Bis ins Jahr 2045 wird die Zahl der in Deutschland lebenden Menschen einer neuen Prognose zufolge auf bis zu 85,5 Millionen Menschen anwachsen. Das entspreche einem Plus von rund 800.000 Menschen oder 0,9 Prozent im Vergleich zum Jahr 2023, teilte das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) mit.

Grund sei vor allem die erwartete Zuwanderung aus dem Ausland. Ohne diese würde die Bevölkerung in Deutschland bis 2045 "deutlich niedriger liegen", sagte Peter Jakubowski, Leiter der Abteilung Raum- und Stadtentwicklung im BBSR. Grund sei, dass in den kommenden Jahren erwartbar deutlich mehr Menschen sterben würden, als neu geboren werden.

Die Städte ziehen Arbeitende an

Allerdings gibt es laut der Studie große regionale Unterschiede: Während wirtschaftsstarke Großstädte, ihr Umland und viele ländliche Regionen insbesondere in Bayern und Baden-Württemberg weiter wachsen würden, gehe der Rückgang an Bevölkerung in strukturschwachen Gegenden abseits der Metropolen weiter. Dieser Umstand führe zu "zum Teil völlig konträren Herausforderungen" für die Regionen.

Vor allem bei der erwerbsfähigen Bevölkerung zwischen 20 und 67 Jahren werden Städte wie München, Leipzig, Berlin und Potsdam laut der Prognose beliebt bleiben. Während diese Gruppe insgesamt deutschlandweit um zwei Prozent schrumpfen werde, könnten die kreisfreien Städte mindestens zehn Prozent mehr von ihnen erwarten.

Regionen sollen lebenswerte Orte schaffen

Angesichts der neuen Zahlen forderte Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) strukturschwache Regionen auf, mit Hilfen von Bund, Ländern und der Europäischen Union lebenswerte Orte für Menschen aller Altersgruppen zu erhalten. "Zu den Herausforderungen zählen die Fachkräftesicherung, Integration, mehr altersgerechte Wohnungen, Digitalisierung in der Fläche und die Anpassung der sozialen Infrastrukturen", sagte Geywitz.

Das stärkste Wachstum prognostiziert das BBSR für den Landkreis Ebersberg in Bayern sowie für die kreisfreien Städte Freiburg im Breisgau, Potsdam und Leipzig. Auch Berlin und weite Teile seines Umlandes sollen demnach weiter deutlich wachsen. 

Hingegen sollen die Landkreise Erzgebirgskreis (Sachsen), Greiz (Thüringen) und Mansfeld-Südharz (Sachsen-Anhalt) bis 2045 laut der Prognose mehr als ein Fünftel ihrer Bevölkerung verlieren. Auch Teile Nordhessens, die angrenzenden Gebiete im östlichen Teil Nordrhein-Westfalens sowie des Saarlands erwarten demnach Rückgänge.

Prognosen sind keine Vorhersagen

Allerdings seien Prognosen zur Bevölkerung mit großen Unsicherheiten behaftet, sagt Peter Jakubowski vom BBSR. Vor allem Zu- und Abwanderung seien kaum verlässlich vorherzusagen, wie etwa die Entwicklungen infolge des Bürgerkriegs in Syrien und des Ukrainekriegs gezeigt hätten. Vor drei Jahren hatte das BBSR noch einen Bevölkerungsrückgang auf 81,9 Millionen bis zum Jahr 2040 vorausgesagt. Seither kamen allein durch den Ukrainekrieg über eine Million Menschen nach Deutschland.