Verkehrspolitik ist ein emotionales Thema, gerade wenn es um Einschränkungen geht, die das Klima schützen sollen. Forscher Mark Andor weiß, mit welchen Maßnahmen die Deutschen leben können – und mit welchen nicht.

DIE ZEIT: Herr Andor, Menschen akzeptieren laut Ihrer Befragung eher Maßnahmen, die Alternativen zum Auto attraktiver machen, als solche, die das Autofahren verteuern – das dürfte Sie als Verhaltensökonomen kaum überraschen.

Mark Andor: Klar, Menschen mögen kaum etwas weniger als Verluste, natürlich finden sie kostenlosen Nahverkehr besser als eine Städtemaut. Aber man muss auch sehen, dass wir nicht ausgeführt haben, was die jeweiligen Maßnahmen mit sich bringen. So tritt in den Hintergrund, dass ja der kostenlose Nahverkehr auch irgendwie finanziert werden muss und dass andersherum mit der Städtemaut andere Maßnahmen bezahlt werden können. Wir wollten aber nicht in die Argumentation einsteigen, um die Befragten nicht zu beeinflussen.

ZEIT: Allerdings befürworten die Teilnehmenden eine Kerosinsteuer, die sie ja etwas kosten würde, und sogar ein Verbot von Inlandsflügen. Wie erklären Sie sich das?

Andor: Offenbar hat das Auto für viele Deutsche immer noch eine Sonderstellung, vielleicht auch, weil es für viele das Verkehrsmittel ist, mit dem sie ihren Alltag bestreiten. Bei anderen Verkehrsmitteln scheinen sie eher zum Verzicht bereit zu sein.

Kosten soll es lieber nichts

Anteil der Befragten, die verschiedenen verkehrspolitischen

Maßnahmen zustimmen

Das Marktforschungsinstitut Forsa hat die Teilnehmenden

seines Online-Panels befragt, 6107 haben geantwortet

100 %

Ausbau von Fahrradwegen

75 %

Kostenloser ÖPNV

Autobahn-Tempolimit 130

Kerosinsteuer

Elektromobilität ausbauen

50 %

Verbot Inlandsflüge

Höhere Parkkosten

Verbot Verbrenner 2035

25 %

Städtemaut

2019

2022

2024

ZEIT-Grafik/Quelle: RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung

Kosten soll es lieber nichts

Anteil der Befragten, die verschiedenen

verkehrspolitischen Maßnahmen

zustimmen

Das Marktforschungsinstitut Forsa

hat die Teilnehmenden seines

Online-Panels befragt,

6107 haben geantwortet

100 %

75 %

50 %

25 %

2022

2019

2024

Ausbau von Fahrradwegen

Kostenloser ÖPNV

Kerosinsteuer

Elektromobilität ausbauen

Autobahn-Tempolimit 130

Verbot Inlandsflüge

Verbot Verbrenner 2035

Städtemaut

Höhere Parkkosten

ZEIT-Grafik/Quelle: RWI – Leibniz-

Institut für Wirtschaftsforschung

Kosten soll es lieber nichts

Anteil der Befragten, die verschiedenen

verkehrspolitischen Maßnahmen

zustimmen

Das Marktforschungsinstitut Forsa

hat die Teilnehmenden seines Online-Panels

befragt, 6107 haben geantwortet

100 %

75 %

50 %

25 %

2022

2019

2024

Ausbau von Fahrradwegen

Kostenloser ÖPNV

Kerosinsteuer

Elektromobilität ausbauen

Autobahn-Tempolimit 130

Verbot Inlandsflüge

Verbot Verbrenner 2035

Städtemaut

Höhere Parkkosten

ZEIT-Grafik/Quelle: RWI – Leibniz-

Institut für Wirtschaftsforschung

Kosten soll es lieber nichts

Anteil der Befragten, die verschiedenen verkehrspolitischen

Maßnahmen zustimmen

Das Marktforschungsinstitut Forsa hat die Teilnehmenden

seines Online-Panels befragt, 6107 haben geantwortet

100 %

Ausbau von Fahrradwegen

75 %

Kostenloser ÖPNV

Autobahn-Tempolimit 130

Kerosinsteuer

Elektromobilität ausbauen

50 %

Verbot Inlandsflüge

Höhere Parkkosten

Verbot Verbrenner 2035

25 %

Städtemaut

2019

2024

2022

ZEIT-Grafik/Quelle: RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung

Kosten soll es lieber nichts

Anteil der Befragten, die verschiedenen

verkehrspolitischen Maßnahmen

zustimmen

Das Marktforschungsinstitut Forsa

hat die Teilnehmenden seines

Online-Panels befragt,

6107 haben geantwortet

100 %

75 %

50 %

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2022

2019

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Ausbau von Fahrradwegen

Kostenloser ÖPNV

Kerosinsteuer

Elektromobilität ausbauen

Autobahn-Tempolimit 130

Verbot Inlandsflüge

Verbot Verbrenner 2035

Städtemaut

Höhere Parkkosten

ZEIT-Grafik/Quelle: RWI – Leibniz-

Institut für Wirtschaftsforschung

Kosten soll es lieber nichts

Anteil der Befragten, die verschiedenen

verkehrspolitischen Maßnahmen

zustimmen

Das Marktforschungsinstitut Forsa

hat die Teilnehmenden seines Online-Panels

befragt, 6107 haben geantwortet

100 %

75 %

50 %

25 %

2022

2019

2024

Ausbau von Fahrradwegen

Kostenloser ÖPNV

Kerosinsteuer

Elektromobilität ausbauen

Autobahn-Tempolimit 130

Verbot Inlandsflüge

Verbot Verbrenner 2035

Städtemaut

Höhere Parkkosten

ZEIT-Grafik/Quelle: RWI – Leibniz-

Institut für Wirtschaftsforschung

ZEIT: Sind denn die Maßnahmen, die die Befragten befürworten, auch jene, die sinnvoll sind?

Andor: Nein, das geht ganz klar auseinander. So haben verschiedene Untersuchungen, unter anderem zum 9-Euro-Ticket, festgestellt, dass ein günstiger Nahverkehr die Autonutzung nicht deutlich reduziert. Eine Städtemaut tut das dagegen sehr wohl. Deshalb empfehlen sie viele Fachleute, bei den meisten Menschen ist sie aber ziemlich unbeliebt.

ZEIT: Wollen Verkehrspolitiker also etwas für Klima und Umwelt erreichen, müssen sie gegen den Willen der Menschen handeln?

Andor: Ganz so hart würde ich das nicht sagen. Es kann zum Beispiel helfen, Maßnahmen eine Zeit lang zu testen. In Schweden hat man das gemacht und in Göteborg und Stockholm probeweise eine Stadtmaut eingeführt.

ZEIT: Was ist passiert?

Andor: Die Zustimmung ist gestiegen! Offenbar haben die Leute gemerkt, dass die Maut Vorteile hat, nicht nur für Klima und Umwelt, sondern auch für die Gesundheit und die Lebensqualität in der Stadt. Außerdem steht man weniger im Stau, und es gibt weniger Unfälle.

ZEIT: Was ist mit dem viel diskutierten Tempo 130 auf deutschen Autobahnen?

Andor: Das stellt eine interessante Ausnahme in unserer Befragung dar. Es ist die Einschränkung des Autofahrens mit der höchsten Akzeptanz, und die Zustimmung ist über die vergangenen Jahre sogar gestiegen. Wir nehmen an, das liegt daran, dass so viel darüber geredet wurde. Allerdings polarisiert diese Maßnahme auch wie kaum eine andere. Fast niemand hat mit "weiß nicht" geantwortet, und es gibt neben der starken Zustimmung auch eine starke Ablehnung. Aber diese Linie verläuft nicht zwischen Menschen mit und ohne Auto – ihre Antworten unterscheiden sich in diesem Punkt relativ wenig.

ZEIT: Wie groß waren insgesamt die Unterschiede zwischen Autofahrern und Nicht-Autofahrern?

Andor: Das hängt stark von der jeweiligen Maßnahme ab. 90 Prozent unserer Befragten hatten ein Auto, unter allen deutschen Haushalten sind es etwa 78 Prozent. Am stärksten unterschieden sich die Antworten zur Umwandlung von Parkplätzen in Grünflächen oder Radwege, zu autofreien Wohngebieten und zu höheren Parkkosten. Da liegt die Akzeptanz bei Autofahrern gut 30 Prozentpunkte niedriger als bei Nicht-Autofahrern.

ZEIT: Und wie sehen die Unterschiede zwischen Stadt und Land aus? Dorfbewohner, heißt es oft, könnten nun mal schlechter aufs Auto verzichten.

Andor: Das hat uns tatsächlich überrascht: Die Unterschiede sind gar nicht so groß, höchstens elf Prozentpunkte. Wir hätten gedacht, dass Menschen, die auf dem Land leben, stärker gegen Maßnahmen wären, die das Autofahren erschweren oder teurer machen.

ZEIT: Sind die Leute heute also insgesamt eher bereit, auf das Auto zu verzichten?

Andor: Nein, die Akzeptanz für fast alle Maßnahmen ist seit 2022 leicht gesunken.

ZEIT: Warum ist das so?

Andor: Da kann ich nur mutmaßen. Plausibel ist aber, dass in den vergangenen beiden Jahren andere Krisen in den Vordergrund gerückt sind. Ich würde nicht sagen, dass der Klimaschutz für die Menschen an Relevanz verloren hat. Aber andere Probleme wurden eben wichtiger.