Der Eisenbahngewerkschafter Claus Weselsky lässt Sympathien für die Wagenknecht-Partei BSW erkennen. Er verzweifele derzeit an der Frage: „Wen soll man denn eigentlich wählen?“, sagte Weselsky dem „Zeit Magazin“ laut Vorabmeldung vom Mittwoch. Er ergänzte: „Ich freue mich über das Bündnis Sahra Wagenknecht, wenigstens das kann ich sagen.“ Obwohl er immer noch CDU-Mitglied sei, hadere er mit der Union, „nachdem meine Kanzlerin Angela Merkel in ihrer Regierungszeit alles getan hat, um das Streikrecht auszuhöhlen“.
An der AfD übte Weselsky scharfe Kritik – zeigte aber Verständnis für die Motive ihrer Wähler. Er finde den Aufstieg der AfD „scheußlich, aber ich verstehe ihn: Seit Jahren stempeln wir Wähler als Trottel ab, weil sie sich dagegen wehren, dass das Land aus dem Elfenbeinturm regiert wird“, sagte der GDL-Chef. „Ich finde die Reaktion der Wähler normal. Ich hasse es, wenn Menschen unterstellt wird, dass sie blöde seien.“
Weselsky: „Was glauben Sie, wie Sie 40.000 Mitglieder in Wallung versetzen?“
Er selbst habe die AfD „anfangs mal als wirkliche Alternative betrachtet, da waren ehrenwerte Menschen engagiert“, sagte er. „Dann kam diese Radikalisierung, die schlimm ist.“ Auf die Frage, ob er selbst Populist sei, antwortet Weselsky: „Natürlich! Ich bin populistisch. Was glauben Sie, wie Sie 40.000 Mitglieder in Wallung versetzen? Als Schlaftablette, oder was?“
In Interview erzählte er noch, dass er seine zweite Ehe für die Arbeit geopfert habe. „Meine Frau sagte mir damals, 2004, dass ich mich zwischen der Arbeit und ihr entscheiden müsse. Ich habe mich für die Arbeit entschieden“, so Weselsky. Auf die Frage, ob er Freundschaften durch den Job habe, sagte er: „Ich habe keine Freundschaften angesammelt im Berufsleben. Ich pflege ohnehin wenige Freundschaften.“
Claus Weselsky ist seit 2008 Bundesvorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). In seine Zeit fallen mehrere wegen ihrer Dauer umstrittene Bahnstreiks. Im Herbst geht der 65-Jährige in Rente.
Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) will am 14. Juli auch in Berlin einen eigenen Landesverband gründen. Das sagte ein Sprecher der Partei zu einem Bericht des „Spiegel“. Bislang hat das BSW vier Landesverbände: im Saarland, in Thüringen, in Sachsen und in Brandenburg. Die ehemalige Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht hatte ihre Partei im Januar gegründet. Dem „Spiegel“ sagte Wagenknecht, weitere Landesverbände würden im zweiten Halbjahr folgen.