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Deutschland „Nakba“-Demo in Berlin

„Zur Hölle mit eurer Staatsräson!“, ruft die Israel-feindliche „Genossin“

Redakteur Innenpolitik
So verliefen die „Nakba“-Demonstrationen in Deutschland

Zum „Nakba“-Tag wurde in mehreren deutschen Städten demonstriert. Der Tag soll an die Flucht von Palästinensern nach dem Nahostkrieg 1948 erinnern. Vor allem in Berlin und Hamburg gab es größere Demonstrationen mit einigen Hundert Teilnehmern. Zahlreiche Polizisten waren im Einsatz.

Quelle: WELT TV

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„Der Krieg begann nicht am 7. Oktober, sondern vor 76 Jahren“: In Berlin machen Israel-Feinde mobil – vorgeblich, um Opfern der „Vertreibung“ von Palästinensern zu gedenken. Israel wird als „Terrorstaat“ diffamiert. Eine Rednerin würde eine „Rückkehr“ dem Leben in Deutschland vorziehen.
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Der Platz an der alten West-Berliner Einkaufsstraße füllt sich vor 18 Uhr mit Palästinenser-Flaggen und solchen, auf denen „Revolution“ oder „Kommunistische Organisation“ prangt. Ein junger blonder Mann fragt: „Interesse an einer klassenkämpferischen Zeitung?“ Eine ebenfalls junge schwarzhaarige Frau zupft sich ihr zum Turban aufgewickeltes Palästinenser-Tuch für ein Selfie zurecht.

Nach Verboten im vergangenen Jahr findet erneut eine Demonstration vorgeblich in Gedenken der „Vertreibung“ von Arabern vom israelisch-palästinensischem Gebiet um das Jahr der israelischen Staatsgründung 1948 statt. Gegen Veranstaltungsende spricht ein Redner von „800.000 Vertriebenen“, dabei dürften es in Wahrheit nicht mehr als 650.000 gewesen sein. Unerwähnt bleiben die etwa ebenso vielen Juden, die aus arabischen Ländern nach Israel flohen; und auch, dass die Mehrzahl der arabischen „Vertriebenen“ aufgrund eines arabischen Angriffskriegs gegen Israel Flüchtlinge geworden waren.

Fakten sind hier aber egal. „Palästinenser*innen“, sagt eine Frau mit Fransenpony von der antiisraelischen Gruppe „Jüdische Stimme für gerechten Frieden“ durch die Demo-Lautsprecher, hätten „jüdische Menschen nach dem Genozid aufgenommen“. Sie meint den Holocaust und blendet arabische Mordkampagnen gegen Juden im damaligen britischen Mandatsgebiet Palästina aus – und ausgerechnet diese „Palästinenser*innen“ litten nun unter von der von Deutschland „subventionierten“ und „barbarischen Bombardierung“ in Gaza.

Die Berliner Polizei schätzt die Teilnehmerzahl auf etwa 600
Die Berliner Polizei schätzt die Teilnehmerzahl auf etwa 600
Quelle: dpa/Fabian Sommer

Gemäß dieser Logik hat Deutschland also nichts aus seiner Geschichte gelernt, weil es einen „Genozid“ in Gaza decke. Darum geht es eigentlich auf dieser Demonstration: Ständig skandieren die Teilnehmer: „Stoppt den Gaza-Genozid“, „Kinder werden umgebracht“ oder „Israel bringt Kinder um“.

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Über die angebliche Opferzahl in Gaza sind die Teilnehmer gut informiert, 40.000 Personen habe Israel bislang „umgebracht“, sagt eine Rednerin; nie wird erwähnt, wie viele davon – es könnte nach Expertenschätzung ein Drittel oder die Hälfte sein – Hamas-Terroristen waren. John Spencer, US-Experte für städtische Kriegsführung, verbreitete jüngst in diversen Wortbeiträgen sogar die Einschätzung, die geschätzte Rate ziviler Opfer zu Kombattanten in diesem Krieg sei historisch niedrig.

Polizisten, Staatsschutzmitarbeiter und Übersetzer beobachten den Demonstrationszug. Zu dessen Beginn hat eine Art Moderator die Behördenauflagen verlesen. Als er die Namen der linksextremen Terrororganisation PFLP und der islamistischen Hamas-Miliz vorliest – Werbung für diese ist auf der Demonstration untersagt –, jubelt eine Gruppe junger, augenscheinlich arabischstämmiger Männer mit Palästinenser-Flaggen. Sie sitzen auf der Mauer um den U-Bahn-Eingang „Wilmersdorfer Straße“.

Bis auf eine kurzzeitige Festsetzung einer Frau aufgrund eines verbotenen Symbols bleibt die Demonstration nach außen hin friedlich; verbotene Parolen, die zur Auslöschung Israels aufrufen, unterbleiben.

Aber chiffriert dringt immer wieder die Botschaft durch: Die Massaker und Vergewaltigungen durch die Hamas am 7. Oktober seien legitimer Widerstand gewesen. Die Parolen dazu: „Der Krieg begann nicht am 7. Oktober, sondern vor 76 Jahren“; gemeint sind wieder die israelische Staatsgründung sowie Flucht und Vertreibung von Arabern, was im anwesenden migrantisch-antiisraelischen und linksextremen Milieu unter dem Begriff „Nakba“ firmiert: Katastrophe.

Junge Männer schwenken Palästinenser-Flaggen vor der Haltestelle Wilmersdorfer Straße
Junge Männer schwenken Palästinenser-Flaggen vor der Haltestelle Wilmersdorfer Straße
Quelle: Getty Images/Maryam Majd

Ein junger Mann mit Schal, der die Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem zeigt, brüllt einmal: „Freiheit nimmt man sich!“ Die Menge jubelt. Ein anderer Teilnehmer, ebenfalls augenscheinlich mit arabischem Hintergrund, hat vorher ebenfalls gerufen, dass Freiheit genommen, nicht geschenkt werde. Und dass „die Palästinenser“ schon „vor 76 Jahren gelernt“ hätten, gegen „ihre Besatzer zu kämpfen“.

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Er sagt auch: „Die Rückkehr nach Palästina ist die einzige Konstante unserer Identität.“ Er meint die Nachfahren der Flüchtlinge und Vertriebenen aus der Zeit der israelischen Staatsgründung. Die Angehörigen dieser Gruppe sind die einzigen weltweit, die qua UN-Palästinenserbehörde UNRWA über einen vererbbaren Flüchtlingsstatus verfügen.

Im Gegensatz zu den in Israel eingebürgerten jüdischen und arabischen Flüchtlingen von 1948 blieben die arabischen Flüchtlinge und ihre Nachfahren, die in arabische Staaten flohen, oft staatenlos – weil die arabischen Staaten sie nicht wollten. Stattdessen hielten diese Flüchtlinge, unterstützt von der UNRWA, an besagter „Rückkehr“ fest.

Auf dem Banner steht: „Palästina sagt: Ich war, ich bin, ich werde sein“
Auf dem Banner steht: „Palästina sagt: Ich war, ich bin, ich werde sein“
Quelle: Jan Alexander Casper

Auf dem Demonstrationszug ruft eine junge Frau von einer „pro-palästinensischen Gruppe“ entsprechend durch das Mikrofon: „Wir sind nicht hier“ – sie meint Deutschland –, „weil wir Deutschland so lieben.“ Lieber würde man „zurückkehren“. Ob Israel in ihren Augen dafür verschwinden müsste? Vorher hatte sie die einzige Demokratie in Nahost einen „Terrorstaat“ genannt: „76 Jahre illegaler Siedlerkolonialismus, 76 Jahre Mord, 76 Jahre Vertreibung, 76 Jahre Vergewaltigungen“ seien dessen Verbrechen.

In der Menschenmenge laufen auch Personen mit, die nicht so reden. Die 13-jährige Camel erzählt, sie und ihre Mutter Dima seien zufällig an dem Protest vorbeigelaufen. Dima, 49, die ihren Nachnamen nicht nennen will und im Gegensatz zu ihrer Tochter eher gebrochenes Deutsch spricht, sagt nur: „Wenn ich sehe meine Flagge, kommt diese Heimweh.“ Sie stamme aus Ramallah im Westjordanland. Von dort ist sie schnell bei der Aufzählung der Beschwerlichkeiten der israelischen Teilbesatzung dort, wenn sie zu Besuch dorthin fahre: „Da gibt es Checkpoints, keinen eigenen Flughafen.“

Dima sagt, sie „liebe die Freiheit hier“, sie meint: In Deutschland auf der Demonstration, wo man „alles sagen“ dürfe: in „arabischen Ländern“ werde die Meinungsfreiheit in Deutschland immer als eingeschränkt dargestellt. Sie sagt aber auch: In Gaza sehe die Welt: „Wir sind die Opfer.“ Von wem? „Von Israel“, antwortet Dima; die Hamas erwähnt sie nicht.

Dima ist nicht verschleiert, andere Frauen schon. Eine mit engem schwarzen Kopftuch und eine andere mit engem grünem Kopftuch laufen eine Zeit lang am Ende des Protestzugs links und rechts neben einer weißhaarigen Frau mit grüner Brille und rotem Palästinensertuch mit Schild auf Englisch: „Menschenrechte sind kein weißes Privileg.“

„White Privilege“, damit sind systemische Vorteile weißer Menschen innerhalb der Gesellschaft gemeint
„White Privilege“, damit sind systemische Vorteile weißer Menschen innerhalb der Gesellschaft gemeint
Quelle: Jan Alexander Casper

Ein älterer Mann, der sich als Reinhard Jung-Hecker, 73, ehemals Arzt und heutiger Rentner vorstellt, sagt: Er laufe vor allem „wegen der Situation in Gaza“ mit. Er sei überzeugt: „Dort handelt es sich nicht mehr um einen Verteidigungskrieg, sondern um einen Eliminationskrieg“; er spricht von 35.000 Toten, differenziert dabei nicht, dass darunter Terroristen sind, oder dass die Hamas die palästinensische Zivilbevölkerung als Schutzschild missbraucht.

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Eine Gruppe trägt ein Tuch mit der auf Englisch formulierten Parole „Allianz der internationalistischen Feministen. Kein Friede auf gestohlenem Land“. Hinter ihr laufen ein Mann mit rosafarbenen Stiefeln und ein schlaksiger Typ in Unterhemd mit „Sluts against the machine“-Aufdruck: Schlampen gegen das System. In der Nähe dieser Gruppe: ein vermummter Blonder mit Club-Mate-Flasche und „FCK IDF“-Aufkleber auf dem Smartphone, also einer gegen die israelischen Streitkräfte gerichteten Parole.

„Schlampen gegen das System“ steht auf den Oberteil eines Demonstranten
„Schlampen gegen das System“ steht auf den Oberteil eines Demonstranten
Quelle: Jan Alexander Casper

Wieder zupft sich eine Frau ein Palästinenser-Tuch zurecht, diesmal vors Gesicht statt auf dem Kopf, und macht ein Selfie. Auf Arabisch rufen sie im in ihrem Umfeld im hinteren Umzugblock: „Palästina ist arabisch.“

Eine Wahlempfehlung für die Varoufakis-Partei

Kurz vorher hat der Moderator vom Lautsprecherwagen aus während einer Pause des Demo-Zuges noch einige Redebeiträge angekündigt, neben der antisraelischen „Jüdischen Stimme“ unter anderem einen „Johannes“ von der „paneuropäischen“ Partei Mera 25, hinter der der ehemalige griechische Finanzminister Yanis Varoufakis steht. Der Moderator sagt: „Alle anderen Parteien sind Genozid-Parteien.“

Danach ruft er zur Stimmabgabe für Mera bei der Europawahl auf. Johannes, ein schlaksiger Typ mit löchrigen grünen Nikes, „gesteht“ dann in seiner Rede, im deutschen Geschichtsunterricht von der „Nakba“ gar nichts erfahren zu haben.

Eine „Genossin“ der „Revolutionären Linken“ spricht
Eine „Genossin“ der „Revolutionären Linken“ spricht
Quelle: Jan Alexander Casper

Schließlich spricht in der Pause noch eine „Genossin“ der Demo-Veranstalter von der linksextremen „Revolutionären Linken“. Sie trägt eine große Sonnenbrille und goldene Ohrringe. Alle Parteien im Bundestag, selbst die Linke, „stehen hinter dem Genozid in Gaza“, ruft sie. Und: „Zur Hölle mit eurer Staatsräson!“ Sie wisse aber: Sie und die Demonstranten „haben die Massen“ hinter sich.

Laut Polizei sind es zu diesem Zeitpunkt 600 Demonstrationsteilnehmer, mehr werden es bis zum Veranstaltungsende an einer S-Bahn-Station um kurz vor 20 Uhr nicht. Angekündigt waren laut Polizei 1000 Teilnehmer. Der letzte Satz des letzten Redners lädt zur nächsten „Nakba“-Kundgebung am kommenden Wochenende ein: „Wir sehen uns am Samstag, inschallah!“

Am Abend kommt es in Neukölln zu kleineren Tumulten. Demonstranten zünden Mülleimer an, stecken Pyrotechnik und Bengalos in Brand.

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