Beim Nato-Gipfel in den USA hat der ukrainische Präsident erneut an die Verbündeten appelliert, Waffenlieferungen an sein Land nicht mit Bedingungen zu verknüpfen. "Wenn wir siegen und unser Land bewahren wollen, dann müssen all diese Einschränkungen aufgehoben werden", sagte Wolodymyr Selenskyj bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. 

Konkret forderte Selenskyj die Erlaubnis ein, Militärstützpunkte im russischen Hinterland zu attackieren, von denen Raketenangriffe wie etwa jene am Montag auf ein Kinderkrankenhaus in Kiew ausgingen. "Wenn sie uns angegriffen und unsere Kinder getötet haben, ist es verrückt zu fragen, warum wir diese Militärbasis nicht angreifen dürfen", sagte Selenskyj.

Russische Stützpunkte liegen Hunderte Kilometer von Ukraine entfernt

Mehrere Nato-Staaten haben der Ukraine Raketen und Marschflugkörper mit höheren Reichweiten geliefert, aber deren Einsatzgebiet auf an die Ukraine grenzende russische Gebiete begrenzt. Russische Raketenangriffe wie am Montag werden jedoch von Luftwaffenbasen in mehr als 600 Kilometer Entfernung von der ukrainischen Grenze gestartet.

Die von Großbritannien und Frankreich bereitgestellten Marschflugkörper können diese Stützpunkte nicht erreichen. Auch die von Raketenwerfersystemen verschossenen US-amerikanischen ATACMS-Raketen haben nur eine Reichweite von gut 300 Kilometern. Die ukrainische Armee hat weit von der Grenze entfernte russische Luftwaffenstützpunkte in der Vergangenheit mit Drohnen aus eigener Produktion angegriffen.

Scholz lehnt unbeschränkten Waffeneinsatz ab

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wies die Forderung von Selenskyj zurück. "Niemand hat eine Veränderung der bisherigen Maßgaben und Richtlinien vor – aus gutem Grund", sagte Scholz zum Abschluss des Nato-Gipfels. "Es bleibt ja immer auch unsere Aufgabe, sicherzustellen, dass wir die Ukraine maximal unterstützen, aber eine Eskalation des Krieges zu einem Krieg zwischen Russland und der Nato verhindern. Und das erfordert Weisheit, Klarheit und Festigkeit."