In Griechenland sind binnen 24 Stunden laut Feuerwehr 64 Wald- und Buschbrände ausgebrochen. Besonders schwierig ist die Lage im Nordwesten der Halbinsel Peloponnes. Zwar sei die Situation dort noch unter Kontrolle, man rechne jedoch zum Mittag mit starkem Wind, berichtete der griechische Sender ERT unter Berufung auf Behördenangaben. Sieben Ortschaften seien bereits evakuiert worden. Feuerwehr und freiwillige Helfer hatten zuvor die ganze Nacht über gegen die Flammen angekämpft.

Experten zufolge sind mehr als 90 Prozent der Brände auf menschliches Verschulden zurückzuführen – also absichtliche oder fahrlässige Brandstiftung. Für besonderen Unmut sorgt derzeit ein Brand auf der Insel Hydra: In der Nacht zum Samstag entzündeten die Passagiere einer Jacht vor der Küste der Insel an Bord ein Feuerwerk. Wie griechische Medien berichteten, setzten die Funken daraufhin den einzigen Pinienwald der Insel in Brand. Die Verursacher hätten noch versucht, die ersten Flammen zu löschen, dann aber die Feuerwehr gerufen und sich davongemacht.

Das Gebiet ist unzugänglich, die Feuerwehrleute können nur aus der Luft und vom Meer aus löschen und haben den Brand bislang nicht unter Kontrolle. Der Bürgermeister der Insel war in einem Fernsehinterview außer sich über den Vorfall. Unabhängig von den zentralen Behörden werde auch die Inselgemeinde selbst die Verursacher des Brandes anzeigen, sagte er.

"Selbst ein Funke kann Vernichtung und Zerstörung anrichten"

Wie der griechische Zivilschutz mitteilte, bleibt die Waldbrandgefahr in mehreren griechischen Regionen das ganze Wochenende über hoch. Der für Zivilschutz zuständige Minister Vassilis Kikilias warnte im griechischen Rundfunk: "Selbst ein Funke kann Vernichtung und Zerstörung anrichten." 

Im vergangenen Jahr war Griechenland von heftigen Busch- und Waldbränden betroffen, bei denen mindestens 25 Menschen ums Leben kamen. Die verbrannte Fläche betrug rund 170.000 Hektar. Der Brand nahe der nordgriechischen Hafenstadt Alexandroupolis galt gar als größter Waldbrand, der je in der EU verzeichnet wurde.

Mit Blick auf die Klimakrise sagte Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis, die Brände seien "extreme Phänomene, die zeigen, dass nichts mehr so sein wird wie bisher". Die griechische Regierung kündigte deshalb im April an, mehr als zwei Milliarden Euro in den Katastrophenschutz zu investieren.

Aktuell verfügt Griechenland über 90 Löschflugzeuge und -hubschrauber, fünf weitere sollen bis 2025 angeschafft werden, ebenso wie Hunderte neue Fahrzeuge für die Feuerwehr. Auch in die Infrastruktur des Katastrophenschutzes, die technische Ausstattung und neue Technologien soll Geld fließen – etwa in Drohnen, die Brandherde in unzugänglichen Gebieten frühzeitig ausfindig machen könnten.

Bis zu zehn Jahre Haft – selbst bei fahrlässiger Brandstiftung

Die Strafen für Brandstiftung wurden im vergangenen Jahr in Griechenland deutlich erhöht. Neben Geldbußen im fünfstelligen Bereich können nun selbst bei fahrlässiger Brandstiftung Haftstrafen von bis zu zehn Jahren verhängt werden. Zudem trat im Juni ein Gesetz in Kraft, das Grundstücksbesitzer in bestimmten Fällen dazu verpflichtet, ihre Grundstücke von Unterholz und Gebüsch zu reinigen.

Brandstifter zu fassen, gelingt selten – doch manchmal haben die Behörden Erfolg. So konnte jüngst ein Mann festgenommen werden, den mehrere Videokameras dabei aufzeichneten, wie er östlich von Athen einen Brand legte. Der Brand konnte erst nach zwei Tagen gelöscht werden.