Der Polizist, der bei einem Messerangriff auf dem Mannheimer Marktplatz attackiert wurde, ist gestorben. Das teilten die Staatsanwaltschaft Karlsruhe, das Polizeipräsidium Mannheim und das Landeskriminalamt mit.

Der Angreifer habe dem 29 Jahre alten Beamten mehrmals in den Kopfbereich gestochen. "Er wurde unmittelbar nach der Tat notoperiert und in ein künstliches Koma versetzt, erlag aber in den späten Nachmittagsstunden des 2. Juni seinen schweren Verletzungen", teilten die Behörden mit. "Wir trauern um einen Polizeibeamten, der für unsere Sicherheit sein Leben gegeben hat."

Am Freitagvormittag hatte ein Mann auf der Veranstaltung der islamfeindlichen Bewegung Pax Europa (BPE) sechs Männer verletzt, darunter den verstorbenen Beamten sowie BPE-Vorstandsmitglied Michael Stürzenberger.

Das Motiv des 25-jährigen mutmaßlichen Täters ist unklar. Der Mann wurde in Afghanistan geboren, seit seinem 15. Lebensjahr lebt er in Deutschland. Er wurde bei der Attacke ebenfalls verletzt und ist bislang nicht vernehmungsfähig. Der Mann war bislang polizeilich nicht in Erscheinung getreten. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt im hessischen Heppenheim.

Politiker zeigen Anteilnahme

"Die Nachricht erschüttert mich bis ins Mark", teilte der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) mit. Die Gedanken seien bei der Familie, den Angehörigen und den Kolleginnen und Kollegen, sagte der Grünenpolitiker. "Uns allen führt diese fürchterliche Tat schmerzhaft vor Augen, welchem oft unkalkulierbaren Risiko Polizeibeamte tagtäglich ausgesetzt sind." Der Dienst von Polizistinnen und Polizisten für den Staat, das Gemeinwesen, die freiheitlich-demokratische Grundordnung sei nicht hoch genug zu würdigen. "Wir sind Ihnen als Gesellschaft zu höchstem Respekt und Wertschätzung verpflichtet."

Der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU) sagte: "Dies sind Momente, in denen die Welt stillzustehen scheint." Die gesamte Polizei Baden-Württemberg werde "ihm stets und für immer ein ehrendes Andenken bewahren". Der Polizist sei Opfer eines brutalen, bestialischen Angriffs geworden. "Er ließ sein Leben, weil er dafür eingestanden ist, andere Menschen zu schützen."

Der CDU-Landeschef Manuel Hagel sagte: "Dieser junge Polizist hatte sein ganzes Leben noch vor sich." Nichts könne diesen schmerzlichen Verlust jemals heilen. Das ganze Land sei dem jungen Beamten für seinen Heldenmut zu tiefem Dank verpflichtet.

Scholz "zutiefst" bestürzt

Bundeskanzler Olaf Scholz äußerte sich auf X "zutiefst" bestürzt. "Sein Einsatz für die Sicherheit von uns allen verdient allerhöchste Anerkennung. Ich bin in diesen bitteren Stunden in Gedanken bei seiner Familie und bei allen, die um ihn trauern", schrieb der SPD-Politiker.

Scholz kündigte mit Blick auf die Messerattacke und einen Übergriff auf den CDU-Politiker Roderich Kiesewetter ein hartes Vorgehen gegen Gewalt an. "Ob das Gewalt ist gegen sich links oder in der Mitte oder rechts engagierende demokratische Politikerinnen und Politiker – sie ist immer nicht akzeptabel und sie wird von uns nicht hingenommen werden."

CDU-Chef Friedrich Merz schrieb auf X: "Aus dem Messerangriff am Freitag ist heute heimtückischer Mord geworden. Meine Gedanken sind bei der Familie. Es ist einfach furchtbar." Auch FDP-Chef Christian Lindner, Außenministerin Annalena Baerbock, der Grünenvorsitzende Omid Nouripour und zahlreiche andere Politikerinnen und Politiker reagierten schockiert auf den Tod des Polizisten.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schrieb in einer Erklärung: "Ich bin tief erschüttert über den Tod des Polizisten, der in Mannheim mutig eingriff, um Menschenleben zu schützen." Er kondolierte den Angehörigen des 29-Jährigen und dankte zugleich allen Polizisten im Einsatz. Er sei besorgt über eine "Verrohung der politischen Auseinandersetzung und der wachsenden Gewaltbereitschaft in unserem Land."

Deutsche Polizeigewerkschaft benennt tägliche "brutale" Gewalt

Auch die Deutsche Polizeigewerkschaft reagierte betroffen. "Die Gewalt, die uns täglich begegnet, ist schonungslos brutal, menschenverachtend und oft tödlich", sagte Landeschef Ralf Kusterer. Die Kampagnen gegen Hass und Hetze würden oft nicht einmal im Ansatz die Probleme treffen, die Polizistinnen und Polizisten täglich ertragen müssten.

Angesichts des Angriffs hatte ein überparteiliches Bündnis für Sonntagnachmittag zu einer Mahnwache gegen Gewalt und Hass in Mannheim aufgerufen. Gleichzeitig fand auf dem Marktplatz eine Kundgebung der Jungen Alternative statt. Die Versammlung der Jugendorganisation der AfD lief unter dem Motto "Remigration hätte diese Tat verhindert!". Der Verfassungsschutz führt die Junge Alternative als gesichert rechtsextrem.