WELTGo!
Ihr KI-Assistent für alle Fragen
Ihr KI-Assistent für alle Fragen und Lebenslagen
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Geschichte
  3. Kalter Krieg: Die Pläne im Atomkoffer des US-Präsidenten

Geschichte Kalter Krieg

Die Pläne von „zweifelhafter Legalität“ im Atomkoffer des US-Präsidenten

Seit Jahrzehnten wird jeder US-Präsident stets von einem Offizier begleitet, der einen Koffer trägt. Der „Football“ enthält für den Fall des Atomkriegs ein Kommunikationssystem und diverse Notfallpläne. Wie Experten diese in den Jahren des Kalten Kriegs bewerteten, zeigen jetzt freigegebene Geheim-Memos.
Managing Editor Geschichte
33914494 33914494
Als Vizepräsident wollte er keinen eigenen Atomkoffer, als Staatschef musste er ihn mit an Bord haben: Lyndon B. Johnson (M.) 1966 an Bord der Air Force One
Quelle: picture alliance / Everett Collection
Hier können Sie unsere WELT-Podcasts hören
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.

Seit den späten 1950er-Jahren ist er ein ständiger Begleiter der US-Präsidenten: der sogenannte Atomkoffer. Im Englischen wird er auch „satchel“ (Ranzen), „black bag“ (schwarze Tasche) und vor allem „the Football“ (der Fußball) genannt.

Militärangehörige, die mit der wuchtigen Tasche in der Hand einige Meter hinter dem jeweiligen Präsidenten laufen, wenn er etwa mit der Air Force One zu Staatsbesuchen eintrifft, werden bei TV-Übertragungen immer wieder ins Bild gerückt. Denn der Koffer hat nicht nur praktischen Nutzen. Er ist auch ein Symbol für die enorme Macht und Verantwortung des amerikanischen Staatschefs, der über das Schicksal des gesamten Planeten entscheiden kann.

Etwa, wenn es um darum geht, im Falle eines Angriffs auf die USA das nukleare Arsenal einzusetzen. Denn genau dafür ist der „Football“ da: Er enthält ein Kommunikationssystem (Details sind natürlich streng geheim), mit dem der Präsident Anweisungen an die Streitkräfte und vor allem die Codes zum Abschuss von Atomraketen übermitteln kann, die er immer in der Brusttasche trägt.

US Nuclear Football
Militärs sind mit dem „Football“ auf Reisen immer wenige Schritte hinter dem US-Präsidenten. Hier im Jahr 2015 bei Obamas Umsteigen vom Helikopter Marine One in die Air Force One
Quelle: pa/ZUMAPRESS.com/David Bro

Aber Technik ist nicht alles, was in der schwarzen Tasche steckt. Sie beinhaltet auch etliche Papiere mit streng geheimen Notfallplänen, die im Falle eines Atomkriegs in Kraft gesetzt werden sollen. Dokumente der US-Regierung, deren Geheimhaltung unlängst aufgehoben wurde, geben einen Einblick, was diese Pläne in den Jahren des Kalten Kriegs vorsahen und wie sie damals von Experten bewertet wurden. Das National Security Archive, eine Einrichtung der George Washington University, hat sie jetzt veröffentlicht.

Lesen Sie auch

Die Notfallpläne, genannt „Presidential Emergency Action Documents“ (PEADs) gaben dem US-Präsidenten demnach Vorlagen für Proklamationen und „executive orders“, die ihn „mit formalen Notfall-Befugnissen ausstatten sollten“, wie es Edward A. McDermott formulierte, der in den 1960er-Jahren das US-Bundesamt für Notfallplanung leitete. McDermott oblag es im Jahr 1962, jene Notfallpläne zu überarbeiten, die John F. Kennedys Team von der Eisenhower-Regierung geerbt hatte.

Laut McDermott bekam der Präsident mit den Notfallbefugnissen unter anderem Möglichkeiten zur „Kontrolle über Individuen für interne Sicherheitszwecke, Außerkraftsetzung normaler administrativer Anforderungen, Aufstockung der Streitkräfte, Übernahme von Funktionen regionaler und lokaler Verwaltungen in außergewöhnlichen Umständen, Mobilisierung von Ressourcen“.

McDermott bemängelte, einige dieser im Koffer enthaltenen Pläne seien von „zweifelhafter Legalität“ gewesen. Welche der Pläne er meinte und wie er die Pläne im Einzelnen überarbeitete, unterliegt bislang noch der Geheimhaltung.

USA - Atomkoffer
Der nukleare „Football“ des US-Präsidenten: Hier trägt ihn ein Mitarbeiter im November 2015 über den Rasen vor dem Weißen Haus
Quelle: pa/dpa/Michael Reynolds

Unter Präsident Jimmy Carter gab es neue Anstrengungen, einige der Direktiven anzupassen, weil sie „völlig überholt“ gewesen seien. Hugh Carter Jr., Cousin zweiten Grades des Präsidenten, spielte eine führende Rolle bei der Notfallplanung des Weißen Hauses. Laut der jetzt einsehbaren Dokumente hatte er die Sorge, die PEADs seien im Grunde „komplett obsolet, wenn man die völlige Zerstörung bedenkt, die ein thermonuklearer Angriff auf die USA anrichten würde“. So wurden die Dokumente bis Mai 1980 aktualisiert – doch auch hierzu sind noch keine Details veröffentlicht.

Der „Allen-Scott Report“ machte den „Football“ bekannt

Die Existenz des „Footballs“ wurde in der Regierungszeit von Lyndon B. Johnson öffentlich bekannt: Im Juli 1965 erschien in verschiedenen US-Zeitungen der „Allen-Scott Report“. Darin berichtete ein Mitarbeiter des Weißen Hauses namens Jack Valenti, der „Football“ begleite den Präsidenten immer, wenn er auf Reisen sei. Der Koffer sei das Verbindungsglied zum Strategic Air Command und werde „von einem Dutzend Militärangehörigen im Schichtdienst abwechselnd“ getragen. Vier Monate später berichtete die „Baltimore Sun“, der Koffer enthalte ein „Portfolio kryptografischer Befehle“ an den Generalstab und Authorisierungscodes an das Strategic Air Command für einen nuklearen Gegenschlag im Falle eines Angriffs auf die USA.

Anzeige

Weitere Details enthielt 1967 ein Buch von US-Historiker William Manchester („The Death of a President“) über die Regierung von John F. Kennedy. Demnach wurde Johnson im Frühjahr 1961, als er noch Vizepräsident von Kennedy war, ein Atomkoffer samt Personal angeboten. Johnson lehnte dies jedoch aus bis heute unbekannten Gründen ab. Laut der jetzt veröffentlichten Dokumente wurde erst unter Carter verfügt, dass auch der Vizepräsident (damals Walter Mondale) mit einem Atomkoffer ausgestattet wurde, was zuvor seit Johnson offenbar nicht der Fall war.

Auch in den folgenden Jahrzehnten geriet der „Football“ gelegentlich in die Schlagzeilen. Etwa, als es einen Zwischenfall beim Staatsbesuch von US-Präsident Donald Trump in China am 9. November 2017 gab. Laut dem Nachrichtenportal „Axios“ kam es zu einem Gerangel, als der US-Präsident die Große Halle des Volkes in Peking besuchte. Trump und seine Delegation mit Stabschef John Kelly waren schon im Gebäude, als chinesische Sicherheitsbeamte dem ihnen folgenden US-Offizier mit dem Atomkoffer den Eintritt verwehrten.

Stabschef Kelly soll demnach dem Kofferträger zu Hilfe geeilt sein und gerufen haben: „Wir gehen rein“. Daraufhin sei es zu einer Rempelei gekommen, als Kelly die Hand eines chinesischen Sicherheitsmannes wegschob, der ihn zurückhalten wollte. Alle Beteiligten betonen jedoch anschließend, dass die Chinesen zu keinem Zeitpunkt Hand an den Atomkoffer gelegt hatten.

An dieser Stelle finden Sie Inhalte von Drittanbietern
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.

Sie finden „Weltgeschichte“ auch auf Facebook. Wir freuen uns über ein Like.

Hier können Sie unsere WELT-Podcasts hören
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.

„Aha! History – Zehn Minuten Geschichte“ ist der History-Podcast von WELT. Immer montags und donnerstags gehen wir auf Zeitreise und geben Antworten auf die Fragen der Geschichte.

Abonnieren Sie den Podcast unter anderem bei Spotify, Apple Podcasts, Deezer, Amazon Music oder direkt per RSS-Feed.

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema