Damit hat er heute viele in Europa überrascht: Da steht Viktor Orbán im Katharinensaal des Kremls, keine drei Meter von dem Mann entfernt, der den Krieg gegen die Ukraine und, wie er selbst sagt, gegen den ganzen Westen führt.

Wladimir Putin lächelt nicht, im Gegenteil, er sieht etwas spitznasig und pikiert aus bei dieser Pressekonferenz nach den Gesprächen. Offenbar hat er sich den Ablauf des Treffens mit dem ungarischen Regierungschef etwas anders vorgestellt. Eine Verbrüderung scheint nicht daraus geworden zu sein.

Eine Friedensmission nennt es Orbán. Er wolle die Positionen der beiden, wie er es nennt, Konfliktparteien ausloten. Es ist der erste Besuch eines EU-Regierungschefs in Moskau seit September 2022. Und damals war es auch schon Orbán, der Russland sieben Monate nach dem erneuten Überfall auf die Ukraine besuchte. Der Anlass war jedoch die Beerdigung von Michail Gorbatschow, kein offizieller Besuch in der russischen Hauptstadt. Dieses Mal allerdings hat Orbán mit Putin rund drei Stunden gesprochen und eine dramatische Reiseroute gewählt. Er war Mitte der Woche in Kiew, traf sich dort mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj – und suggerierte so, dass er auf einer Vermittlungsmission sei, um Frieden in der Ukraine näherzubringen. Gelingt ausgerechnet dem ungarischen Premier, woran viele vorher scheiterten?