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Städtereisen Restriktionen

Wie sich Spanien gegen den Massentourismus wehrt

Verstopfte Gassen, Lärm, Dreck, Mangel an Wasser und Wohnraum – das sind nur einige der Probleme, die der Massentourismus vielerorts in Spanien mit sich bringt. Die Proteste von Anwohnern nehmen zu – und einige Städte ergreifen Maßnahmen gegen den Besucherandrang.
Palmas Bürgermeister reagiert auf Proteste gegen Massentourismus

Palmas Bürgermeister will mit harten Regelungen die Auswüchse des Massentourismus auf Mallorca bekämpfen. Jaime Martínez präsentierte einen Maßnahmenkatalog, der unter anderem Begrenzung der Zahl der Urlauber, der Kreuzfahrtschiffe und der Ferienwohnungen vorsieht. Damit reagiert er auf Proteste.

Quelle: WELT TV

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Die Sonne gleißt über der Muschelbucht und dem Hafen. Ab dort ist es ein Katzensprung in die Altstadt mit ihren Kneipengassen, den Kirchen und dem Hauptplatz. Dort verraten Nummern über den Balkonen, dass einst Logen für Stierkämpfe vermietet wurden. Keine Frage, die Kulissen und gastronomischen Angebote in der Küstenstadt San Sebastián sind verlockend – und ein gefundenes Fressen für Reiseveranstalter, die den Zulauf mit Myriaden an Gästen befeuern.

In spanischen Städten sind die Anwohner zusehends genervt von den Invasionen, die Gedränge und Lärm verursachen. Nun ergreift man Maßnahmen, um dem Massentourismus gegenzusteuern.

Brisant sind die Verwandlungen von Apartments in touristische Quartiere, wodurch der Wohnraum für die Einheimischen schrumpft. Gegenwärtig rufen angeklebte Flyer an Altstadthäusern in Pamplona zu Protesttreffen auf: „Hier lebt ein Stadtviertel. Wie man touristische Wohnungen in deinem Gebäude verhindert.“

Bei einer Demonstration Mitte Juni in Granada stand das Weltkulturerbe-Stadtviertel Albayzín im Fokus. Unter dem Motto „Unser Viertel ist kein Themenpark“ wandte sich die Bürgerplattform „Bewohnbarer Albayzín“ gegen Immobilienspekulation und Massenüberflutung, forderte von der Politik eine Begrenzung touristischer Unterkünfte. Auf Plakaten stand zu lesen „Anwohner vom Aussterben bedroht“ und „Mach‘ kein Foto von mir, ich bin nicht deine Postkarte“.

Zehntausende demonstrieren gegen Massentourismus und Wohnungsnot

Zehntausende Menschen haben auf den spanischen Kanaren-Inseln gegen Massentourismus und Wohnungsknappheit demonstriert. Sie verlangten unter anderem, die Zahl der Touristen zu begrenzen und mehr bezahlbaren Wohnraum für Einheimische bereitzustellen.

Quelle: WELT TV

So zugespitzt mancher Schlachtruf ist, so halbherzig wirkt manch offizielle Initiative – denn die Verantwortlichen wissen um den Profit, den der Fremdenverkehr generiert. Hier kommen fünf Beispiele, wie Spaniens Städte dem Massentourismus Herr werden wollen.

San Sebastián: geteilte Gruppen, verbannte Megafone

25 Teilnehmer pro Gruppe. Diese Grenze gilt nun bei geführten Stadtrundgängen in San Sebastián, um die Zuströme zu kanalisieren. Veranstalter, die Besuchermassen umherführen, sind gezwungen, die Gruppen zu teilen und mehr als einen lizenzierten Fremdenführer unter Vertrag zu nehmen. Die Mehrkosten dürften die Reisen verteuern.

Spanien: San Sebastián hat einen wunderschönen Strand – an dem es aber auch sehr voll werden kann
San Sebastián hat einen wunderschönen Strand – an dem es aber auch sehr voll werden kann
Quelle: dpa-tmn/Juan Herrero

Die Benutzung von Ohrhörern ist obligatorisch, Führungen mit Megafon sind untersagt. Zudem muss jeder Guide ein ausgefülltes Besuchsformular bei sich haben. Zuwiderhandlungen kosten bis zu 1500 Euro Strafe.

Informationen zu San Sebastián: sansebastianholidays.com/de

Valencia: bessere Routen, weniger Mega-Schiffe

Auch in der ostspanischen Großstadt am Mittelmeer greifen Gruppenlimits, obgleich die Maßnahme laut der offiziellen Guide-Vereinigung noch kein Gesetz ist und Regelverstöße bislang nicht geahndet werden. Eine Gruppe soll aus maximal 25 Personen bestehen, im historischen Zentrum liegt die Obergrenze bei 20. Die Guides sollen ihre Routen besser miteinander abzustimmen, um nicht an denselben Sammelpunkten, wie etwa in der Markthalle, zusammenzutreffen.

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Vor allem Mega-Kreuzfahrtschiffe sind ein Dorn im Auge. Deren Ankünfte sollen nach den Worten von Valencias Bürgermeisterin María José Catalá ab 2026 stark eingeschränkt werden. „Die schwimmenden Städte sind schlecht“, so Catalá. Sie entsprächen nicht dem touristischen Modell, auf das Valencia setze. Von einer kompletten Verbannung der Riesen ist allerdings keine Rede. Und konkrete Zahlen zur Beschneidung des Kreuzfahrttourismus wurden bisher auch nicht genannt.

Informationen zu Valencia: visitvalencia.com/de

Barcelona: frühe Warnungen, Eintrittskarten online

Unter dem Zulauf des Kreuzfahrttourismus stöhnt gleichermaßen die Hauptstadt Kataloniens im Nordosten. Im vergangenen Jahr machten 3,6 Millionen Passagiere Station, mitunter nur für wenige Stunden.

„Wir kommen ans Limit. Es ist offensichtlich, dass die Stadt nicht jährliche Steigerungen von acht Prozent verkraften kann“, äußerte unlängst Barcelonas Bürgermeister Jaume Collboni. Er plädiert in Zukunft für eine Begrenzung der Kreuzfahrtschiffe und – „falls es nötig wäre“ die Schließung des ein oder anderen Kreuzfahrtterminals.

Spanien: Gedränge herrscht in Barcelona nicht nur am Strand
Gedränge herrscht in Barcelona nicht nur am Strand
Quelle: Getty Images/Alexander Spatari

An alle Besucher richtet sich die im Juni gestartete Kampagne „Barcelona, unser Zuhause. Und eures“, die 400.000 Euro gekostet hat und bis Ende August läuft. Sie appelliert an den Respekt gegenüber den Einwohnern.

Bald soll es, so die katalanische Digitalzeitung El Nacional.cat, eine Art Warnsystem geben. So sollen Touristen gewisse Zonen und Attraktionen gar nicht erst aufsuchen, in denen bereits Überfüllung herrscht. Dazu zählen der Park Güell, dessen Eintrittskarten nur noch online erhältlich sind, und der Markt La Boqueria. Auf Bildschirmen in den Kreuzfahrtterminals wird außerdem angezeigt, ob es aktuell noch Eintrittskarten für die Sagrada Família gibt.

Spanien: „Tourists Go Home“ – diese Botschaft an einer Wand Viertel Gràcia in Barcelona ist eindeutig
„Tourists Go Home“ – diese Botschaft an einer Wand Viertel Gràcia in Barcelona ist eindeutig
Quelle: dpa-tmn/Emilio Rappold

Im Kampf gegen die Wohnungsnot will Barcelona zudem bis Ende 2028 die Vermietung von Ferienwohnungen abschaffen. Alle Wohnungen, die derzeit legal an Touristen für einen kurzfristigen Aufenthalt vermietet werden, würden dann von Bewohnern der Metropole genutzt werden können, kündigte Bürgermeister Jaume Collboni an. „In Barcelona wird es ab 2029 keine Ferienwohnungen mehr geben, wie wir sie heute kennen. Das wird es uns ermöglichen, 10.000 Unterkünfte auf den Miet- oder Verkaufsmarkt zu bringen“, sagte er. Die Stadtverwaltung sehe sich zu solchen Maßnahmen gezwungen, da die Mietpreise in den letzten zehn Jahren um fast 70 Prozent und die Kaufpreise um etwa 40 Prozent gestiegen seien.

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Informationen zu Barcelona: barcelonaturisme.com

Toledo: angedachte Touristensteuer

Die Altstadt, die Gassen, die historischen Spuren der Mauren und Juden, das Museum des Malers El Greco – die Metropole südlich von Madrid ist eine Klasse für sich, ächzt aber unter dem Zulauf von Besuchern. Im Durchschnitt sieht sich Toledo täglich von einer halben Hundertschaft Touristenbussen überrollt.

Zumeist handelt es sich um Ausflügler, die weder übernachten noch einkaufen oder konsumieren. „Unglücklicherweise hinterlassen sie in vielen Fällen gar nichts für die Stadt“, sagt Bürgermeister Carlos Velázquez Romo. Um „diese Belastung zu kompensieren“, stehe derzeit eine Touristensteuer als Tagesgebühr zur Debatte. Über die Höhe und praktische Umsetzung, diese abzukassieren, ist noch nichts bekannt.

Informationen zu Toldedo: turismotoledo.es/de

Santiago de Compostela: kein Konsens

„Tourist go home“ hat irgendjemand auf eine Hauswand nahe dem Stadtpark gepinselt. Doch diese Aufforderung bleibt ebenso unbeachtet wie eine Tafel bei der Kathedrale. In mehreren Sprachen – Galicisch, Spanisch, Englisch – betont sie unter anderem das Recht der Bewohner auf Nachtruhe. Doch die Tafel ist unscheinbar und mit zu viel Text unübersichtlich gestaltet.

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Laut Stadtführer Francisco Esteban Palomo sind die Diskussionen um Massentourismus in Santiago de Compostela entfacht, aber bei möglichen Maßnahmen gebe es bislang keinen Konsens. Zudem gibt Palomo zu bedenken: „Welchen Sinn würde es machen, wie in San Sebastián, eine Fünfziger-Gruppe in zwei Gruppen von je 25 zu splitten? Das wären nicht weniger.“ Außerdem würden sich die Händler beklagen, wenn er mit seinen Gruppen um bestimmte Gassen einen Bogen machen müsse, um nichts zu blockieren.

In einem Interview mit der Regionalzeitung La Voz de Galicia hat sich Tommi Alvarellos, der Vorsitzende der regionalen Guide-Vereinigung von Galicien, für eine Touristensteuer für Tagesausflügler ausgesprochen.

Was der Massenandrang ebenfalls mit sich bringt: Bei der Zwölf-Uhr-Pilgermesse in der Kathedrale sollte man sich mittlerweile mindestens eine Stunde vorher einen Sitzplatz sichern.

Informationen zu Santiago de Compostela: santiagoturismo.com

dpa

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