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Wie der Tourismus die Kultur der Emberá rettet

Wer in Panama einen Ausflug zu den Emberá bucht, erhält Einblicke in die Lebensweise des indigenen Volkes. Die Mitglieder des Stamms fühlen sich nicht nur geehrt, dass andere Menschen ihre Kultur kennenlernen möchten – sie verdanken Urlaubern auch ihre Existenzgrundlage.
Panama: Mit einem langen Holzstab manövriert Anel Zarco das Boot mit den Touristen durch das dichte Grün Panama: Mit einem langen Holzstab manövriert Anel Zarco das Boot mit den Touristen durch das dichte Grün
Mit einem langen Holzstab manövriert Anel Zarco das Boot mit den Touristen durch dichtes Grün
Quelle: dpa-tmn/Andreas Drouve

Barfüßige Indigene in bunten Trachten empfangen Dorfbesucher mit Tanz und Musik – diese Konstellation klingt eigentlich ungut. Da denkt man an aufgesetzte Authentizität, eine touristisch-folkloristische-Showtime. Schauplatz ist Parará Purú, eine Siedlung des Volkes der Emberá, in Panamas Nationalpark Chagres über den Flussufern des Río Chagres gelegen, der den legendären Panamakanal speist. Piraguas, motorisierte Holzboote, dienen in der Gegend als einziges Transportmittel.

Natürlich haben die Emberá das Geld im Sinn, das die Besucher in die Kasse spülen. Doch Anel Zarco vermittelt eine andere Perspektive der Betrachtung. „Der Tourismus ist unsere einzige Einkommensquelle. Nur so können wir unsere Kultur und Lebensweise aufrechterhalten und präsentieren“, sagt der 30-Jährige. Er trägt einen kurzen Rock, ist hier aufgewachsen und spricht über die eigene Sprache hinaus fließend Spanisch.

Ein Ausflugspaket zu den Emberá enthält eine am Alajuelasee startende Piragua-Tour durch die Weiten des Flusssystems bis zum Wasserfall Quebrada Bonita. Vorn an Bord steht Zarco, der bei der schmalen Zufahrt hilft, das Boot mit einem langen Holzstab durch das Grün zu manövrieren. Später begleitet er die Gäste zur Begrüßungszeremonie in Parará Purú und durch das 120-Einwohner-Dorf.

Panama
Quelle: dpa; Infografik WELT

Es gibt keine Autos, keine Fernseher. Strohgedeckte Hütten stehen auf Holz- und Betonstelzen. Daneben trocknet Wäsche. Hunde und Hühner laufen herum, Jungs in Lendenschurzen. Eidechsen huschen umher. In einem Baum verschwindet ein Leguan.

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Zarco führt in ein winziges Ein-Raum-Museum mit Musikinstrumenten und Küchenutensilien. Mehrere verblasste Fotos zeigen seinen Urgroßvater Antonio Zarco, der das US-Mondlandungsteam um den Astronauten Neil Armstrong zuvor in Survival-Techniken unterrichtet habe, wie er voller Stolz erzählt.

Das Geld der Besucher finanzierte die Dorfschule

Kulturübergreifende Kontakte sind bei den Emberá nicht neu, aber ähnlich gelagerte Partnerschaften tabu. „Es gibt interne Gesetze“, sagt Dorfvorsteher Brenio Dogirama, 55 Jahre alt. Wer sich in Liebesdingen für Nicht-Emberá entscheidet, muss die Gemeinschaft verlassen. Zu Dogiramas Selbstverständnis zählt, den Besuchern in einem Vortrag alles rund ums Leben der Indigenen zu erklären.

Panama: Eine Hütte im Dorf Parará Purú, wo die Emberá leben
Eine Hütte im Dorf Parará Purú, wo die Emberá leben
Quelle: dpa-tmn/Andreas Drouve

Aus dem Sammeltopf der touristischen Einnahmen erhält jede der 33 Familien alle zwei Wochen 100 Dollar. Wichtig ist Dogirama ein Hinweis zum Gebäude der Dorfschule: Diese sei dank der Besuchergelder finanziert worden. Die beiden Lehrerinnen dagegen erhalten ihr Honorar vom Staat.

Wer fleißig ist wie Yaribet Tócamo, stellt Kunsthandwerk aus Palmfasern her und verkauft es an Touristen. Der Verdienst geht direkt in die eigene Tasche. „Damit kann ich Schulhefte kaufen oder Schuluniformen“, sagt sie. Tócamo, mit 26 Jahren dreifache Mutter, schätzt das „friedliche Leben“ im Dorf.

Panama: Yaribet Tócamo fertigt Gegenstände aus Palmfasern, die sie an Touristen verkauft
Yaribet Tócamo fertigt Gegenstände aus Palmfasern, die sie an Touristen verkauft
Quelle: dpa-tmn/Andreas Drouve

Parará Purú, was übersetzt „Dorf der Palmen“ bedeutet, wirkt wie eine Blase aus Zeit und Raum. Doch sich gegen die Fangarme des Fortschritts zu wehren, das funktioniert nicht. Da er die Besuche koordinieren muss, genießt Ortsvorsteher Dogirama als einer der wenigen das Privileg eines Handys. „Das Dorf verlangt nach Strom“, umreißt er eine andere Aufgabe der Zukunft. Das sei letztlich auch für die Schule wichtig und das Lernen mit Computern.

Panama: Brenio Dogirama ist der Dorfvorsteher von Parará Purú
Brenio Dogirama ist der Dorfvorsteher von Parará Purú
Quelle: dpa-tmn/Andreas Drouve
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Der Besuch klingt musikalisch aus und hinterlässt einen tiefen Eindruck. Durch den Tourismus sind diese Emberá vom Teufelskreis der Entwurzelung, Landflucht und Armut verschont geblieben.

Anel Zarco sagt: „In manchen Ländern sind indigene Kulturen verschwunden. Wir sind stolz, Indigene zu sein und fühlen uns geehrt, dass andere Menschen unsere Kultur kennenlernen möchten.“

Fünf touristische Highlights in Panama:

Panama ist touristisch vielseitig. Allein die Lage zwischen Costa Rica und Kolumbien auf der Landbrücke zwischen Zentral- und Südamerika ist geografisch und strategisch interessant. Im Norden die Karibik, im Süden der Pazifik und dazwischen Dschungel, Hochebenen und alte Städte. Wir stellen fünf Highlights im Kurzporträt vor:

Der Panamakanal: Der 1914 eröffnete und bis 2016 erweiterte Panamakanal spaltete ein Land, forderte Opfer, ist aber auch ein Wunderwerk des Wasserstraßenbaus. Zwischen Pazifik und Atlantik liegen rund 80 Kilometer und mehrere Schleusen. Auf den Terrassen der Besucherzentren der Schleusen Miraflores und Agua Clara ist man so nah dran wie möglich. Eintritt zu den Besucherzentren: ab 5 Dollar (visitcanaldepanama.com).

Das Biomuseo: Stararchitekt Frank O. Gehry lieferte mit dem Biomuseo, dem Museum der Biodiversität, seine bunteste Arbeit ab: Die Farbenflut der Strukturen an der Pazifikseite des Panamakanals steht für die Vielfalt der Natur im Land. Die verschachtelte Außenansicht ist spektakulär. Die Ausstellung im Innern des Naturkundemuseums erklärt die geologische Entstehung des Isthmus und ergründet das Zusammenspiel des Artenreichtums und der Kultur Panamas. Eintritt regulär: 20 Dollar (biomuseo.org).

Die Farbenflut des Gebäudes steht für die Vielfalt der Natur im Land: das Biomuseo von Stararchitekt Frank O. Gehry in Panama
Die Farbenflut des Gebäudes steht für die Vielfalt der Natur im Land: das Biomuseo von Stararchitekt Frank O. Gehry
Quelle: picture alliance/Westend61/Michael Runkel

Die Stadt Panama: Panamá Viejo heißt das Ruinenareal des ursprünglich gegründeten Ortes, den der Freibeuter Henry Morgan 1671 zerstörte. Die Überbleibsel der Siedlung – übrigens die 1519 erste von Spaniern gegründete Stadt am Pazifik und heute Teil des Unesco-Weltkulturerbes – liegen wenige Kilometer östlich von Panama-Stadt. Später entstand die heutige Altstadt, ebenfalls im Kolonialstil, die durchsetzt ist von Kirchen, Gassen, Blumenbalkonen (tourismpanama.com/places-to-visit/panama-city/; tourismpanama.com/places-to-visit/panama-city/panama-viejo/)

Portobelo: Der Ort an einer Karibikbucht fungierte zur Kolonialzeit als wichtiger Hafen und Umschlagplatz für Schätze, war stark bewehrt und lockte Piraten an. Die Festungen zählen zum Weltkulturerbe. Ins Auge fallen die Ruinen einer spanischen Burg und alte Kanonen. Im Ort servieren die Restaurants afro-karibische Küche. Einer Legende nach war es Kolumbus, der dem schönen Hafen einst seinen Namen gab – Portobelo (https://dpaq.de/ZykTMNw).

Panama: Ein Leguan auf der Isla Iguana
Prächtiges Tier: ein Leguan auf der Isla Iguana
Quelle: dpa-tmn
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Isla Iguana: Die Isla Iguana, übersetzt „Leguan-Insel“, liegt im Süden Panamas, etwa 20 Bootsminuten von der Küste entfernt. Leguane verschwinden im Gesträuch, Tausende Fregattvögel kreisen am Himmel. Traumhaft sind die pazifischen Türkis- und Blautöne vor dem durch ein Riff geschützten Strand El Cirial (islaiguana.com).

Weitere Tipps und Informationen:

Anreise: Von Deutschland aus gibt es keinen Direktflug nach Panama-Stadt, Umstieg am besten in Madrid. Wer eine Verbindung über die USA bucht, braucht eine kostenpflichtige elektronische Einreisegenehmigung (Esta) (esta.cbp.dhs.gov).

Einreise: Der Aufenthalt bis zu 90 Tagen ist visumfrei, der Reisepass reicht.

Reisezeit: Die Trockenzeit Anfang Dezember bis April gilt als gute Reisezeit. Im Februar/März kann es schwül und heiß sein, zwischen Mai und Anfang Dezember öfter regnen. Besonders niederschlagsreich sind Oktober und November.

Emberá-Touren: Veranstalter wie Aventuras 2000 (aventuras2000.com), Panama Your Way (panamayourway.com) und Monkey Adventures (monkeyadventures.com.pa) bieten ab Panama-Stadt Ausflüge zu verschiedenen Gemeinschaften der Emberá an – und verdienen kräftig mit. Eine Tour dauert etwa sechs Stunden, ein Mittagessen bei den Emberá ist inklusive.

Strom: Man braucht einen Adapter (US-Modell mit zwei schmalen Stiften).

Weitere Auskünfte: tourismpanama.com

dpa

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