Dafür, dass der griechische Premierminister für den türkischen Staatspräsidenten nicht mehr existiert, dürfte sich Recep Tayyip Erdoğan gerade ziemlich über Kyriakos Mitsotakis ärgern. Denn der lässt sich einfach nicht von ihm ärgern. Wenigstens zeigt er es nicht und verkündete Anfang der Woche selbstbewusst vor Journalisten: "Die Beziehungen können weitergehen, aber auf der Grundlage internationalen Rechts." Auf ein Spiel persönlicher Beleidigungen werde er sich jedenfalls nicht einlassen.

Dabei gibt Erdoğan sich gerade so viel Mühe, die Regierung in Athen auch verbal zu provozieren. Vor einer Woche wetterte er, dass es für ihn keinen Mitsotakis mehr gebe: diplomatischer Affront Nummer eins. Einen Tag später erklärte der türkische Präsident dann die kompletten bilateralen Beziehungen mit Griechenland für beendet. Erst Mitte März hatte Erdoğan nach einem Treffen mit Mitsotakis der Weltöffentlichkeit eine neue Ära des griechisch-türkischen Verhältnisses verkündet. Die einseitige Aufkündigung nun wäre damit der diplomatische Affront Nummer zwei.