Kanada 2023, Kalifornien 2022, Australien 2019 – das sind nur einige der großen Waldbrände, die vielen noch im Gedächtnis sind. Auch jetzt brennt es wieder, etwa in Griechenland, wo mindestens ein Mensch in den Flammen starb. Da liegt die Vermutung nahe, dass das etwas mit dem Klimawandel zu tun hat: Immerhin wird es durch ihn in vielen Regionen heißer und trockener – ideale Bedingungen also für Waldbrände. Scheinbar im Widerspruch dazu stehen Analysen, die zeigen, dass weltweit weniger Fläche verbrennt. Das stimmt zwar, sagt eine aktuelle Studie, nur treten die besonders gefährlichen Waldbrände heute doppelt so häufig auf wie noch vor etwa 20 Jahren. Und sogar die sechs extremsten Waldbrände seit 2003 traten allein in den vergangenen sieben Jahren auf.   

Es brennt jeden Tag auf der Erde, viele Quadratkilometer gehen in Flammen auf. Tatsächlich geht aber die Fläche, auf der es brennt, seit Jahren im Schnitt zurück (International Journal of Remote Sensing: Zubkova et al., 2023). Das hat aber weniger damit zu tun, dass sich Waldbrände weniger ausbreiten, sondern vor allem damit, dass Menschen weniger kontrollierte Feuer entzünden. 

Solche Feuer werden gerade in den tropischen und subtropischen Breiten Afrikas, Südamerikas und Südostasiens in der Landwirtschaft, aber auch der illegalen Rodung eingesetzt. Weil diese Praktiken seltener werden, werden weniger Brände von Satelliten erfasst – insbesondere im Grasland. Solche Statistiken könnten aber gerade für Entscheidungsträger irreführend sein, denn das Problem der Waldbrände ist so groß wie nie zuvor.   

Australische Forscher haben nun Satellitendaten aus den Jahren 2003 bis 2023 ausgewertet und besonders intensive Feuer in den Blick genommen (Nature Ecology & Evolution: Cunningham et al., 2024). Dafür untersuchten sie Waldbrände mit einer besonders hohen Strahlungsleistung. Diese beschreibt die Menge der Energie, die durch das Feuer in Form von Wärmestrahlung freigesetzt wird. Dabei korreliert die Strahlungsleistung auch mit der Rauchentwicklung, mit der Freisetzung von Kohlendioxid, Kohlenmonoxid und anderen Partikeln wie Feinstaub.   

Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass die Häufigkeit dieser extremen Brände sich im Untersuchungszeitraum mehr als verdoppelt hat. Und nicht nur das, auch die Intensität der Waldbrände hat sich in den vergangenen 21 Jahren mehr als verdoppelt. Am stärksten betroffen sind Regionen mit Nadelwald im temperierten Klima, etwa im Westen Kanadas oder der USA. In dieser Art von Wäldern brennt es heutzutage etwa elfmal häufiger als 2003.  

Besonders oft und stark hat es aber auch in den borealen Nadelwäldern und in der Taiga gebrannt, etwa in Russland, wo jedes Jahr zahlreiche Feuer von Satelliten erfasst werden. Insgesamt sind in diesem Waldtyp die Feuer weltweit um das Siebenfache häufiger geworden. In beiden Waldtypen hat aber nicht nur die Häufigkeit, sondern auch die Schwere der Feuer stark zugenommen.   

Ein Grund dafür, so betonen es die Wissenschaftler, ist die ausgesprochene Trockenheit der betroffenen Wälder. Wenn ihnen über große Flächen hinweg die Feuchtigkeit fehlt, haben Feuer leichtes Spiel und können sich rasant ausbreiten – mit entsprechenden Folgen für Mensch und Umwelt. Menschen wie Tiere sterben in Waldbränden, dichter Rauch belastet teils wochenlang umliegende wie weit entfernte Siedlungen, das emittierte Kohlendioxid erwärmt die Atmosphäre zusätzlich und ganze Ökosysteme und Kohlenstoffspeicher werden durch die Feuer zerstört.   

Zwar gibt es zahlreiche Ökosysteme, die das Feuer brauchen, um sich selbst zu regenerieren oder etwa das Pflanzenwachstum zu fördern. Nur sind die meisten Waldbrände eine Folge von Brandstiftung, sei sie beabsichtigt oder fahrlässig. Nur ein geringer Teil der Waldbrände wird durch natürliche Ursachen, wie Blitzschlag, verursacht.   

In Europa verbrannte im vergangenen Jahr insgesamt eine Fläche der Größe Luxemburgs, ein Viertel davon waren Wälder. Besonders betroffen von den Waldbränden sind der Mittelmeerraum, die Iberische Halbinsel und Teile des Balkans. In Deutschland brannte es 2023 weniger als 2022 und den besonders dürren Jahren 2018 und 2019. Für Europa aber war das vergangene Jahr eines der vier schlimmsten Jahre im Zusammenhang mit Waldbränden in diesem Jahrtausend. Und das Risiko für die mediterranen Wälder steigt mit dem Klimawandel weiter.