Im August sollen die von Italien geplanten Aufnahmezentren für Migrantinnen und Migranten außerhalb der EU in Albanien in Betrieb gehen. Knapp sieben Monate nach der Unterzeichnung eines Migrationsabkommens zwischen den Regierungen in Rom und Tirana verkündeten Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und ihr albanischer Amtskollege Edi Rama die Fertigstellung des Lagers in der Hafenstadt Shëngjin. Ein zweites wird in Gjadër aufgebaut, das ist allerdings noch nicht fertig.

In beide Lager sollen den Plänen zufolge Menschen gebracht werden, die zuvor von den italienischen Behörden im Mittelmeer an Bord genommen wurden. In Shëngjin soll die erste medizinische Untersuchung sowie die erste Prüfung der Chancen der Geflüchteten auf Asyl erfolgen. Von dort werden die Menschen anschließend rund sieben Kilometer landeinwärts nach Gjadër gebracht werden. Insgesamt sollen so pro Jahr 36.000 Menschen untergebracht werden.

Meloni: "Außerordentliches Instrument zur Abschreckung"

"Der größte Nutzen dieses Projekts besteht darin, dass es ein außerordentliches Instrument zur Abschreckung derjenigen sein kann, die Europa irregulär erreichen wollen", sagte Meloni bei einer gemeinsamen Pressekonferenz. "Und zur Bekämpfung von Schleppern." Zudem könnten laut Meloni die Asylverfahren der Menschen in den von Italien betriebenen Lagern schneller geprüft werden, was Abschiebungen vereinfachen würde.

Das Projekt ist in Italien und in Albanien umstritten. Die Opposition in Rom zweifelt etwa die Rechtmäßigkeit des Abkommens an und kritisierte mögliche schlechte Bedingungen für Migrantinnen und Migranten in den Zentren. Sie bezeichnete die Einrichtungen als "italienisches Guantánamo".

Italien trägt alle Kosten

Die Zentren sind ausdrücklich nicht für Geflüchtete vorgesehen, die per Boot an italienischen Küsten ankommen oder von privaten Hilfsorganisationen aufgegriffen werden. In den Lagern in Albanien sollen nur jene Menschen untergebracht werden, die von den italienischen Behörden in internationalen Gewässern an Bord genommen werden. 

Italien verwaltet die Lager und trägt die Kosten. Dafür sind in den nächsten zehn Jahren 675 Millionen Euro eingeplant.