Zwar ist vor allem rotes Fleisch doch nicht mehr so ungesund wie lange angenommen, dennoch sollten wir der Umwelt zuliebe weniger davon essen. Denn das Steak auf dem Teller trägt maßgeblich zum Klimawandel und dem Rückgang der Artenvielfalt bei.
Britische Forscher der Cambridge University haben jetzt einen Weg gefunden, wie auch hartgesottene Fleischesser zu Gemüse greifen: einfach nur den Speiseplan der Mensa oder Kantine ein wenig umstellen.
Die Studie umfasste insgesamt 94.644 Gerichte, die 2017 in einer Mensa oder Cafeteria an drei unterschiedlichen Colleges der Cambridge University bestellt worden. Die Mahlzeiten wurden alle per Universitätskarte bezahlt, sodass die Forscher ermitteln konnten, was die Besitzer genau gegessen hatten.
Das Ergebnis: Wenn sich das Angebot an vegetarischen Gerichte auf dem Speiseplan verdoppelte, stieg die Nachfrage nach fleischlosen Speisen drastisch an.
Zunächst war nur eine von insgesamt vier Mahlzeiten vegetarisch. Als die Kantinen die Auswahl auf zwei erhöhten, schwoll der Verzehr von Gerichten ohne Fleisch um 40 bis 80 Prozent an. Den größten Zuwachs an fleischlosen Speisen verzeichneten die Forscher ausgerechnet bei überzeugten Fleischessern. Der gesamte Umsatz an verkauftem Essen blieb während der Untersuchungen konstant.
Eine besonders fleischhaltige Ernährung schadet nachweislich der Umwelt. So stammen laut der Landwirtschaftsorganisation FAO der Vereinten Nationen 14,5 Prozent aller weltweiten CO2-Emissionen aus der Haltung und Verarbeitung von Tieren – und damit mehr als der weltweite Verkehr. Die Forscher der Uni Cambridge geben in einer Pressemitteilung an, dass 58 Prozent der Emissionen, die auf unsere Ernährung zurückgehen, aus der Viehhaltung und Fischzucht stammen. Diese nehmen 83 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzflächen ein, obwohl sie nur 18 Prozent der weltweiten Kalorienzufuhr ausmachen.
Die Umstellung auf eine pflanzliche Ernährung ist einer der wirksamsten Wege, den ökologischen Fußabdruck in der Nahrungsmittelproduktion zu reduzieren.
Um auf Schnitzel und Bratwurst zu verzichten, müssen die meisten noch nicht mal gezwungen werden oder sich bewusst zurückhalten. Die Studie zeigt, dass eine kleine Veränderung im Speiseplan von Kantinen, Mensen und Cafeterien ausreicht, damit die Leute von selbst auf den Geschmack von Gemüse kommen. Und dabei bleibt Fleisch weiterhin eine Option.
„Wir sagen nicht, dass alle Cafeterien und Restaurants über Nacht vegan werden sollten. Aber wenn Lebensmittel die Filmindustrie wären, müssten vegetarische Gerichte mehr Hauptrollen spielen und Fleischgerichte aufhören, im Rampenlicht zu stehen“, geben die Wissenschaftler zu bedenken.
Im Jahr 2016 hat die Uni Cambridge eine nachhaltige Lebensmittelpolitik für ihre Mensen und Cafeterien eingeführt. Seitdem darf dort kein Rindfleisch und Lamm mehr serviert werden. Dies habe laut eigener Angaben zu einer Reduzierung der CO2-Emissionen pro eingekauftem Kilogramm Lebensmittel um 33 Prozent und einer Verringerung der Landnutzung pro eingekauftem Kilogramm Lebensmittel um 28 Prozent geführt.
Aus Gründen des Klimaschutzes haben auch noch andere britische Universitäten ihren Speiseplan geändert. So kommt seit August dieses Jahres beim Goldsmiths College der University of London ebenfalls kein Rindfleisch mehr auf die Teller. Die Ulster University in Nordirland, die englische Universität von East Anglia und einige Oxford-Colleges haben fleischfreie Montage in ihren Mensen und Cafeterien eingeführt.
Die Forscher der Uni Cambridge wollen nun in weiteren Untersuchungen herausfinden, ob sich Änderungen am Preis oder der Reihenfolge, in der die vegetarischen und fleischhaltigen Gerichte auf der Speisekarte stehen, auf die jeweilige Nachfrage auswirken.