Wenige Tage nach der Europawahl diskutiert die AfD auf allen Ebenen über die Entscheidung der neuen Europa-Delegation, den Spitzenkandidaten Maximilian Krah nicht aufgenommen sowie den Thüringer René Aust zum Delegationsleiter gewählt zu haben. Nun sorgt ein Statement der Thüringer AfD-Landesvorsitzenden Björn Höcke und Stefan Möller für Aufregung in der Partei.
Höcke und Möller solidarisieren sich in dem Posting mit Aust und gehen auf Distanz zu Krah. In dem Statement heißt es: „Die durch einen Unterstützer von Maximilian Krah initiierte, zutiefst ehrenrührige Kampagne gegen unseren Thüringer Parteifreund und Kollegen René Aust verurteilen wir auf das Schärfste. Besonders enttäuschend ist für uns, dass der gegen René Aust erhobene Vorwurf des ‚Verrats‘ durch das Schweigen von Maximilian Krah zu den Machenschaften seines Unterstützers mitgetragen wird.“
Gemeint ist Krahs ehemaliger Social-Media-Berater Erik Ahrens, Aktivist der Jungen Alternative. Ahrens hatte Aust nach der Nichtaufnahme Krahs in die Delegation „Verrat“ vorgeworfen sowie Aust als „sehr schwachen Mann“, „weich und zahnlos“ sowie „Mamas Liebling“ bezeichnet. Torben Braga, parlamentarischer Geschäftsführer der Thüringer AfD-Landtagsfraktion, erklärte daraufhin öffentlich, selten so etwas „unanständiges“ und „niederträchtiges“ (sic) gelesen zu haben.
Zahlreiche Accounts aus dem radikalen Vorfeld der Rechtsaußen-Partei schlossen sich hingegen der Kampagne für Krah an. Sie warfen Aust unter anderem vor, sich an die französische Partei Rassemblement National von Marine Le Pen anzubiedern, um wieder in die Europafraktion Identität und Demokratie aufgenommen zu werden.
Dies weisen Höcke und Möller nun zurück. „Aust vertritt in Brüssel einen dezidiert deutschen Standpunkt und nimmt eine deutsche geostrategische Position ein. Er verhandelt nicht als Bittsteller mit den Delegationen der anderen Nationen“, heißt es in ihrem Statement. „Wir erinnern Maximilian Krah außerdem daran, dass sein sächsischer Landesverband ebenso wie unserer vor einer entscheidenden Wahl steht. Enttäuschend ist für uns auch, dass aus den Reihen der Bundesspitze drei Tage nach Beginn der Kampagne nicht die Gelegenheit genutzt wurde, dem Vorwurf des ‚Verrats‘ zu widersprechen.“
Vor der Listenaufstellung im Sommer 2023 hatte Höcke die Spitzenkandidatur von Krah nach WELT-Informationen unterstützt und sich auch gegenüber der Parteispitze für Krah eingesetzt. Einen Gegenvorschlag, stattdessen Aust auf Listenplatz eins zu setzen, lehnte Höcke demnach damals ab. Aust selbst hatte am Mittwochvormittag erklärt, sich zu der Debatte um seine Person äußern zu wollen. Abends postete er dann, dass er gebeten worden sei, sich „nicht am öffentlichen Schauspiel zu beteiligen“.
Die neu gewählten Abgeordneten hatten die Nichtaufnahme Krahs nach WELT-Informationen mit dessen Verhalten in der vergangenen Legislaturperiode begründet. In einer internen Sitzung am Montag warfen ihm mehrere Kollegen fehlende Teamfähigkeit, Verlässlichkeit und Berechenbarkeit vor.