Das Statistische Bundesamt erwartet für die kommenden Jahrzehnte einen deutlichen Bevölkerungsschwund in der EU – einer Nettozuwanderung von jährlich 1,2 Millionen Menschen zum Trotz. Bleibe dieser Wert gleich, werde die EU-Bevölkerung bis 2070 von derzeit 451,4 Millionen Menschen auf 432,2 Millionen sinken, teilte die Behörde mit.

Das entspricht einem Rückgang von 4,2 Prozent. Fiele die Nettozuwanderung komplett aus, würde die Bevölkerung demnach um gut 20 Prozent auf 358,4 Millionen Menschen sinken.

Bevölkerung Deutschlands soll bis 2070 fast gleich bleiben

Ein Bevölkerungswachstum wäre hingegen möglich, wenn die jährliche Nettozuwanderung steige. Würde sie um ein Drittel steigen, läge die Bevölkerungszahl 2070 bei 465,5 Millionen Menschen und wäre damit um 3,1 Prozent höher als derzeit.

Der prognostizierte Bevölkerungsrückgang ist dabei nicht in jedem EU-Land gleich. Während etwa Island, Malta, Luxemburg, Schweden und Irland mit einer deutlichen Zunahme rechnen müssten, würde die Einwohnerzahl insbesondere in ost- und südeuropäischen Staaten der EU abnehmen. Für Deutschland errechnen die Statistiker bei gleichbleibender Nettozuwanderung in die EU nur einen geringfügigen Rückgang der Einwohnerzahl um 0,4 Prozent.

2022 wanderten nach Angaben der EU-Kommission 2,25 Millionen Menschen in die EU ein, während 1,14 Millionen Menschen sie verließen. Irreguläre Migrantinnen und Migranten bildeten mit 326.000 einen Anteil von 14,9 Prozent an der Migration in die EU. Etwa 8,5 Prozent aller Einwohner der EU wurden außerhalb des Staatenbundes geboren. Fast zwei Drittel von ihnen oder 5,3 Prozent der Gesamtbevölkerung waren Bürgerinnen und Bürger anderer Staaten.

Anteil von Senioren soll um die Hälfte steigen

"Der demografische Wandel sorgt dafür, dass in den EU-Staaten in Zukunft immer weniger Menschen im Erwerbsalter einer immer größeren Zahl an Menschen im Rentenalter gegenüberstehen", schrieben die Statistiker. Derzeit kämen in der EU auf 100 Menschen im erwerbsfähigen Alter 36 Personen ab 65 Jahren. 2070 werde die Zahl bei 59 liegen. 

Der Anteil der Seniorinnen und Senioren an der Gesamtbevölkerung werde somit von 21,2 Prozent im vergangenen Jahr auf 30,5 Prozent steigen. Der Anteil der unter 20-Jährigen werde hingegen von 20,3 Prozent im vergangenen Jahr auf 17,9 Prozent sinken.

Auch hier sei die Verteilung ungleichmäßig: In Litauen werde dieser Altersquotient 2070 bei 73 liegen, in Schweden mit 50 am niedrigsten. In Deutschland würden auf 100 Personen im erwerbsfähigen Alter 54 Menschen ab 65 Jahren leben. Der Anteil der unter 20-Jährigen werde in Frankreich, Schweden und Dänemark mit 20 Prozent am höchsten sein, in Deutschland soll er beim derzeitigen Wert von 19 Prozent bleiben.