Der Sonderbeauftragte der Bundesregierung für die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten, Daniel Terzenbach, hat Gründe für die geringe Beschäftigungsquote ukrainischer Geflüchteter in Deutschland genannt. "Der Arbeitsmarkt in Deutschland ist schon extrem sprachfixiert, stärker als in anderen Ländern", sagte Terzenbach der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Polnisch oder Tschechisch seien dem Ukrainischen relativ nah, "in den Niederlanden oder in Skandinavien kommen Sie mit Englisch viel besser durch als bei uns".

Ein weiteres Problem sei die Kinderbetreuung. Zudem verlaufe die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse schleppend, kritisierte Terzenbach, der auch Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit ist. "Wir haben in Deutschland zwischen 700 und 1.200 Ämter, die für die Anerkennung ausländischer Abschlüsse zuständig sind, so ganz genau weiß das niemand. Das beschreibt den Dschungel", sagte er. "Wenn wir das als Experten schon nicht wissen, wie sollen sich dann die geflüchteten Menschen zurechtfinden?"

Schwache Konjunktur erschwert Anstellungen

Terzenbach sprach auch über den sogenannten Job-Turbo, der im vergangenen Jahr eingeführt wurde, um Geflüchtete schneller in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Derzeit leide dieser allerdings unter der schwachen Konjunktur. "Die Rahmenbedingungen haben sich verschlechtert", sagte er. "Vorigen Herbst wurden noch 1,3 Prozent Wachstum für 2024 erwartet, jetzt sind wir nahe null Prozent. Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist historisch niedrig."

Trotzdem sei es im Juni gelungen, "fast doppelt so viele Ukrainerinnen und Ukrainer in den Arbeitsmarkt zu integrieren wie im Vorjahr, während die Arbeitslosigkeit insgesamt gestiegen ist", sagte Terzenbach. Nach jüngsten Angaben des Bundesarbeitsministeriums konnten inzwischen von den ukrainischen Geflüchteten 187.000 in eine sozialversicherungspflichtige Arbeit gebracht werden. Seit Kriegsbeginn sind nach Angaben des Innenministeriums mehr als 1,1 Millionen Ukrainer nach Deutschland gekommen. Darunter sind rund 351.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.

Geringe Beschäftigung sorgt für politische Debatten

Die geringe Beschäftigungsquote ukrainischer Geflüchteter im Vergleich zu einigen anderen Ländern und auch im Vergleich zu den Geflüchteten von 2015/16 hatte zuletzt für Diskussionen gesorgt. Der Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Alexander Dobrindt, forderte sogar, bei Geflüchteten aus der Ukraine Arbeit zur Bedingung für eine Bleibeerlaubnis zu machen. Es müsse der Grundsatz gelten: "Arbeitsaufnahme in Deutschland oder Rückkehr in sichere Gebiete der West-Ukraine", hatte er gesagt.