehenswürdigkeiten in der Altstadt lassen sich gut zu Fuß erkunden. Und wer danach Erholung braucht, fährt ins benachbarte Zoppot am Meer.
Polen: Blick durch das Grüne Tor in Danzig auf den Langen Markt und das Rechtstädtische Rathaus Polen: Blick durch das Grüne Tor in Danzig auf den Langen Markt und das Rechtstädtische Rathaus
Blick durch das Grüne Tor in Danzig auf den Langen Markt und das Rechtstädtische Rathaus
Quelle: picture alliance/Zoonar/Artur Bogacki
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Als Hansestadt war Danzig schon immer weltoffen. Man hatte und hat Verbindung zu den Weltmeeren, Koggen und Schiffe brachten Güter, Menschen und Ideen aus aller Herren Länder hierher und prägten eine Aufgeschlossenheit, die sich über die Jahrhunderte erhalten hat, auch nach der Vertreibung der deutschen Danziger nach 1945. Der Handel brachte Wohlstand, der sich in einer einmaligen architektonischen Pracht niederschlug, die dank polnischer Renovierungskunst heute in hellem Licht erstrahlt.

Danzig war vor allem im 20. Jahrhundert Schauplatz der Weltgeschichte – hier brach 1939 der Zweite Weltkrieg aus, und in den 1980er-Jahren brachte eine Danziger Gewerkschaftsbewegung letztendlich das Sowjetreich zum Einsturz. Diese Gewerkschaft heißt Solidarność, ihr damaliger Anführer wurde zum Weltstar: Lech Wałęsa, Elektriker und Werftarbeiter, Freiheitskämpfer und Antikommunist, polnischer Präsident und Nobelpreisträger. Mit Günter Grass stammt ein zweiter bekannter Nobelpreisträger aus Danzig. All das macht den Ort zu einer Weltstadt – und zu einem der spannendsten Reiseziele in Polen.

Man kann natürlich mit dem Auto nach Danzig reisen oder ins Flugzeug steigen. Doch inzwischen ist auch die Bahnanreise bequem möglich. Von Berlin fährt beispielsweise ein Eurocity ohne Umsteigen in fünfeinhalb Stunden zum Danziger Hauptbahnhof. Von Frankfurt/Main dauert die Fahrt etwa zehn Stunden mit Umsteigen in Berlin.

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Danzig in Polen
Quelle: Infografik WELT

Der Hauptbahnhof ist bereits eine erste Sehenswürdigkeit: Er empfängt Reisende mit Türmchen und Giebelchen, erbaut wurde er ab 1896 im Stil der Neorenaissance. 1945 brannte er ab, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg aber – wie die benachbarte, in Trümmern liegende Altstadt – mustergültig wiederaufgebaut.

Polen baute die Stadt wieder auf

In der historischen Altstadt, die offiziell Rechtsstadt heißt, kann man alles Sehenswerte gut zu Fuß abklappern, zumal viele Straßenzüge Fußgängerzonen sind. Ans Meer im benachbarten Seebad Zoppot (Sopot) fahren Lokalzüge, und in den Stadtteil Langfuhr (Wrzeszcz), den Grass-Fans unbedingt besuchen sollten, saust die Straßenbahn.

Historisches Danzig: die wiederaufgebaute Altstadt mit typischen Giebelhäusern entlang der Gassen
Historisches Danzig: die wiederaufgebaute Altstadt mit typischen Giebelhäusern entlang der Gassen
Quelle: Getty Images

Wer heute durch die Rechtsstadt spaziert, kann kaum glauben, dass der historische Stadtkern 1945 bei der Eroberung durch die Rote Armee fast vollständig zerstört wurde. Es zählt zu den großen Leistungen Polens, die Stadt nach dem Krieg, trotz kommunistischer Mangelwirtschaft, wiederaufgebaut und ihr ihre Seele zurückgegeben zu haben.

Danzig: Die Marienkirche ist ein Meisterwerk der Backsteingotik
Die Marienkirche ist ein Meisterwerk der Backsteingotik
Quelle: Getty Images/Hans-Peter Merten

Überragt wird der Stadtkern von der Marienkirche, ein Meisterwerk der Backsteingotik, bis 1945 zweitgrößte evangelische Kirche der Welt (nach dem Ulmer Münster), heute katholisch, innen geprägt von protestantischer Strenge.

Rund um die Kirche finden sich mit Artushof, Neptunbrunnen, Krantor, Langem Markt und Rechtsstädtischem Rathaus die wichtigsten historischen Sehenswürdigkeiten (und Instagram-Motive). Wer will, kann sich in den Gassen und auf den Plätzen mit Bernstein-Souvenirs eindecken – Danzig ist polenweit der Ort mit den meisten und besten Bernstein-Manufakturen.

Danzig: Der Neptunbrunnen stammt aus dem Jahr 1633
Der Neptunbrunnen stammt aus dem Jahr 1633
Quelle: pa/Schoening
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Jenseits des Flüsschens Mottlau liegt die Speicherinsel, die nach 1945 jahrzehntelang von Ruinen und Wildwuchs beherrscht war. Ein spannender Stadtteil: Seit den 1990er-Jahren wird die Insel wieder bebaut, mit einer gelungenen Mischung aus rekonstruierten alten Häusern und modernen Neubauten, deren Spitzgiebel sich an den historischen Speichern, die hier einst standen, orientieren. Schicke Hotels, Läden und Restaurants geben dem Quartier ein weltstädtisches Flair.

Lektionen der Geschichte im Museum

Nicht weit von der Innenstadt entfernt hat Danzig seinem berühmtesten Sohn, Lech Wałęsa, auf dem Gelände der ehemaligen Leninwerft ein Denkmal gesetzt: in Form des Europäischen Zentrums für Solidarität. Es ist eine Mischung aus Museum, Bibliothek und Bildungsstätte, die zeigt, wie die Gewerkschaft Solidarność, angeführt von Wałęsa, Polen in die Demokratie führte und so zum Zusammenbruch des Ostblocks und zum Fall der Berliner Mauer beitrug.

Einbezogen wurden der geschichtsträchtige Platz der Solidarität, an dem sich auch das Denkmal für die gefallenen Werftarbeiter befindet, und das berühmte Tor 2, das zum Symbol des Arbeiteraufstands wurde, der am Ende erfolgreich war. Ein Ort also, an dem Weltgeschichte im positiven Sinne passierte!

Danzig: Das Museum des Zweiten Weltkriegs eröffnete 2017 in einem verstörend schrägen Neubau
Das Museum des Zweiten Weltkriegs eröffnete 2017 in einem verstörend schrägen Neubau
Quelle: Alamy Stock Photo/Magdalena Kluczny

Das entsetzliche Gegenteil zeigt das 2017 eröffnete Museum des Zweiten Weltkriegs, dessen Architektur, ein schräger Kubus, bewusst verstörend wirkt. Wie 1939 die deutsche und sowjetische Aggression gegen Polen verlief und wie darauf die Nazis die Welt in Brand setzten, wird hier eindrücklich vorgeführt, mit Fokus auf Ursprünge und Folgen, auf Opfer und Täter, auch auf Kriegshelden.

Zum Entspannen ans Meer

Wer danach Erholung braucht, fährt ans Meer, am besten in den Badeort Zoppot/Sopot mit seinem endlosen Strand. Hier wurde bereits 1808 ein Strandbadbetrieb mit Kurhaus eröffnet – wegen der milden Luft, der bewaldeten Höhenzüge ringsum und weil die Ostsee in der Danziger Bucht stets etwas wärmer ist als im Westteil.

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1911 wurde die Mole eröffnet, einer der schönsten und mit 511 Meter längsten Seestege an der gesamten Ostseeküste. Viel von der ursprünglichen Seebäder-Architektur blieb erhalten, heute ist Zoppot Polens mondänstes Ostseebad, in dem man Austern schlürfen, aber auch kunstvoll in die Waffel gezwirbeltes Softeis essen kann.

Polen: Die 511 Meter lange Seebrücke ist die Hauptattraktion in Danzigs Nachbarstadt Zoppot
Die 511 Meter lange Seebrücke ist die Hauptattraktion in Danzigs Nachbarstadt Zoppot
Quelle: picture alliance/Hans Lucas/Eric Broncard

Auf dem Weg ans Meer lohnt sich ein Zwischenstopp in Langfuhr. Das Viertel wurde 1945 weniger beschädigt als die Innenstadt, es ist geprägt von Mietshäusern aus der Gründerzeit. Hier kam Günter Grass zur Welt, hier verbrachte er seine Kindheit; vieles davon packte er in seinen berühmten Roman „Die Blechtrommel“, den ersten Teil seiner „Danziger Trilogie“. Grass wird auch im polnischen Danzig geschätzt – er wurde 1993 zum Ehrenbürger ernannt; der Titel wurde ihm auch nach 2006 nicht aberkannt, als er reichlich spät zugegeben hatte, mit 17 Mitglied der Waffen-SS gewesen zu sein.

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An Grass erinnern in Langfuhr Schilder, so am Geburtshaus in der Ulica Lelewela (ehemals Labesweg), am Lyzeum und an der Parkbank, auf der seine Romanfigur, der Sonderling Oskar Matzerath, aus Bronze sitzt – der trommelnde Junge, der beschloss, nicht mehr zu wachsen. Neben ihm sitzt der Schriftsteller, ebenfalls in Bronze gegossen. Dieser Teil des Denkmals wurde erst nach Grass’ Tod 2015 aufgestellt, er wehrte sich gegen ein Monument zu Lebzeiten: „Baut lieber Klos ein in die Häuser meiner Jugend, statt mich in Bronze zu gießen.“

Essen und Trinken in Danzig

Danzig bietet eine große Zahl an Gaststätten, vom Burgerladen bis zum Bierlokal. Es gibt aber auch Besonderes. Zum Beispiel die „Bar Turystycny“ in der Ulica Szeroka, eine sogenannte Milchbar, die gar keine Bar ist und viel mehr als Milchspeisen serviert – so hießen in Polen zur Zeit des Sozialismus einfache Selbstbedienungs-Restaurants, die Deftiges servieren. Der Gast stellt sich mit einem Tablett am Tresen an, bestellt das Gewünschte oder zeigt auf eines der Fotos und schiebt weiter zur Kasse.

Dieses Lokal gibt es seit 1956, es ist heute ein Familienbetrieb, alles wird frisch vor Ort zubereitet, etwa Reibekuchen mit Gulasch, Kiewer Kotelett oder Piroggen. Die Preise – Suppen umgerechnet drei Euro, Hauptspeisen um sechs Euro – sind unfassbar günstig.

Tiefer in die Tasche greifen muss man im „Arco by Paco Perez“, dem ersten Restaurant in Danzig, das gerade erst, im Juni 2024, mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet wurde. Die Tester loben die „Küche voller Finesse“, die polnische Produkte mit spanischen Aromen kombiniert. Das Zehn-Gang-Degustationsmenü kostet 140 Euro. Einen traumhaften Ausblick gibt es gratis dazu: Das Spitzenrestaurant liegt nämlich im 33. Stock des Olivia-Star-Gebäudes, des höchsten Wolkenkratzers an der polnischen Ostsee.

Danziger Goldwasser ist ein Gewürzlikör mit kleinen Blattgoldflocken
Danziger Goldwasser ist ein Gewürzlikör mit kleinen Blattgoldflocken
Quelle: picture-alliance/obs/Hardenberg_Wilthen_Ag

Als Absacker empfiehlt sich in einer Bar das berühmteste Getränk der Stadt: Danziger Goldwasser, ein Gewürzlikör mit kleinen Blattgoldflocken. Das Stammhaus wurde zerstört, nach Kriegsende wurde das Kultgetränk zuerst in Berlin weiterproduziert, später in Niedersachsen. Von dort wird es in die ganze Welt – und auch nach Danzig – exportiert.

Wo man stilvoll übernachten kann

Wo heute das „Radisson Gdansk“ steht, am Langen Markt, habe schon Napoleon übernachtet, wird in Danzig behauptet. Und zwar im Vorgängerbau „Hotel du Nord“. Schöne Geschichte, allein: Jenes Hotel wurde erst 1842 gebaut, da war Napoleon schon mehr als 20 Jahre tot. Egal. Das „Radisson“ gibt es wirklich, es liegt mitten in der Altstadt und ist hinter der historisierenden Fassade ein modernes Hotel (Doppelzimmer mit Frühstück ab 110 Euro).

Eine schöne Alternative ist das „Podewils“ mit Blick auf die Mottlau, 1728 als Bürgerhaus im Stil der Patrizierhäuser der Vorstadt errichtet (Doppelzimmer mit Frühstück ab 95 Euro).

Wer am Meer logieren möchte: Ein Haus mit großer Geschichte ist das „Sofitel Grand Sopot“, erbaut 1924 in Zoppot als Kasinohotel im neobarocken Stil, das viele illustre Gäste beherbergt hat: von Marlene Dietrich über Fidel Castro bis Karel Gott. Der Preis ist saftig, ab 400 Euro pro Zimmer zur Meerseite, dafür ist der Ausblick Weltklasse.

Touristische Informationen: visitgdansk.com; polen.travel/de

Die Teilnahme an der Reise wurde unterstützt von Visit Gdansk. Unsere Standards der Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit finden Sie unter go2.as/unabhaengigkeit.

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