Wenn die Welt etwas nicht braucht, dann noch mehr Abo-Dienste. Es sei denn, sie vereinen mehrere Dienste und Produkte, für die man vorher jeweils einzeln bezahlt hat, sodass man im besten Fall Geld spart. Bundle heißt diese, nun ja, Bündelung in der Fachsprache und am Dienstagabend hat Apple ein Bundle vorgestellt, dass der Idee einer "Alles-in-einem-Flatrate" schon ziemlich nahe kommt. Das verheißt schon der Name: Apple One.

Tatsächlich war Apple One die vielleicht interessanteste Ankündigung von Apples virtuellem Event, auf dem auch noch neue Smartwatches und iPads vorgestellt wurden. Apple One bündelt verschiedene Dienste des Unternehmens. Zur Auswahl stehen drei Versionen, Individual, Family und Premier. Individual kostet knapp 15 Euro im Monat und enthält Zugriff auf Apple Music, Apple TV+, den mobilen Spieledienst Arcade sowie 50 Gigabyte iCloud-Speicher. Das Family-Modell enthält für 20 Euro im Monat 200 Gigabyte Speicher und erlaubt sechs Familienmitgliedern gleichzeitigen Zugriff auf die Dienste.

Für etwa 30 Euro ergänzt die Premier-Version das Bundle noch um Apple News+ und den neuen Dienst Fitness+ für die Apple Watch. Weil diese beiden Dienste allerdings nicht überall angeboten werden, wird auch Premier vorerst nur in wenigen englischsprachigen Ländern verfügbar sein. Auch deutsche Nutzerinnen und Nutzer müssen sich noch gedulden; sie können Apple One vorerst nur in der Individual- und Family-Variante abonnieren.

Apple übt Druck auf Konkurrenten aus

Die Implikationen von Apple One, vor allem in der Premier-Version, sind groß. Vor allem für die Anbieter einzelner Dienste, die nun von Apple bedrängt werden.

Zum Beispiel Spotify. Der Streaminganbieter liegt schon länger mit Apple im Clinch und hat im Sommer 2019 eine Beschwerde bei der EU-Kommission eingelegt. Der Vorwurf: Apple nutze seine Marktmacht aus, um seinen eigenen Streamingdienst Apple Music auf iPhones günstiger anbieten zu können. Nur wenige Stunden nach der Vorstellung von Apple One hat Spotify die Kritik bekräftigt. Verständlich, denn während Apple Music auf der Apple Watch gut integriert ist, funktioniert Spotify nur eingeschränkt. Wer nun eine Apple Watch besitzt und künftig Fitness+ nutzen möchte, dürfte zweimal überlegen, ob es sich nicht lohnt, vielleicht doch gleich ein Apple-One-Abo abzuschließen, in dem sowohl Fitness+ als auch Apple Music enthalten ist. Der bezahlte Spotify-Account wäre dann wohl überflüssig.

Auch das Fitnessunternehmen Peloton, das ein digitales Fitnessprogramm in Verbindung mit Hometrainern für einen monatlichen Abopreis anbietet, bekam die Ankündigung zu spüren. Und das, obwohl das Geschäftsmodell von Peloton auf den ersten Blick wenig mit Fitness+ gemein hat, sieht man von persönlichen Trainingsplänen einmal ab. Der Aktienkurs brach zwischenzeitlich ein, erholte sich zum Ende des Tages aber wieder. Man müsse die Vorstellung von Apple One und Fitness+ erst einmal verdauen, sagte Peloton-CEO John Foley. Insgesamt begrüße man aber den Vorstoß, weil Apple damit letztlich digitale Fitnessangebote legitimiere. Das könne der Branche insgesamt helfen.

Ob Apple das ähnlich sportlich sieht, ist zu bezweifeln. Dem Unternehmen dürfte es letztlich vor allem darum gehen, das eigene Service-Geschäft weiter auszubauen – komme, was wolle. Noch machen die iPhone-Verkäufe zwar den Großteil des Umsatzes aus, doch digitale Dienste wie der App Store, Apple Music oder auch Arcade werden wichtiger. Allein zwischen 2019 und 2020 ist Apples Umsatz mit Diensten um zwei Milliarden US-Dollar gewachsen.

Vor allem in den Bereichen Gaming und Fitness hat Apple einen Hardware-Vorteil: iPhones und iPads sind bereits eine beliebte Gaming-Plattform, die mit der Einführung von Arcade im vergangenen Herbst noch einmal attraktiver wurde. Und die Apple Watch ist die am meisten verkaufte Smartwatch weltweit. Mit der Einführung von Fitness+ und neuen Funktionen wie der Messung des Sauerstoffgehalts im Blut will Apple die Uhr nun noch stärker als Fitness-Gadget etablieren. Die Einführung einer günstigeren Apple Watch SE übt zudem Druck auf Anbieter wie Fitbit aus, die preiswertere Fitnesstracker anbieten. Denn für Sportlerinnen und Sportlern stellt sich früher oder später die Frage: Bietet mir die Apple Watch in Kombination mit Apple One nicht das bessere und vor allem günstigere Gesamtpaket?