Schöne, aber überfüllte Strände – das verbindet man mit Phuket. Tatsächlich lebt Thailands größtes Eiland seit Jahrzehnten vom Massentourismus. Doch ist dies nur eine Facette der Provinz Phuket, die neben der Hauptinsel noch 32 weitere Eilande umfasst.
Der ruhigere Norden lockt mit dem Sirinat-Nationalpark, Mangroven- und Küstenwäldern. Im Dschungelschutzgebiet Khao Phra Thaeo führen Wanderwege durch die Reste des tropischen Regenwalds, der einst die Insel bedeckte. Das Gibbon-Schutzzentrum zeigt, wie illegal gefangene Affen wieder ausgewildert werden. Im Green Elephant Sanctuary Park kann man mit geretteten Elefanten baden und spielen, Elefantenritte sind tabu.
Großartige Naturerlebnisse bietet Phuket auch als eines der weltbesten Ziele zum Tauchen, Schnorcheln und Segeln. Im Inselwesten erinnert der Tsunami Memorial Park an die katastrophale Monsterwelle, die 2004 auch Phuket heimsuchte und Tausende Tote forderte.
Neueste Attraktion sind Wellness und Kulinarik mit Cannabis. Hanfprodukte, die kaum THC enthalten und somit nicht berauschend wirken, gelten in Thailand seit Juni 2022 nicht als Droge. Seitdem explodiert das Angebot an Süßigkeiten, Drinks und Spa-Anwendungen mit Cannabis.
Für medizinische Zwecke wurde Cannabis bereits 2018 legalisiert, Firmen mit eigenen Ärzten wie das „Phuket Cannabis Cafe“ werben damit, „das beste Gras“ zu liefern. Öffentliches Kiffen ist aber weiter verboten, auch der Import von Cannabisprodukten; bei Verstößen drohen hohe Strafen.
Phuket bietet ohnehin genug von allem, was man an Thailand mag. Etwa sehenswerte Tempel, Kurse von Yoga über Kochen bis Thai-Boxen, Shopping inklusive Nachtmärkten, leckere Küche und Thai-Massagen. Selbst am Nightlife-Hotspot Bangla Road in Patong gibt es nicht nur die unvermeidlichen Erotikshows und Bier-Bars. Der Game-Space Laserbattle bietet über 100 Spiele, auch für Kinder, darunter schräge Virtual-Reality-Games. Die Inselhauptstadt Phuket Town bezaubert mit Villen im portugiesischen Stil.
Vor ihrer Zeit als Urlaubsort zog die Insel wegen ihrer Zinnvorkommen Europäer an. Im 19. Jahrhundert kamen Minenarbeiter aus China dazu, die lokale Thai-Frauen heirateten. Die Nachkommen bildeten eine eigene Identität und Kultur als Peranakans oder Phuket Babas. Ihre Küche vereint südthailändische mit chinesischen Einflüssen, es gibt besondere Süßspeisen und öffentliche Feste wie das Vegetarian Festival, die man sich nicht entgehen lassen sollte.
Strände, herrlicher als jede Postkarte
Palmen, weißer Sand, türkisfarbenes Meer: Phuket zählt zweifelsfrei zu den besten Beach-Zielen der Welt, die Strände sehen aus, als hätten sie eingebaute Instagram-Filter. Patong, Nai Harn und Kata sind die berühmtesten und vollsten. Was auch Vorteile bietet: Urlauber finden hier eine große Auswahl an Unterkünften jeder Preis- und Komfortklasse, Restaurants und Freizeitangebote.
Dazu Ausflugsmöglichkeiten zu Orten, wo weniger los ist. Und die gibt es durchaus. Immerhin hat Phuket Dutzende zauberhafte Strände, darunter versteckte und solche, die nur per Boot erreichbar sind. Ruhiger, zum Teil sogar einsam, sind etwa Ao Sane Beach (ideal zum Schnorcheln und Tauchen), Ao Yon Beach (auf der Halbinsel Panwa), Banana Beach (besonders schwer zu finden) und Koh Bon (auf einer vorgelagerten Insel).
Unter Insidern gilt Freedom Beach als Phukets schönster Strand. Er liegt gar nicht weit von Patong, aber man erreicht ihn nur über einen abenteuerlichen, beschwerlichen Pfad durch den Dschungel oder mit dem Langheckboot, wobei die Fahrt mit umgerechnet gut 30 Euro pro Kopf vergleichsweise teuer ist. Entsprechend ruhig ist der Strand namens „Freiheit“ – die hat eben ihren Preis.
Das größte Motorrad-Festival in Asien
Blubbernde Harleys, kreischende Kawasakis: Jährlich im April steigt am Patong Beach das größte Motorrad-Festival Asiens. Phuket Bike Week heißt das Spektakel, über 10.000 Motorräder und 50.000 Besucher aus 30 Ländern werden 2023 erwartet. Es gibt Paraden, Wettbewerbe, Ausstellungen, Touren. Konzerte und Partys. Oldtimer, Neuheiten und irre Spezialanfertigungen.
Das Festival findet zum thailändischen Neujahrsfest Songkran statt, bei dem sich fröhliche, zum Teil alkoholisierte Menschen auf den Straßen mit Wasser überschütten, niemand wird verschont.
Ein auf der Welt einzigartiges Reptil
Es sieht aus wie eine Kreuzung aus Tabaluga und Dinosaurier. Seine lateinische Bezeichnung lautet denn auch Acanthosaura phuketensis, auf Deutsch bezeichnet man das archaisch wirkende Reptil als Phuket-Nackenstachler. Die Art wurde erst 2015 entdeckt. Bis dahin blieb er der Wissenschaft verborgen, im Dickicht der verbliebenen Flecken Urwald, die es auf Phuket noch gibt.
Nicht, weil er sein skurriles Äußeres verbergen will, versteckt sich der stachelige, bis 38 Zentimeter lange Geselle, der zur Krönung auch noch zwei teufelartige Hörner hat. Er will unsichtbar sein für die Insekten, Würmer und kleinen Fische, denen er auflauert. Dabei hilft ihm, dass er zur Tarnung seine Farbe der Umgebung angleichen kann, fast wie ein Chamäleon. Ist der Nackenstachler hingegen sexuell erregt oder wütend, färbt er sich grell.
Die Insel Phuket und die Phuket-Bergkette auf dem Festland sind die einzigen Orte weltweit, wo dieses Wesen zu finden ist – sofern man den Camouflage-Künstler nicht übersieht. Und solange sein Lebensraum erhalten bleibt.
Curry zum Frühstück
Die köstliche Küche Südthailands ist Grund genug, dorthin zu reisen. Aber Vorsicht vor Touristenfallen, in denen für Europäer gekocht wird! Auch auf der Ferieninsel Phuket gibt es genügend Restaurants, die gute authentische Gerichte servieren mit einer gewissen Schärfe. Erkennbar sind sie daran, dass die Gäste einheimisch, die Preise günstig und die Tische nicht lange frei sind.
Im Restaurant „Pa Mai“ in Phuket-Stadt (Satun Road) zum Beispiel muss man fix sein, um einen Platz zu ergattern. Hier wird lokaltypisches Frühstück serviert: Khanom Jeen, ein in Europa praktisch unbekanntes Thai-Curry-Gericht. Die Basis ist ein Teller Reisnudeln, dazu gibt es Currysaucen aus großen Töpfen: rot oder gelb, mit Huhn, Rind oder Fisch. Nach Belieben werden Kräuter und Gemüse hinzugefügt. Nach diesem scharfen Hallo-Wach-Kick ist man bereit für weitere Abenteuer.
Ein gigantischer Buddha als Ausflugsziel
45 Meter hoch und 25 Meter breit ist Big Buddha, Phukets bekannteste Sehenswürdigkeit und eine der größten weißen Buddhastatuen der Welt. Tausende Marmorkacheln bedecken den Giganten, der ab 2002 erbaut wurde. Das Weiß symbolisiert die Reinheit des Geistes, dafür stehen auch die riesigen Lotosblüten, auf denen er sitzt.
Auf seinem Platz auf dem Gipfel des Nakkerd Hill im Süden Phukets ist er weithin sichtbar. Von dort oben haben Urlauber einen phänomenalen Blick über Insel und Meer, entsprechend hoch ist die Besucherzahl.
Ein paar Jahre älter und etwas kleiner ist der goldene Buddha von Wat Khao Rang, er wird fast nur von Einheimischen besucht. Sehenswert und weniger bekannt ist außerdem der liegende Buddha von Wat Sri Sunthon (auch Wat Srisoonthorn geschrieben). Mit einer Länge von 29 Metern ist er ebenfalls ein wahrer Riese.
Das Zitat
„Sind sie bereit, Mister Bond?“
Jeder „007“-Fan kennt die Szene aus „Der Mann mit dem goldenen Colt“ (1974): James Bond steht, vor tropischer Kulisse, Rücken an Rücken mit dem Titel-Bösewicht. Es sind die Vorbereitungen für ein Pistolenduell, und Schnickschnack, der kleinwüchsige Helfer des Schurken, assistiert im Smoking.
„Ja“, antwortet der Agent im Auftrag Ihrer Majestät. Die Spannung steigt, im Hintergrund ragen spektakuläre Felsen aus dem Meer. Der Drehort, die Insel Khao Phing Kan, seither bekannt als „James Bond Island“, zählt heute zu den beliebtesten Zielen eines Tagesausflugs von Phuket aus.
Bei der „James-Bond-Inseltour“ geht es im traditionellen Langheckboot in die Bucht Phang Nga Bay. Dort warten weitere Attraktionen, etwa die Affenhöhle Wat Suwan Kuha, Mangroven im Nationalpark Ao Phang Nga und Essen in einem Fischerdorf. Schließlich erreichen Besucher die „007“-Insel mit der markanten Felsnadel – und erleben die berühmte Landschaft bei einer Paddeltour.
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