Wer lieber mit der Regionalbahn als dem Flugzeug vereist, kann an der Nordsee traumhafte Badeorte entdecken. Auch wenn es nicht Kuba ist, mit ein wenig Sonnenschein und einem Cocktail im Strandkorb fühlen sich die Strände an der deutschen Nordseeküste auch ein bisschen karibisch an. Wer einmal den weiten, weißen Amrumer Kniepsand überquert hat oder in St. Peter-Ording gesurft ist, versteht warum. Fünf Vorschläge für Strandurlaub vor der Haustür:
Der Süden von Sylt bietet Strand im Doppelpack
Im beschaulichen Örtchen Hörnum im Süden Sylts ist nicht nur der Trubel Westerlands weit entfernt. Die Insel ist an dieser Stelle auch so schmal, dass Urlauber gleich zwei Strände zur Auswahl haben: den geschützten, familienfreundlichen Oststrand samt Hafen sowie den wilderen, insgesamt 40 Kilometer langen Weststrand.
Verbunden sind beide über die Hörnum-Odde, Sylts dünenreiche, oft windumtoste Südspitze, um die sich herrliche Spaziergänge mit Blick auf die Schwesterinsel Amrum im Süden unternehmen lassen.
Sogar bei Schietwetter wartet das ehemalige Fischerdorf mit einer wohltuenden Oase auf: die ganzjährig geöffnete Strandsauna inmitten der Dünen. Das Tauchbecken: die Nordsee.
Seehunde auf der Helgoland vorgelagerten Düne
Immer noch wird dem Bismarck-Nachfolger Leo von Caprivi mit dem Helgoland-Sansibar-Vertrag ein schlechter Tausch mit Großbritannien vorgeworfen. Wie konnte er nur das afrikanische Sonnenparadies Sansibar gegen den „Fels“ in der Nordsee tauschen?
Allein: So war es nicht. Caprivi verzichtete lediglich auf Gebietsansprüche auf Sansibar, Kolonialbesitz war das Eiland nie. Auch ist Helgoland mehr als ein roter Fels. Ganzjährig pendeln Fähren von der Hauptinsel hinüber zur vorgelagerten Düne.
Dieses Naturparadies ist umrahmt von zwei flach abfallenden, karibisch weißen Stränden, die sich Urlauber häufig mit Seehunden und Kegelrobben teilen. Besonders schön: Einige bunte Holzbungalows und ein Campingplatz bieten außergewöhnliche Übernachtungsmöglichkeiten inmitten dieses Panoramas.
Im Westen von Amrum Sand bis zum Horizont
Wer auf Höhe des Leuchtturms am westlichen Rand des Dünengürtels steht, überblickt den endlosen Strand Amrums, der sich kilometerweit bis zur Nordspitze der Insel zieht. Was man dabei fühlt, sagt der historische nordfriesische Wahlspruch in vier Worten: „Rüm hart – klaar Kiming.“ Das ist Amrumer Friesisch (Öömrang) und bedeutet: weites Herz – klarer Horizont.
An seiner breitesten Stelle erstreckt sich der goldgelbe sogenannte Kniepsand – genau genommen eine Sandbank – über anderthalb Kilometer. Strandgerangel ist Amrum fremd. Ein besonders schöner Abschnitt des Kniepsands liegt auf Höhe des verträumten Inseldorfs Nebel.
Hier ist der Fußmarsch vom Dünenrand bis in die Nordseewellen nicht allzu lang, das mobile Strandcafé „Café Knülle“ bietet in der Sommersaison zudem Eis, Getränke und Strandkörbe zur Miete. Nach einem Sprung in die Wellen kann man seine Strandmatte aber überall auf dem Kniep wunderbar ausbreiten.
Ohne Autolärm am Zauberstrand von Juist
„Töwerland“ nennen die Insulaner ihre Heimat, Zauberland auf Hochdeutsch. Tatsächlich hat Juist, mit 17 Kilometern die längste der Ostfriesischen Inseln, eine besondere Magie. Schier endlos wirkt der weite Sandstrand, der sich ohne Buhnen oder andere Unterbrechungen über die gesamte Nordküste zieht.
Die Südseite der schmalen Insel im Nationalpark Wattenmeer säumt das Watt, ein grandioser Naturraum und Rastplatz für rund zwölf Millionen Zugvögel. Wer gedankenverloren entlang der Brandung spaziert, in die Nordseewellen springt oder mit dem Ranger auf Vogel-Tour geht, wird von keinem Motorengeräusch gestört. Das Zauberland ist autofrei, das Hufgeklapper der Pferdekutschen der einzige Verkehrslärm.
Nordsee-Blick von den Pfahlbauten in St. Peter-Ording
Der zwölf Kilometer lange und bis zu zwei Kilometer breite feinpudrige Sandstrand an der Westküste Schleswig-Holsteins bietet mehr als genug Platz für alle und regt zu ausgiebigen Strandspaziergängen an. Kinder können sich auf mehreren Strandspielplätzen austoben.
St. Peter-Ordings Besonderheit sind außerdem die zahlreichen Pfahlbauten. Bereits 1911 errichtete Bäckermeister Max Ranft die erste „Giftbude“ (das Wort stammt aus dem Plattdeutschen im Sinne von „dor gift dat wat“ – da gibt es was) und verkaufte neben Butterkuchen auch reichlich Schnaps.
Die Stelzenbauten beherbergen heute mehrere Restaurants. Die bis zu sieben Meter hohen Terrassen bieten phänomenale Ausblicke über Strand und Meer, in dessen Wellen oft Kitesurfer spielen. Wer weniger Adrenalin braucht: Die angrenzenden Salzwiesen lassen sich auf wohltuenden Spaziergängen ergründen.
Dieser Artikel wurde erstmals im April 2021 veröffentlicht.