Zum Menschsein gehört auch – manche würden vielleicht sogar sagen: vor allem – die Fähigkeit, unfreundlich zu sein. Insofern ist es wohl tatsächlich ein Schritt in Richtung echter Zusammenarbeit mit Maschinen, dass man den Chatbot ChatGPT jetzt unterbrechen kann. 

Das Unternehmen OpenAI hat am Montag angekündigt, einige der Funktionen von ChatGPT zu verbessern, unter anderem die Sprachsteuerung in der App. In Demonstrationen, die in einem Livestream gezeigt wurden, unterhielten sich OpenAI-Mitarbeiter deutlich flüssiger mit der künstlichen Intelligenz als das bisher möglich ist. Die Stimme soll nun schneller reagieren und in unterschiedlichen Gefühlslagen modulieren können. Und neu ist eben auch, dass man die KI unterbrechen kann, woraufhin diese das bemerkt und aufhört zu sprechen.

Diese und andere Funktionen soll ChatGPT in den kommenden Wochen für alle Nutzerinnen und Nutzer bekommen. Das bedeutet auch, dass Features, für die Kunden bisher bezahlen mussten, bald kostenlos verfügbar sind. Dazu gehört neben der Sprachsteuerung die Möglichkeit, Bilder hochzuladen. Funktionen, die im vergangenen Herbst als neue "Sinne" der KI präsentiert worden waren

Zahlende Nutzerinnen und Nutzer werden in Zukunft offenbar im Wesentlichen den Vorteil haben, dass sie den Chatbot länger nutzen können, bevor sie an die Grenze der pro Tag zulässigen Anfragen stoßen. Das dürfte sich allerdings nur für echte Poweruser lohnen.

Es sei der Firma ein Anliegen, KI-Technologie möglichst vielen Menschen zur Verfügung zu stellen, sagte Mira Murati, OpenAIs Technikchefin zu Beginn der etwa halbstündigen Übertragung aus dem OpenAI-Büro in Kalifornien.

Ein neues Sprachmodell

Möglich werde die Gratisbereitstellung all dieser Features unter anderem dadurch, dass die KI in Zukunft deutlich effizienter arbeite. Künftiger Standard für ChatGPT sei ein neues Sprachmodell mit dem Namen GPT-4o (der Buchstabe o, nicht die Zahl 0, auf Englisch gesprochen GPT-four-oh). In einem Testaccount von ZEIT ONLINE war es nicht unmittelbar verfügbar, es soll nach und nach ausgerollt werden.

Bisher seien für die Sprachsteuerung von ChatGPT drei verschiedene KI-Systeme kombiniert worden: eins für Transkription, eins für die eigentliche Anfrage, eins für die Sprachausgabe. Nun seien diese Funktion alle in einem Modell vereint, was dieses schneller und kostengünstiger mache. 

Zur Wahrheit gehört aller Wahrscheinlichkeit aber auch: Seine Neuerungen für viele Menschen kostenlos verfügbar zu machen, ist für OpenAI wohl auch deshalb möglich, weil aus anderen Quellen mehr Geld kommt, als Pro-Abos je einnehmen könnten. Berichten zufolge soll OpenAI einen Deal mit dem Konzern Apple geschlossen haben, der seinen Sprachassistenten Siri mit der KI-Technologie des Unternehmens verbessern will.