Von Hause aus ist Kanye West noch immer Rapper. Als einer der größten seiner Zunft blickt er auf Meisterwerke wie „New Slaves“ zurück, für das er einen Klassiker, „Gyöngyhajú Lány“ von der ungarischen Rockband Omega, entkernte, bis auf das Gerüst des Orgelthemas. HipHop ist die Kunst des Samplens.
Jetzt geht es um eine Strandvilla in Malibu. Erbaut hat sie Tadao Ando aus Osaka, weltweit anerkannter Architekt bewohnbarer Betonskulpturen und Träger des Pritzker-Preises. Ye, wie Kanye West sich mittlerweile nennt, verkürzt für Yeezus, zahlte für die Immobilie vor drei Jahren 57,3 Millionen Dollar. Eingezogen ist er nie. Stattdessen ließ er, bis auf den Betonrohbau, alles herausreißen. Die Panoramafenster zum Pazifik und die Freitreppen. Angeblich werde Ye von allerlei Phobien gegen alles Offene geplagt, außerdem habe ihm Tadao Andos Art des Innenausbaus nicht gefallen. Kann sein. Wahrscheinlicher wäre: HipHop am Bau.
Als HipHop-Künstler reißt Ye nicht nur die Musikgeschichte und architektonische Designobjekte ein, sondern auch immer wieder seine eigene Schöpfung, den Erlöser und den Größten überhaupt: sich selbst. „Er ist so klug, so groß und stark“, jubelt ein Kinderchor auf seinem aktuellen Album „Vultures 1“. Er selbst bekräftigt wiederum, dass er der neue Jesus Christus sei sowie sämtliche Brüder, die sich von MeToo verfolgt sähen. Er sei R. Kelly und Puff Daddy und Bill Cosby – und der „Iron Man“, der Superheld, der sie alle beschützen werde. Dazu spielt er „Iron Man“ als Sample von Black Sabbath, wogegen sich Ozzy Osbourne, dem das Meisterwerk gehört, verwehrte: Da habe sich Ye als Judenhasser mit dem falschen Juden angelegt.
Ye hat sich seinen Ruf nicht nur als Schwarzer ruiniert, indem er sich mit Donald Trump verbrüderte, die Sklaverei relativierte und ein T-Shirt mit der Aufschrift „White Lives Matter“ trug, sondern auch mit Bekenntnissen wie: „Crazy, bipolar, Antisemit!“ Sein öffentlicher Antisemitismus war der Auslöser für Adidas, ihm als Designer den Vertrag zu kündigen für seine „Yeezy“-Sneakers. Deshalb stellt er seine Strandvilla in Malibu nun als Betonruine wieder zum Verkauf. Yo!