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Geschichte Kriegs-Hinterlassenschaften

Musik, Museum, Miete – Was mit ehemaligen Bunkern gemacht wird

Zum Schutz vor Bombenangriffen wurden Bunker gebaut – heutzutage werden die ehemaligen Schutzräume kreativ genutzt, wie Beispiele aus Rheinland-Pfalz zeigen. Doch der russische Angriffskrieg sorgt für ein Umdenken.
Bunker in Ludwigshafen Bunker in Ludwigshafen
Ein ehemaliger Bunker in Ludwigshafen
Quelle: pa/Uwe Anspach/dpa
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Einst sollten die meterdicken Wände Menschenleben retten. Nun wird die Wand im Koblenzer Wohngebiet von einem im Vergleich fast mickrig wirkenden Gerüst gestützt. Der ehemalige Hochbunker steht neben Wohnhäusern und Bäumen in einer begehrten Wohngegend der Stadt. Wo früher die Bevölkerung vor Angriffen geschützt werden sollte, könnten in Zukunft Menschen wohnen. Ein Investor hat den Bunker gekauft und baut ihn zu Wohnungen um. Ein erster Teilabriss ist bereits erfolgt.

Die Bunker und Schutzräume in Rheinland-Pfalz sind Überbleibsel der Geschichte. Über die Jahre haben sich die Menschen sie aber vielerorts wieder zu eigen gemacht – und die unterschiedlichsten Nutzungen für sie gefunden. In Koblenz werden die Bunker etwa nicht nur zu Wohnräumen umgebaut, sondern auch kreativ genutzt. Sie dienen beispielsweise als Proberäume für Musikbands. In einem Bauwerk befinden sich auch Lagerräume einer Selfstorage-Firma. In Bad Neuenahr-Ahrweiler ist ein Teil des atombombensicheren Regierungsbunkers als Museum zugänglich.

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In Ludwigshafen gibt es noch jede Menge ehemalige Bunker und Schutzräume. „Es gibt im Stadtgebiet 46 Bunker, von denen 13 städtisch sind“, sagte ein Sprecher. „Aus Gründen des Brandschutzes nutzt die Stadt die in ihrem Besitz befindlichen Bunker ausschließlich als Lager, nicht jedoch als Aufenthaltsfläche wie beispielsweise Büros oder für Veranstaltungen.“ Derzeit sei geplant, einen dieser Bunker für Führungen an einen Verein zu verpachten.

Ehemaliger Hochbunker wird abgerissen
Der Hochbunker im Koblenzer Stadtteil Oberwerth wird abgerissen
Quelle: dpa/Thomas Frey

In Mainz schützen fünf der ehemaligen Schutzräume nun keine Menschen mehr, sondern ihre Autos. „Die Anlagen werden heute ausschließlich als Tiefgaragen genutzt“, teilte die Stadt mit. Planungen für andere Nutzungen existieren demnach nicht.

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In der Landeshauptstadt gibt es eine weitere Mehrzweckanlage, die noch nicht entwidmet ist – die also noch dem Zivilschutz dienen könnte. „Eine Unterhaltung und Überprüfung der Einbauten für den Zivilschutz findet seit 2010 nicht mehr statt“, teilte die Stadt jedoch mit. „Eine Nutzung für den Bevölkerungsschutz ist daher ebenfalls nicht vorgesehen, wäre allerdings mit erheblichem Aufwand wahrscheinlich realisierbar.“

Nach Jahren des Friedens hat sich die Sicherheitslage in Europa durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine verändert. Schutzräume und Bunker sind wieder in das Bewusstsein der Menschen gerückt, viele von ihnen wurden jedoch mittlerweile entwidmet, stehen also nicht mehr als Schutzraum für einen Notfall zur Verfügung.

Die Bundesregierung kündigte 2022 eine Bestandsaufnahme der vorhandenen Schutzräume an. Auf Nachfrage teilte das rheinland-pfälzische Innenministerium mit, die Überprüfung von Bunkern sei in der Innenministerkonferenz Mitte Juni 2023 behandelt worden. „Der Bund wird zur Herbstsitzung einen Bericht vorlegen, der auch ein modernes Schutzraumkonzept beschreibt“, hieß es. „Dieses gilt es zunächst abzuwarten.“

Praktisch „nicht einsatzbereit“

Nach Angaben der zuständigen Bundesanstalt für Immobilienaufgaben gibt es in Rheinland-Pfalz aktuell noch fünf nicht entwidmete öffentliche Schutzräume. Sie befinden sich neben Mainz demnach in Beilingen, Bitburg, Worms und Neustadt an der Weinstraße. Diese würden im Notfall Platz für 1066 Menschen bieten – also gerade mal für 0,03 Prozent aller Menschen im Bundesland.

Und auch das nur in der Theorie. Praktisch sind sie – wie alle öffentlichen Schutzräume in Deutschland – „nicht einsatzbereit“. Denn bei der sogenannten Friedensdividende wurde 2007 die Entscheidung getroffen, das Schutzbaukonzept aufzugeben und die funktionale Erhaltung der Bauten einzustellen, wie die Bundesanstalt mitteilte.

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Die Anlagen seien nicht einsatzbereit und technisch total veraltet, sagte der Koblenzer Bunkerexperte und Buchautor Jörg Diester von den Bunker-Dokumentationsstätten. Ihn begeistern die geschichtlichen Bauwerke schon seit Jahren. „Wenn man das Bauwerk als solches sieht, gibt es natürlich eine Faszination, dass man da drin sitzt und draußen kann sonst was passieren“, sagte Diester.

Jährlich laden die Bunker-Dokumentationsstätten zur Eifel-Bunker-Tour ein. Auf vier Tagestouren können Interessierte drei Bunker in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen besichtigen. „Geschichtsunterricht über die authentischen Orte“, nennt es Diester.

Das Programm gibt es schon seit einigen Jahren, dieses Jahr geht es bei der Führung zum ersten Mal auch in den rückgebauten Teil des Regierungsbunkers in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Insgesamt 1,2 Kilometer des Regierungsbunkers können so besichtigt und erklärt werden. „Wir erzählen die Geschichte der Orte als solche. Wer wäre reingekommen, was hätten die Leute gemacht?“, sagte Diester. „Und da wir nun wieder eine Situation haben, wo man sich wieder mehr mit Bunkern auseinandersetzt, erklären wir auch, was sich in den letzten Jahren verändert hat.“

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dpa/mak

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