In Griechenland sind Tausende Touristen und Bewohner vor den verheerenden Waldbränden in Sicherheit gebracht worden. Auf der großen Insel Euböa wurden in der Nacht mehr als 1.300 Menschen mit Fähren aus dem von Flammen umgebenen Küstenort Limni gebracht. Mehr als 20 weitere Menschen wurden nach Angaben griechischer Medien am Samstagmorgen vom Strand von Rovies in Sicherheit gebracht.

Kriegsschiffe der Marine waren vor der Nordküste der Insel in Alarmbereitschaft, sollten weitere Evakuierungen nötig werden. Die Feuerfront auf Euböa allein erstrecke sich über eine Länge von 30 Kilometern, sagte der für die Inseln zuständige Gouverneur von Mittelgriechenland, Fanis Spanos. Nach seinen Angaben mussten 300 obdachlos gewordene Familien in Hotels untergebracht werden.

Auf der Halbinsel Peloponnes brannten Hunderte Hektar östlich der antiken Stätte von Olympia sowie in den Regionen Magne und Messinia. Mehr als 5.000 Einwohner und Touristen waren gezwungen, vor dem Feuer in Magne zu fliehen. Nördlich von Athen breiteten sich die Flammen Richtung Osten bis zum Marathon-See aus, dem größten Wasserreservoir der Hauptstadt.

"Schäden so schnell wie möglich beheben"

Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis versprach im Hauptquartier der Feuerwehr in Athen eine rasche Wiederaufforstung der von den Bränden betroffenen Gebiete. "Wenn dieser albtraumhafte Sommer zu Ende ist, werden wir alle Schäden so schnell wie möglich beheben", sagte er zu Reportern. Das Innenministerium kündigte für die betroffenen Regionen eine Nothilfe in Höhe von 1,5 Millionen Euro an.

Deutschland entsandte nach Angaben des Innenministeriums 44 Feuerwehrfahrzeuge mit 216 Feuerwehrleuten. Sie machten sich demnach über Land auf den Weg. und werden den Einsatzort bei Athen in drei bis vier Tagen erreichen.

Insgesamt meldeten die griechischen Behörden am Samstag noch 55 aktive Brände. Laut den Daten des Europäischen Waldbrandinformationssystems verbrannten allein in den vergangenen zehn Tagen 56.000 Hektar Land. In den Jahren 2008 bis 2020 waren es im selben Zeitraum im Durchschnitt 1.700 Hektar.

In der Millionenmetropole Athen herrscht starke Rauchbildung, am dritten Tag in Folge geht Asche nieder. "Schließen Sie alle Fenster und gehen Sie nicht aus dem Haus", riefen die Behörden die Einwohner auf.

Verzweifelter Ruf von Euböa

Auf der zweitgrößten griechischen Insel Euböa spitzte sich die Situation am Samstag weiter zu. Fanis Spanos, der für die Insel zuständige Gouverneur der Region Mittelgriechenland, setzte über Facebook einen verzweifelten Hilferuf ab. "Das Feuer geht unvermindert weiter, es verbrennt Wälder und zerstört Häuser, es bedroht Menschenleben! Wir wollen endlich eine ernsthafte Anzahl von Löschflugzeugen, die wir seit dem ersten Tag fordern! Und mehr Löschzüge!"

Die Feuer könnten nicht allein mit Bulldozern bekämpft werden, fügte Spanos hinzu. "Wenn wir nichts unternehmen, wird sich das Feuer wirklich überall ausbreiten", warnte er. Auf Euböa waren in den vergangenen Tagen zahlreiche Ortschaften evakuiert worden. Zum Teil mussten die Menschen mit Fähren abgeholt werden, weil der Landweg abgeschnitten war. Viele Häuser sind bereits abgebrannt, das genaue Ausmaß der Verwüstung liegt noch nicht vor.

Von den nach langer Hitze und Trockenheit ausgebrochenen Bränden betroffen sind auch die antiken Sportstätten von Olympia und Sparta auf der Halbinsel Peloponnes. 70 Prozent der Gegend seien zerstört, sagte die Vizebürgermeisterin des Ortes Ost Mani, Eleni Drakoulakou. "Es ist eine biblische Katastrophe." Auch Kreta und Städte wie Grevena hoch im Norden sind betroffen.

Rumänische Feuerwehr wird begeistert empfangen

Unterdessen erreichte ein Konvoi mit 23 Löschfahrzeugen aus Rumänien die Hauptstadt. Die Rettungskräfte wurden mit Begeisterung von Menschen empfangen, die im Norden der Stadt gegen die Flammen kämpften. Die rumänischen Feuerwehrleute zeigten Victory-Zeichen aus ihren Fahrzeugen, wie der Fernsehsender ANT1 zeigte.

Zu den Helfern, die anreisen werden oder bereits im Land sind, gehören nach Angaben des griechischen Zivilschutzes 16 israelische und 100 ukrainische Feuerwehrleute ebenso wie 82 Rettungskräfte und zwei Löschflugzeuge aus Frankreich. Aus Zypern sind bereits 40 Feuerwehrleute und zwei Flieger in Griechenland. Die Schweiz schickte drei Löschhelikopter, die ab Samstag am Kampf gegen die Flammen teilnehmen sollen, ebenso Ägypten. Schweden beteiligt sich mit zwei Löschflugzeugen.