Das US-amerikanische Unternehmen Anthropic plant, seinen KI-Chatbot Claude in Europa auf den Markt zu bringen. Tests hätten gezeigt, dass Claude sehr gut unter anderem auf Deutsch, Französisch und Italienisch funktioniere, sagte Anthropic-Mitgründer Jack Clark. Ähnlich wie ChatGPT kann Claude mithilfe künstlicher Intelligenz unter anderem Sätze auf dem Niveau eines Menschen formulieren und den Inhalt von Texten zusammenfassen. In Europa sollen die Webversion, die iPhone-App und eine Variante für Unternehmen verfügbar sein.

Anthropic brachte im März die aktuelle Generation ihres KI-Chatbots, Claude 3, heraus, die in einigen technischen Tests die Leistung des GPT-4-Modells von OpenAI übertraf. Anthropic verwies darauf, dass Claude auch lange Texte zusammenfassen und Fragen dazu beantworten kann. Damit könne die Software besonders nützlich unter anderem für Rechtsexperten sowie in der Medizin und Finanzbranche sein, sagte Mitgründer Jared Kaplan. Die Firma sieht bislang keine Datenspeicherung in Europa vor, sei aber offen dafür, wenn Kunden sich das wünschen sollten. Zugleich seien Daten von Kunden stets verschlüsselt und damit nur für sie zugänglich.

Claude will "Halluzinationen" durch Abgleich mit Fakten minimieren

Kaplan zufolge hat Anthropic auch erfolgreich sogenannte Halluzinationen reduziert, bei denen die Software falsche Angaben macht. Die "Halluzinationen" sind ein grundsätzliches Problem von KI-Programmen, das mit ihrer Funktionsweise zusammenhängt. Die Software wird mit riesigen Mengen an Informationen angelernt. Beim Formulieren von Texten entscheidet sie Wort für Wort, wie ein Satz wahrscheinlich weitergehen soll. Dabei können völlig falsche Angaben herauskommen, selbst wenn die KI-Modelle nur mit korrekten Informationen gefüttert wurden. 

Anthropic versucht bei Claude, solche Fehler durch den Abgleich mit Fakten zu minimieren. Auf ähnliche Weise wird auch mit Grundsatzregeln abgeglichen, um Beleidigungen oder Diskriminierung zu verhindern.

Wenige Stunden vor Bekanntgabe des Europastarts von Claude stellte OpenAI eine sprechende Version von ChatGPT vor, die sich mit Nutzern wie ein Mensch unterhalten kann. Dabei geht die Software auch auf visuelle Informationen ein, die sie über die Smartphone-Kamera bekommt. Von Google werden bei der Entwicklerkonferenz am Dienstag ebenfalls Neuerungen bei KI-Assistenten erwartet.