Im vergangenen Jahr haben 200.100 Ausländerinnen und Ausländer einen deutschen Pass erhalten. Das seien so viele, wie noch nie seit Beginn der Zählungen im Jahr 2000, teilte das Statistische Bundesamt mit. Die Zahlen steigen seit mehreren Jahren kontinuierlich: Im Vergleich zum Vorjahr stieg sie demnach um 19 Prozent, nachdem sie 2022 im Vorjahresvergleich bereits um 28 Prozent gestiegen war. 

Ähnlich hoch war die Zahl zuletzt im Jahr 2000, in dem die Erfassung nach derzeit geltenden Regeln begann: Damals waren mehr als 186.000 Menschen eingebürgert worden, fast die Hälfte von ihnen kam aus der Türkei. Vergleiche mit früheren Jahren sind dem Statistischen Bundesamt zufolge nur eingeschränkt möglich, weil zur Jahrtausendwende die rechtlichen Rahmenbedingungen geändert wurden.

Eingebürgerte sind deutlich jünger als Durchschnittsdeutsche

Den Angaben zufolge erhielten 2023 Menschen mit 157 verschiedenen Staatsangehörigkeiten einen deutschen Pass. Die meisten Eingebürgerten waren Syrerinnen und Syrer: Sie stellten 75.000 oder mehr als ein Drittel der neuen Eingebürgerten. Mehr als 35.000 weitere Eingebürgerte kamen aus der Türkei, dem Irak, Rumänien oder Afghanistan.

Die Eingebürgerten waren im Schnitt 29,3 Jahre alt und damit deutlich jünger als der oder die durchschnittliche Deutsche mit 44,6 Jahren. Der Frauenanteil war mit 45 Prozent jedoch etwas geringer. Im Schnitt hielten sich die neu Eingebürgerten bis zum Erhalt der deutschen Staatsangehörigkeit 6,8 Jahre in Deutschland auf.

Grund für den hohen Anteil der Eingebürgerten aus Syrien sei die Flucht von vielen Menschen aus Syrien nach Deutschland zwischen 2014 und 2016, teilten die Wiesbadener Statistiker mit. "Diese erfüllen mittlerweile vermehrt die Voraussetzungen für eine Einbürgerung, unter anderem im Hinblick auf Sprachkenntnisse und Mindestaufenthaltsdauer." 

So handelte es sich bei 28.000 eingebürgerten Syrern um minderjährige Kinder oder Ehegatten, für deren Einbürgerung keine Mindestaufenthaltsdauer gilt. Allgemein sind Einbürgerungen in der Regel nach acht Jahren Aufenthalt in Deutschland möglich. Die Frist kann bei besonderen Integrationsleistungen auf bis zu sechs Jahre verkürzt werden.

So wenige Türken eingebürgert wie noch nie

Aus der Türkei und dem Irak kamen jeweils 10.700 neu eingebürgerte Menschen. Die Zahl der Iraker nahm dabei gegenüber dem Vorjahr um 57 Prozent zu, die der Türken nahm um ein Viertel ab. Damit wurden 2023 so wenige Türkinnen und Türken eingebürgert wie noch nie seit Beginn der Messungen. Bis 2020 hatten sie in jedem Jahr die größte Gruppe gebildet.

Die Flucht von mehr als einer Million Menschen aus der Ukraine nach Deutschland wirkte sich hingegen bislang nur wenig auf die absolute Zahl der Einbürgerungen aus. 2023 stieg deren Zahl um sechs Prozent auf 5.900, nachdem sie sich von 2021 auf 2022 von 1.900 auf 5.600 fast verdreifacht hatte. Anteilig an allen Einbürgerungen handelte es sich demnach bei drei Prozent der Eingebürgerten um ukrainische Staatsangehörige.