ZEIT ONLINE: Haben wir es bei sogenannten nachhaltigen Fonds also nur mit Greenwashing zu tun? 

Weber: Nein. Unter den ETFs haben wir bei unseren Tests zwar tatsächlich kaum wirklich nachhaltige Fonds gefunden. Die erfreuen sich seit Jahren großer Beliebtheit, weil sie so niedrige Gebühren haben. Aber bei aktiv gemanagten Fonds gibt es einige, die in Sachen Nachhaltigkeit glaubwürdig sind. Wenn sie strenge Kriterien anlegen, nennt man sie tief grün.

ZEIT ONLINE: Was heißt es, dass ein Fonds aktiv gemanagt ist?

Weber: Die Auswahl der Wertpapiere treffen Menschen, nicht Maschinen. Die ETFs bilden leicht abgewandelt einen Aktienindex automatisch ab. Ein aktiv gemanagter grüner Fonds dagegen hat Fondsmanager und eine Nachhaltigkeitstrategie. Er schließt nicht einfach nur einzelne Industrien aus, sondern schaut, wo der Wandel zur Nachhaltigkeit läuft. Vielleicht ist er zum Beispiel bei VW nach dem Dieselskandal aus- und später wieder eingestiegen, weil die Entwicklung in Richtung Elektromobilität überzeugt. Es gibt Situationen, in denen es sinnvoll ist, nicht auf den Durchschnitt aller Aktien einer Branche zu setzen, sondern darauf, was erfolgversprechend wirkt. Ein normaler Index kann das so nicht abbilden.