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Fernreisen Saudi-Arabien

Staunen über die Wunder in der Wüste

Die Region al-Ula in Saudi-Arabien steckt voller archäologischer und landschaftlicher Schätze. Nach dem Wunsch von Kronprinz Mohammed Bin Salman sollen diese im Turbo-Tempo für den Tourismus erschlossen werden. Vor allem junge Saudis sehen das als große Chance.
Die Oase von al-Ula in Saudi-Arabien mit ihren rund zwei Millionen Dattelpalmen ist von steilen Felswänden umgeben Die Oase von al-Ula in Saudi-Arabien mit ihren rund zwei Millionen Dattelpalmen ist von steilen Felswänden umgeben
Die Oase von al-Ula im Nordwesten Saudi-Arabiens mit ihren rund zwei Millionen Dattelpalmen ist von steilen Felswänden umgeben
Quelle: Getty Images/Aldo Pavan

Es ist eiskalt in der saudischen Wüste. Nach Sonnenuntergang hat sich ein Trüppchen Touristen im Naturreservat al-Gharameel auf einem bunt gemusterten Teppich mitten im sandigen Nirgendwo versammelt. Jeder erhält einen bodenlangen Teddybärmantel mit Kapuze und wird mit heißem, süßem Tee und ein paar Datteln versorgt.

Plötzlich löscht Sternexperte Abdul Rahman das Licht im Wüstencamp – und knipst damit den Himmel an. Eine zarte Mondsichel hängt direkt über dem Horizont, daneben leuchtet Jupiter. Mit Abduls Hilfe entdeckt man am Firmament den Polarstern, der dankenswerterweise wie festgeklebt im Norden steht und seit Menschengedenken Reisenden den rechten Weg weist.

Hier im Naturreservat al-Gharameel hat er nachweislich schon vielen Umherziehenden geholfen. Es befindet sich in der Region al-Ula im Nordwesten Saudi-Arabiens und liegt damit auf der legendären Weihrauchstraße.

Diese 2400 Kilometer lange, älteste Handelsroute der Welt führte von Oman durch den Westen Saudi-Arabiens bis zum Mittelmeer. Mithilfe von Dromedaren wurden vom 3. Jh. v. Chr. bis ins 2. Jh. n. Chr. neben Weihrauch und Myrrhe aus Südarabien auch Gewürze, Seide und Edelsteine aus Indien und Südostasien transportiert.

Saudi-Arabien
Quelle: Infografik WELT

Die Route führte stets entlang der Oasen, die Wasser und Verpflegung lieferten. Eine der wichtigsten war die Oase von al-Ula mit ihren heute rund zwei Millionen Dattelpalmen. So fruchtbar ist das von steilen Felswänden umgebene al-Ula-Tal, dass es seit jeher Menschen verschiedenster Kulturen anzog und heutigen Besuchern Zeugnisse aus Tausenden von Jahren Menschheitsgeschichte wie auf einem Präsentierteller darbietet.

Kronprinz Mohammed Bin Salman fördert Tourismus

So alt die Natur- und Kulturwunder von al-Ula sind, so neu ist die Möglichkeit, diese zu erkunden. Erst seit Ende 2019 gibt es in dem zuvor streng abgeschotteten Königreich Touristenvisa für Nichtmuslime. Seither nimmt der Reiseverkehr im Land Fahrt auf.

Das ist ganz im Sinne von Kronprinz Mohammed Bin Salman, der mit dem milliardenschweren Großprojekt „Vision 2030“ sein Land in eine blühende Zukunft nach dem Ölboom führen möchte. Die Privatwirtschaft soll gefördert, die Gesellschaft liberalisiert, den Frauen sollen mehr Rechte eingeräumt und der Tourismus soll angekurbelt werden. Neben der Entwicklung der Region al-Ula umfasst „Vision 2030“ den Bau der futuristischen Stadt Neom an der Grenze zu Jordanien und das touristische Rote-Meer-Projekt.

Saudi-Arabien: In Hegra ließen sich Nabatäer in imposanten Felsengräbern bestatten
In Hegra ließen sich Nabatäer in imposanten Felsengräbern bestatten
Quelle: Getty Images/Tuul & Bruno Morandi

Den Anfang des Mammutvorhabens macht die Erschließung von al-Ula. Das größte Staunen erzeugt dort Hegra, Saudi-Arabiens erstes Unesco-Weltkulturerbe. Wie die berühmte Felsenstadt Petra in Jordanien ist auch Hegra den Nabatäern zu verdanken, die im 1. Jahrtausend v. Chr. als Nomaden durch Nordwestarabien zogen und sich in Hegra in imposanten Felsengräbern bestatten ließen.

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130 Gräber sind bislang gefunden. Zuletzt entdeckte man 2014 eine mumifizierte Frau von etwa 30 Jahren. „Sie trug eine Kette aus Datteln um den Hals“, erzählt Lama Bedewi, „das zeigt, wie bedeutend diese Früchte für uns hier in der Wüste sind“.

Die Felsengräber in Hegra sind Saudi-Arabiens erstes Unesco-Weltkulturerbe
Die Felsengräber in Hegra sind Saudi-Arabiens erstes Unesco-Weltkulturerbe
Quelle: Getty Images/Tuul & Bruno Morandi
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Die junge Frau im bodenlangen schwarzen Gewand und mit dem Niqab, einem Gesichtsschleier, hat Toxikologie an der Berliner Charité studiert und führt jetzt mit viel Enthusiasmus interessierte Gäste zu den Kulturschätzen Hegras. „Der Tourismus gibt uns jungen Frauen hier in al-Ula die Chance auf eine berufliche Karriere. Bis vor ein paar Jahren haben wir vor allem in Schulen oder Krankenhäusern gearbeitet“, sagt sie.

Saudi-Arabien: Das „einsame Schloss“ ist ein abseits stehendes Grab, dessen Fassade mächtige Säulen zieren. In der Höhe sind beidseitig jeweils fünf Stufen in den Stein gemeißelt
Das „einsame Schloss“ ist ein abseits stehendes Grab, dessen Fassade mächtige Säulen zieren. In der Höhe sind beidseitig jeweils fünf Stufen in den Stein gemeißelt
Quelle: Getty Images/500px Plus/Saleh Chdwy

Sie zeigt den „Girls Mountain“, in dem hauptsächlich Frauen ihre letzte Ruhestätte in den Felsengräbern fanden, und den Versammlungsraum am Berg Jabal Ithlib, der am Ende eines dramatisch engen Felsganges liegt. Das Highlight ist „das einsame Schloss“. Das abseits stehende Grab, gehauen in einen 22 Meter hohen goldenen Sandsteinfelsen, ziert eine Fassade mit mächtigen Säulen. In der Höhe sind beidseitig jeweils fünf Stufen in den Stein gemeißelt. Es ist die „Treppe zum Himmel“.

Die Gräber faszinieren Archäologen aus aller Welt

An mehr als hundert Ausgrabungsstellen wird derzeit in al-Ula von Archäologen aus aller Welt gearbeitet. Bislang sind erst weniger als zehn Prozent aller Fundorte erschlossen. Darunter die von Löwenfiguren umrahmten Felsengräber der Dadan-Zivilisation, die Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr., noch vor den Nabatäern, ihren Zenit erreichte.

Ebenso spektakulär ist die „offene Bibliothek“ in einem schattigen Tal am Jabal Ikmah. Dieses Mal ist es Amal Aljohani, die die Gäste herumführt und ihnen die 2500 Jahre alten, in den Felsen geritzten Inschriften zeigt.

Amal hat in den USA studiert und legt die traditionelle Kleiderordnung sehr fortschrittlich aus. Die Abaya trägt sie offen, darunter kommen eine gestreifte Pluderhose und ein graues Sweatshirt zum Vorschein. Die Füße stecken in Trekkingschuhen und auf der schwarzen Kopfbedeckung wippt lässig ein Rangerhut. So läuft sie entschlossenen Schrittes durch ihr Revier. Sie ist Service-Managerin am Jabal Ikmah und hat sich zum Ziel gesetzt, bald ins Kulturministerium zu wechseln.

Saudi-Arabien: Auch Felszeichnungen wie diese kann man in al-Ula bewundern
Auch Felszeichnungen wie diese kann man in al-Ula bewundern
Quelle: Getty Images/Aldo Pavan

Große Ziele hat auch Alhanouf Rashed Slanazi. Derzeit arbeitet die 26-Jährige als Guide in der Oase von al-Ula, die sich 20 Kilometer weit durch das Tal zieht. Sie zeigt die alten Bewässerungskanäle, die Zisternen und kleinen Moscheen aus Lehmziegeln. Noch führt sie Touristen, doch sie hat hochfliegende Pläne. „Ich will reich werden“, erklärt sie selbstbewusst. Was das für sie heißt? „Wenn ich mir einen Privatjet leisten und Chanel wie im Supermarkt einkaufen kann.“

Der Weg dorthin steht auch schon fest. Von ihrem Verdienst kauft sie erst einmal einen Toyota. Den Rest des Geldes investiert sie in Krypto-Währungen. Die Entwicklung in ihrem Land mit all den neuen Möglichkeiten speziell für Frauen findet sie großartig. Was fehlt? „Vielleicht ein Kino“, überlegt sie und strebt dann zum „Pink Camel“, einem Freiluftcafé mit Hipster-Speisekarte, wo sie sich mit Freundinnen verabredet hat.

In al-Ula spürt man die Aufbruchstimmung

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Frauen wie Amal und Alhanouf trifft man auch in den Bistros, Bars und Shops in Old Town al-Ula. Die rund 900 halb verfallenen Häuser der jahrhundertealten Stadt sollen in den kommenden Jahren restauriert werden.

Old Town al-Ula in Saudi-Arabien: Die Häuser der jahrhundertealten Stadt sollen in den kommenden Jahren restauriert werden
Die Häuser der jahrhundertealten Stadt sollen in den kommenden Jahren restauriert werden
Quelle: Getty Images/Tuul & Bruno Morandi

Hadeel Bin Qassin, in bodenlanger Abaya, mit schwarzer Coronamaske statt Niqab vor dem Gesicht, führt durch die schmalen Gassen und zeigt, wie man dort bis vor 40 Jahren wohnte, bevor die letzten Bewohner in das moderne al-Ula umzogen. Hadeels Vater verbrachte seine Kindheit noch in den zweigeschossigen Lehmhäusern mit Dächern aus Tamariskenbalken und Palmenblättern.

Saudi-Arabien: Eine bereits restaurierte Gasse in der alten Stadt
Eine bereits restaurierte Gasse in der alten Stadt
Quelle: Getty Images/Tuul & Bruno Morandi

Überall in al-Ula spürt man vor allem unter den jungen Leuten die Aufbruchstimmung. Tatsächlich sind viele soziale Restriktionen unter Kronprinz Mohammed Bin Salman gelockert worden. Frauen dürfen seit 2018 Auto fahren, sich ohne männliche Begleitung frei bewegen, sich in Cafés treffen und Firmen eröffnen.

Für Männer wie Frauen gibt es großzügige Stipendien, wenn sie im Ausland studieren möchten. Kritik am Kronprinzen ist allerdings nicht erlaubt. Der muslimische Wüstenstaat agiert im Inneren weiterhin repressiv und steht international immer wieder wegen Menschenrechtsverletzungen in der Kritik.

Eine Pause vom rasanten Wandel in Saudi-Arabien

Die jungen Leute, die an die „Vision 2030“ glauben, sehen allerdings vor allem die Chancen für ihre Generation. „Ich würde mir wünschen, dass alles noch viel, viel schneller geht“, sagt Bassam Albalawi. Er ist Ranger im neu errichteten Sharaan-Naturschutzgebiet nordöstlich von al-Ula. Inmitten einer spektakulären Hügellandschaft werden dort heimische Tiere wie arabische Gazellen, nubische Steinböcke und Rothalsstrauße wieder angesiedelt. Der arabische Leopard soll folgen.

Doch das eigentliche Highlight ist die Kulisse. Die weit gestreckten Hügel sind gespickt mit steil aufragenden gigantischen Sandsteinfelsen, die wie steinerne Wächter die Neuankömmlinge begrüßen. Wer mit Bassam Albalawi im Allradfahrzeug über die weichen Sandwege schlingert, sieht immer neue Formationen.

Saudi-Arabien: Bizarre Felsnadeln im Naturreservat al-Gharameel
Bizarre Felsnadeln im Naturreservat al-Gharameel
Quelle: Getty Images/Westend61

Als wären Hunderte Bildhauer am Werk gewesen, entdeckt man Fabelgestalten, Drachenwesen, tanzende Frauen, Mönche in wallenden Kutten, zinnenbewehrte Schlösser, Affengesichter, Riesenpilze und Berggipfel, die wie mit der Zackenschere in den Stein geschnitten wurden. Hier, so weiß Bassam zu berichten, haben seine Vorfahren nur ein paar Generationen zurück den kalten Wintern und glühend heißen Sommern auf der arabischen Halbinsel getrotzt.

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In die Einsamkeit der Wüste kommt Bassam, wenn er der hektischen modernen Welt entfliehen möchte. „Ich bin glücklich mit dem schnellen Wandel in Saudi-Arabien. Doch manchmal brauche ich eine Pause. Dann komme ich hierher in die menschenleere Natur, lege mich in den warmen Sand, schaue in den Himmel und sehe zu, wie die Sonne untergeht.“

Saudi-Arabien: Winzig sind die Menschen im Vergleich zum „Elephant Rock“
Winzig sind die Menschen im Vergleich zum „Elephant Rock“
Quelle: Getty Images/imageBROKER RF/imageBROKER/Michael Runkel

Tipps und Informationen:

Anreise: Saudia Airlines und Lufthansa fliegen von Frankfurt und München nach Dschiddah und Riad. Von dort Weiterflug nach al-Ula. Einmal wöchentlich gibt es ab Paris Direktflüge nach al-Ula.

Einreise: Ein Touristenvisum (circa 150 Euro) gibt es vorab als E-Visum auf visa.visitsaudi.com oder bei der Ankunft am Flughafen. In Kürze soll es ein kostenfreies Vier-Tage-Visum für Stop-Over-Gäste geben.

Reisezeit: Hauptsaison ist von Dezember bis März mit angenehmen Temperaturen, Zwischensaison von April bis Mai und von September bis November mit Tagestemperaturen bis 35 Grad, Nebensaison von Juni bis August, dann erreicht das Thermometer tagsüber bis 40 Grad.

Individuelle Reisen: Auf experiencealula.com/en oder gozahid.com können Hotels, Kulturevents, Tickets für Sehenswürdigkeiten etc. gebucht werden. Aktivitäten wie Klettern, Wandern, Mountainbiken, Stargazing etc. unter Husaak.com/alula.

Reiseveranstalter: Diverse Veranstalter wie Geoplan, Gebeco, Diamir, Edeltravel und FTI bieten Gruppenreisen oder Individualaufenthalte an. Eine zehntägige Rundreise durch Saudi-Arabien kostet ab 5000 bis 6000 Euro, ein dreitägiger Aufenthalt inklusive Eintritten in al-Ula (ohne Flug) ab circa 1000 Euro.

Vorschriften: Als Touristin muss man sich nicht verschleiern, selbst T-Shirt und Jeans sind kein Problem. Allzu offenherzige Kleidung wird nicht so gerne gesehen. Alkohol ist nach wie vor überall streng verboten.

Weitere Auskünfte: experiencealula.com; visitsaudi.com/de/see-do/destinations/alula

Die Teilnahme an der Reise wurde unterstützt von der Provinz al-Ula. Unsere Standards der Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit finden Sie unter axelspringer.com/de/werte/downloads.

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