Nach der schweren Verletzung des ungarischen Angreifers Barnabás Varga bei der Fußballeuropameisterschaft wehrt sich die Uefa gegen Vorwürfe gegen das medizinische Personal. Die Sanitäter hätten das Spielfeld zu langsam betreten, haben mehrere ungarische Spieler im Anschluss bemängelt, obwohl der betroffene Spieler augenscheinlich ernst verletzt gewesen sei. Diese Kritik weist die Uefa zurück. Es habe keine Verzögerung bei der Behandlung und Betreuung des Spielers gegeben, teilte der Verband auf Nachfrage mit. Die Koordination zwischen dem medizinischen Personal vor Ort sei professionell und "in Übereinstimmung mit den geltenden medizinischen Abläufen" geschehen.

Kopfverletzung geschah nach Zusammenprall

Nach einem Zusammenprall mit Schottlands Torhüter Angus Gunn war Varga schwer verletzt am Boden geblieben. Ungarns Kapitän Dominik Szoboszlai hatte die Situation seines Mitspielers als Erster erkannt und hektisch versucht, die Ärzte herbeizurufen. Nach kurzer Zeit betraten diese das Feld und behandelten den Spieler, während seine Mitspieler einen Sichtschutz um ihn bildeten. Nach mehreren Minuten Behandlungszeit wurde Varga auf einer Trage und mit einer Halskrause versehen vom Platz gebracht.

Insbesondere Szoboszlai hat die Sanitäter im Anschluss für die aus seiner Sicht zu langsame Reaktion kritisiert. "Das muss viel schneller gehen", sagte er nach Abpfiff. "Ich weiß nicht, wie die Abläufe funktionieren. Aber wenn unser Arzt sagt, er braucht Hilfe, dann muss es schnell gehen. Sekunden können in so einer Situation sehr viel ausmachen." Auch Ungarns Nationaltrainer Marco Rossi schilderte die Minuten nach dem Zusammenprall als besorgniserregend. "Viele dachten, er sei bewusstlos. Er war nicht mehr er selbst", sagte er. Szoboszlai und sein Mitspieler Willi Orbán forderten Änderungen am Ablaufprotokoll, die das Handeln des medizinischen Personals in solchen Fällen beschleunigen könnten.

Medizinische Versorgung laut Uefa vorschriftsmäßig erfolgt

Die Uefa teilte in einem Statement mit: "Wir möchten klarstellen, dass der Mannschaftsarzt innerhalb von 15 Sekunden nach dem Vorfall eingegriffen hat. Unmittelbar danach nahm ein zweiter Arzt eine erste Beurteilung vor, um eine angemessene Behandlung gemäß den üblichen medizinischen Verfahren durchzuführen." Das Notfallteam habe vorschriftsmäßig am Spielfeldrand gewartet "und traf mit der Trage ein, nachdem es von den Sanitätern angefordert worden war, um den Spieler abzutransportieren".

Laut Angaben der ungarischen Delegation erlitt Varga mehrere Frakturen im Gesicht und eine Gehirnerschütterung. Schon in der Nacht habe sich der Fußballer aber wieder in einem stabilen Zustand befunden. Ein chirurgischer Eingriff sei dann am Montag erfolgt, sagte sein Vater András Varga der ungarischen Zeitung Nemzeti Sport. Bei gutem Heilungsverlauf könnte der 29-Jährige die Klinik am Mittwoch verlassen.

Aufgrund der Geschehnisse war der Sieg der ungarischen Nationalmannschaft gegen Schottland (1:0) sportlich allerdings in den Hintergrund gerückt. Nach Abpfiff posierten die ungarischen Spieler mit einem Trikot ihres verletzten Mitspielers vor den Fotografen.